Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
brachte. Lessa zitterte am ganzen Leib. Immer wieder betrachtete sie den Weyr, um sich zu vergewissern, dass sie wenigstens diesmal in der richtigen Zeit gelandet war. Mnementh tauchte plötzlich ein paar Längen von Ramoth entfernt auf. Lessa begrüßte ihn mit einem erleichterten Ausruf.
Zurück zum Weyr! Der Bronzedrache gab sich keine Mühe, seinen Zorn zu verbergen. Lessa gehorchte augenblicklich. Ramoth glitt auf den Landevorsprung und zog sich sofort in ihre Höhle zurück, damit auch Mnementh aufsetzen konnte.
Die wutverzerrten Züge F'lars brachten Lessa in die Gegenwart zurück. Sie wich ihm nicht aus, als er sie an den Schultern packte und heftig schüttelte.
»Wie kannst du es wagen, dein Leben und das von Ramoth aufs Spiel zu setzen? Begreifst du nicht, was mit Pern geschehen würde, wenn wir Ramoth verlieren? Wo warst Du?« Er konnte sich kaum beherrschen. Jede seiner Frage begleitete er mit einem erneuten Schütteln.
»Ruatha«, stieß sie hervor und versuchte sich aufzurichten. Sie wollte seine Arme zur Seite schieben, aber er ließ ihre Schultern nicht los.
»Ruatha? Wir waren dort und haben dich nicht gesehen. Wo warst du?«
»Auf Ruatha!« rief Lessa lauter. Sie klammerte sich an ihm fest, da sie das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Sie konnte ihre Gedanken nicht ordnen, wenn er sie so schüttelte.
Sie war auf Ruatha, erklärte Mnementh bestimmt.
Sogar zweimal, fügte Ramoth hinzu.
Als die ruhigen Gedanken der Drachen F'lars Zorn durchdrangen, hörte er auf, Lessa zu stoßen. Sie hing schwach in seinen Armen, die Augen geschlossen, leichenblass. Er hob sie hoch und trug sie rasch auf das Bett, wo er sie in eine Felldecke wickelte. Die Drachen folgten ihm. Dann rief er nach einem Krug heißem Klah.
»Also gut, was ist geschehen?« fragte er.
Sie sah ihn nicht an, aber er erkannte das Entsetzen in ihren Augen. Sie blinzelte beständig, als versuche sie, das auszulöschen, was sie erblickt hatte.
Schließlich hatte sie sich einigermaßen gefasst. Sie sagte mit leiser, müder Stimme: »Ich ging nach Ruatha zurück nach Ruatha.«
»Zurück nach Ruatha?« F'lar wiederholte ihre Worte verständnislos.
Natürlich, bestätigte Mnementh und übermittelte F'lar die beiden Szenen, die er aus Ramoths Erinnerung geholt hatte.
F'lar ließ sich langsam auf den Bettrand sinken. Er war wie betäubt.
»Du hast einen Sprung zwischen den Zeiten gemacht?«
Sie nickte langsam. Allmählich wich das Entsetzen aus ihren Augen.
»Zwischen den Zeiten«, murmelte F'lar. »Ich möchte doch wissen …«
In Gedanken ging er alle Möglichkeiten durch. Diese Entdeckung konnte für den Weyr den endgültigen Sieg bedeuten. Er wusste noch nicht genau, wie er diese außergewöhnliche Fähigkeit der Drachen einsetzen sollte, aber sie musste einen Vorteil bringen.
Der Krug mit dem Klah erschien in der Essensnische. F'lar holte zwei Becher und goss sie randvoll.
Lessas Hände zitterten so stark, dass sie das Gefäß nicht an die Lippen führten konnte. F'lar half ihr. Er überlegte, ob der Sprung zwischen den Zeiten immer einen derartigen Schock hervorrufen würde. Wenn ja, dann brachte er kaum einen Vorteil - außer dass Lessa in Zukunft diese Befehle vielleicht besser befolgte.
Mnementh schnaubte verächtlich, aber F'lar ignorierte ihn.
Lessa zitterte jetzt am ganzen Leib. Er legte den Arm um sie und wickelte sie noch fester in die Decke. Dann zwang er sie, ein paar Schlucke zu trinken. Er spürte, wie der Schüttelfrost nachließ. Das Mädchen zwang sich zur Ruhe. Immer wieder atmete sie tief durch. Sobald er spürte, dass sie sich in seinen Armen versteifte, ließ er sie los. Er überlegte, ob Lessa je einen Menschen besessen hatte, an den sie sich wenden konnte. Als Fax die Burg ihres Vaters überfiel, war sie elf Jahre alt gewesen. Hatte sie sich schon damals von Hass und Rachsucht lenken lassen?
Sie umklammerte den Becher, als habe er eine besondere Bedeutung für sie.
»So… nun berichte!« befahl er ruhig.
Sie begann zu sprechen. Ihre Finger umkrampften immer noch den Becher. Der Aufruhr in ihrem Innern hatte sich noch nicht gelegt, aber sie hielt ihn jetzt unter Kontrolle.
»Ramoth und ich langweilten uns bei den Übungsflügen«, gestand sie freimütig.
Düster stellte F'lar fest, dass der Ausflug ihre Halsstarrigkeit nicht gebrochen hatte. Vermutlich war sie in Zukunft vorsichtiger, aber nicht gehorsamer.
»Ich übermittelte ihr das Bild von Ruatha, um ihr einen Anhaltspunkt für den Sprung zu
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