Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Worten, wie sie auf Burg Theron in eine Falle geraten, wie Rolana bei ihrer Flucht verletzt worden und sie dann auf dem Rückweg nach Fenon vom Weg abgekommen waren.
Die Elben hörten schweigend zu. Als der Zwerg geendet hatte, trat eine Gestalt aus den tiefen Schatten. Der Elb war groß und schlank, das weiß schimmernde Gewand fiel ihm bis über die Füße, sein Haar glänzte silbrig, sein Gesicht war alt und doch jung zugleich. Doch es waren seine Augen, die die Gefährten ihn anstarren ließen. Sie hatten die Farbe eines klaren Waldquells, türkis und unendlich tief. Trotz des gewundenen Stabes in seiner Hand, der in einem geschnitzten Schlangenkopf endete, hielt er sich gerade, und sein Schritt war fest. Er trat in die Mitte des Hufeisens und betrachtete die Freunde schweigend. Es fühlte sich an, als würde er ihre Gedanken erforschen und in ihren Herzen lesen. Dann endlich öffnete er den Mund und sagte mit dunkler Stimme:
»Seradir soll unsere Gäste ins Ahornhaus bringen, auf dass sie ruhen und sich erholen können. Morgen werde ich sie rufen lassen, um mich mit ihnen zu unterhalten. Die junge Frau lasst in mein Haus bringen. Ich werde die Nacht bei ihr wachen.«
Die Ältesten nickten mit dem Kopf, und da stand auch schon Seradir in der Tür, um die Gäste hinauszubegleiten, doch Cay schüttelte widerspenstig den Kopf.
»Ich lasse Rolana nicht allein. Ich komme mit ihr.«
Der Weise hob den Kopf und sah dem Schwertkämpfer in die Augen. Cay war es, als würde er in diese türkisfarbenen Augen hineingesogen. Er konnte den Boden unter seinen Füßen nicht mehr spüren. All seine Wünsche und Geheimnisse lagen da wie ein offenes Buch, und er reichte es dem Fremden, damit dieser darin lesen konnte. Als der Elb wieder sprach, klang seine Stimme sanft.
»Du brauchst keine Angst um sie zu haben, wenn ich bei ihr bin. Vertraue mir. Morgen kannst du sie sehen. Ich werde einen Boten schicken.«
Cay fühlte den tiefen Frieden, der in ihm aufglomm und sich dann warm und prickelnd in seinem Körper ausbreitete. Er senkte den Kopf.
»Ja, ehrwürdiger Meister«, sagte er leise und folgte dann den anderen aus dem Versammlungshof hinaus. Ein sanftes Lächeln umspielte das alterslose Gesicht, als der Heiler den Gästen nachsah.
Der Rat löste sich auf, und Galorond strebte auf seine Hütte in der uralten Steineiche zu. Es dauerte nicht lange, bis zwei weiß gekleidete Elben Rolana mit Hilfe eines Bretts, das an einem Seilzug befestigt war, zur Hütte hinaufbrachten. Sie betteten die Verletzte auf ein Lager aus weichem, duftendem Moos, über das ein kühles Laken gebreitet war, verbeugten sich stumm und zogen sich dann lautlos zurück.
Der Raum war in Dämmerlicht gehüllt. Nur die flackernden Flammen zweier Kerzen in einer flachen Tonschale drängten die nächtlichen Schatten zurück. Geräuschlos trat der Weise ein, setzte sich an Rolanas Lager und begann leise vor sich hin zu singen. Die beschwörenden Töne erfüllten den Raum und hüllten den leidenden Körper ein, als er sacht seine Hände über die Bewusstlose gleiten ließ. Eswürde nicht leicht werden, die verschobenen Brüche und brandigen Wunden zu heilen. Ein Schlag auf den Kopf hatte die Schädeldecke verletzt, doch der schlimmste Feind war das Wundfieber, das die Entzündungen anheizte. Schon vor Tagen hatte es seinen Feldzug durch den geschwächten Körper begonnen und griff nun mit zerstörerischer Kraft um sich.
Galorond zog Rolana aus und legte dann Blätter eines seltsam geformten Krauts auf ihre Wunden. Dann nahm er eine Tonschale, vermischte ein gräuliches Pulver mit warmem Wasser und rührte es um, bis es zu einer tiefroten Paste wurde. Er tauchte seinen Finger ein und malte dann ein Zeichen auf die weiße, schweißbedeckte Stirn. Eine zweite blutrote Rune zeichnete er auf ihren Bauch und eine zwischen ihre Brüste. Wieder sang er und hielt seine Handflächen über ihren Körper. Seine Augen waren geschlossen, als er nach ihrem Geist suchte. Er durchdrang die Nebelschwaden, griff nach ihm und hielt ihn fest. Er musste ihn zwingen, sich den heilenden Kräften zu unterwerfen. Rolana bäumte sich auf, doch der alte Elb drückte sie mit eiserner Hand auf das Mooslager zurück. Sein Gesang wurde lauter, die Töne scharf wie Klingen. Er rang mit den Fieberdämonen, mit den Wundgiften und Schmerzen. In der schrecklichen Fratze des Todes traten sie dem Eindringling entgegen, nicht bereit, ihre Beute so leicht aufzugeben, doch das konnte Galorond nicht
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