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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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schrecken. Seine Kraft war so tief verwurzelt wie die Steineiche, in deren Ästen sein Haus thronte. Schon bald fühlte er, wie das Glühen der Haut nachließ, die eitrig glänzenden Wundränder verblassten. Langsam begannen sich die Wunden zu schließen, dieverschobene Linie ihres Beins glättete sich. Rolana wurde ruhig, ihre Züge entspannten sich, und ein tiefer Friede schwebte um sie.
    Bis zum Sonnenaufgang saß der Weise an ihrem Lager, sang leise und wachte über ihren Genesungsschlaf. Dann erhob er sich und löschte die Kerzen. Eine junge Elbenfrau kam, wusch Rolanas schweißbedeckten Körper und hüllte sie in ein leichtes Gewand. Noch schlief sie tief, damit die heilenden Kräfte in ihr wirken konnten, doch es würde kein Tag mehr vergehen, und sie würde sich gesund von ihrem Lager erheben.
    Seradir brachte die Gefährten zu ihrem Quartier, das wie die anderen Wohnhäuser in luftiger Höhe schwebte und nur über eine schwankende Strickleiter erreicht werden konnte. Thunin verzog das Gesicht, seine Befürchtungen waren jedoch unbegründet. Obwohl die Seile leicht und dünn waren, hielten sie erstaunlichen Belastungen stand, und bald waren alle auf der rundum laufenden Plattform versammelt, die ein herrlich geschnitztes Geländer zierte. Seradir zeigte den Freunden noch, wie sie den Seilzug bedienen mussten, und dann schwebten ihre Rucksäcke in einer Kiste zu ihnen hinauf. Der Elb verbeugte sich und verschwand über eine schwankende Brücke in der Nacht.
    Neugierig betraten die Gefährten das Haus im Ahornbaum. Es bestand aus zwei Räumen, war blitzsauber und gemütlich eingerichtet. In jedem Raum standen drei Betten. In dem kleineren Zimmer fanden sie auf einer Kommode zwei Waschkrüge mit blütenduftendem Wasser und frische weiße Tücher; der größere Raum war neben den Bettenauch noch mit einem Tisch, einer Eckbank und zwei Stühlen ausgestattet. Auf der Tischplatte aus rötlichem Wurzelholz standen nicht nur ein Krug mit Met und einer mit kaltem, erfrischendem Kräutersud, es gab Platten mit Beeren und Nüssen, kleine gebratene Fischstücke, knusprige Brotstreifen, eine Schale mit Honig und scharf gewürzte, gebackene Scheiben einer Wurzel, die die Freunde nicht kannten. Der Duft eines bunten Wiesenstraußes vermischte sich mit dem Geruch der Sommernacht, der durch das offene Fenster hereinströmte. Herzhaft griffen die Freunde zu. Cay fühlte sich so leicht und frei, dass er sich kaum mehr die drückende Angst der letzten Tage ins Gedächtnis zurückrufen konnte. Auch die tiefen Falten auf Thunins Stirn schienen geglättet. Stumm sah er hinaus in das schwebende Lichtermeer und trank vom gewürzten Met. Auch die anderen schwiegen, doch es war eine freundliche Stille. Der Wind wehte leisen Gesang vom Gasthaus zu ihnen herüber. Glühwürmchen surrten durch die Nacht.
    »Also, ich gehe nun zu Bett«, brach der Zwerg schließlich das Schweigen, reckte sich und gähnte. »Solch weiche, warme Kissen muss man doch ausnutzen.«
    Er erhob sich, warf Stiefel, Wams und Hosen von sich und ließ sich dann mit einem wohligen Seufzer in eines der Betten sinken.
    Ibis trat ans Nachbarbett, betastete es misstrauisch mit den Fingerspitzen und ließ sich dann nach hinten fallen. Kopfschüttelnd setzte sie sich wieder auf. »Das ist nichts für mich«, sagte sie, erhob sich, holte ihre Decke aus dem Rucksack und legte sich unter dem zweiten Fenster auf den Boden.
    »Du weißt ja nicht, was gut ist«, grummelte der Zwerg und zog sich das Federbett bis über die Ohren.
    Ibis kicherte und murmelte etwas wie: »Alt und verweichlicht«, doch Thunin grunzte nur wohlig.
    Cay und Vlaros beschlossen, im Nebenraum zu schlafen. Die Aussicht auf eine Nacht ohne das Schnarchen des Zwergs war zu verlockend. Cay riss sich seine Kleider vom Leib, ließ sie achtlos auf den Boden fallen und sprang dann mit Schwung ins Bett. Vlaros betrachtete die schmutzige, zerknüllte Kleidung missbilligend und legte dann seinen Umhang und das weite Gewand sorgfältig zusammen. Er schlüpfte in ein leidlich sauberes Hemd, das er noch in seinem Rucksack fand, und rutschte dann unter die weiche Decke.
    Ruhe kehrte ein. Seit Wochen konnten die Freunde endlich wieder einmal eine Nacht durchschlafen, ohne Wache halten zu müssen und ohne die Angst, von einem plötzlichen Angreifer aus dem Schlummer gerissen zu werden.
    Rolana träumte. Sie fühlte die Hände des Elben auf ihrer Haut, spürte die Kraft, die in ihren geschwächten Körper eindrang und ihren

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