Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
vor.
Ramoth spürte ihre Unsicherheit und verlangte eine Erklärung.
Es muss Ruatha sein, erwiderte Lessa tapfer. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Steige etwas höher! Da… die Feuergruben und die Rinnen …
Lessa keuchte. Ihre Muskeln verkrampften sich.
Im schwachen Frühlicht sah sie tief unten die winzigen Gestalten von vielen Männern, die sich von den Hügeln her verstohlen und heimlich Ruatha näherten.
Sie befahl Ramoth, ganz ruhig in der Luft zu schweben, um die Blicke der Männer nicht auf sich zu ziehen. Die Drachenkönigin wunderte sich, aber sie gehorchte.
Wer könnte Ruatha angreifen?
Es schien unglaublich. Lytol war schließlich ein ehemaliger Drachenreiter und hatte bereits einen Angriff überlegen abgewehrt. Lehnten sich die Barone erneut auf? Und welcher Burgherr war so leichtsinnig, dass er mitten im Winter einen Eroberungskrieg begann?
Nein, nicht Winter. Es war eindeutig Vorfrühling.
Die Männer hatten die Feuergruben erreicht und arbeiteten sich zum Kamm vor. Plötzlich erkannte Lessa, dass sie Strickleitern über die Steilwand der Klippe hinunterließen, zu den ungeschützten Eingängen der inneren Burg.
Wild umklammerte sie Ramoths Nacken. Sie wusste nun, welche Szene sie vor sich sah.
Das war der Überfall, den Fax vor dreizehn Planetendrehungen auf Ruatha gewagt hatte… Fax, der nun seit drei Planetendrehungen unter der Erde lag.
Ja, da war der Wachtposten. Er sah zur Klippe hinauf und beobachtete das Treiben, Man hatte ihn bestochen, so dass er keinen Alarm schlug.
Aber der Wachwher, der jeden Eindringling ankündigte weshalb trompete er nicht laut hinaus? Weshalb schwieg er?
Weil er meine und deine Gegenwart spürt, erwiderte Ramoth mit ruhiger Logik. Wie soll er da glauben, dass der Burg eine Gefahr droht?
Nein, nein! stöhnte Lessa.
Was kann ich jetzt tun? Wie kann ich sie wecken? Wo ist das Mädchen, das ich damals war? Ich schlief, und dann wachte ich plötzlich auf. Daran erinnere ich mich. Ich rannte vor Angst aus meinem Zimmer. Ich stürzte beinahe, so schnell lief ich die Treppe hinunter. Ich wusste, dass ich mich in der Hütte des Wachwhers verkriechen musste … ich wusste es …
Lessa suchte bei Ramoth Halt, als die Geheimnisse der Vergangenheit mit einemmal klar wurden.
Sie hatte sich selbst gewarnt, so wie ihre Anwesenheit auf dem Rücken der Drachenkönigin den Wachwher davon abgehalten hatte, Alarm zu schlagen. Denn noch während sie sprachlos und wie betäubt nach unten starrte, sah sie die winzige Gestalt, die nur sie selbst sein konnte, über die kalten Steine des Innenhofs laufen und in der hässlichen Hütte des Wachwhers verschwinden. Schwach hörte sie den verwirrten Aufschrei des Tieres.
Kaum hatte das Kind Lessa Zuflucht gefunden, als die Angreifer die Burg stürmten und ihre schlafende Familie niedermetzelten.
»Zurück … zurück zum Sternstein!« rief Lessa.
Ihr Inneres klammerte sich an das Bild der vertrauten Felsen. Einen Moment lang hatte sie Angst, den Verstand zu verlieren.
Die beißende Kälte brachte sie wieder zur Vernunft. Und dann schwebten sie über dem stillen, winterlichen Weyr, als hätten sie niemals Ruatha aufgesucht.
F'Iar und Mnementh waren nirgends zu sehen.
Ramoth ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie war zu dieser Burg geflogen, wie Lessa es ihr aufgetragen hatte, und konnte nicht recht begreifen, weshalb Lessa nun so entsetzt war. Sie erklärte ihrer Reiterin, dass Mnementh ihnen vermutlich nach Ruatha gefolgt sei und dass sie ihn dort finden würden, wenn Lessa ihr diesmal die richtigen Bezugspunkte gäbe.
Ramoths vernünftige Einstellung war tröstlich.
Lessa zeichnete für die Drachenkönigin ein anderes Bild der Burg… grau, verwahrlost, wie sie es in Erinnerung hatte.
Und wieder schwebten sie im Morgengrauen über dem Tal. Auf den Höhen wuchs Gras und überwucherte die Feuergrube. Überall zeigte sich der Verfall, den sie selbst herbeigeführt hatte, weil sie Fax keinen Gewinn aus Ruatha gönnte.
Und dann tauchte eine Gestalt aus der Küche auf. Der Wachwher erhob sich und folgte dem zerlumpten Ding, so weit es seine Eisenkette zuließ. Die Gestalt erklomm den Wachtturm, starrte nach Osten und dann nach Nordosten.
Auch das war nicht das heutige Ruatha! Lessas Gedanken wirbelten. Diesmal hatte sie drei Planetendrehungen übersprungen und beobachtete die schmutzige Küchenmagd Lessa, die ihre Rache plante.
Sie spürte die absolute Kälte des Dazwischen, als Ramoth sie zurück zum Sternstein
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