Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
tausend Planetendrehungen hat sich niemand mehr um den Südkontinent gekümmert.«
»Immerhin ist er auf den Karten verzeichnet«, widersprach Lessa.
F'lar zog die Stirn kraus und starrte die Aufzeichnungen an, die in hohen Stapeln auf dem Tisch lagen.
»Irgendwo da drinnen steckt die Lösung.
Irgendwo.«
Seine Stimme klang verzweifelt.
»Bis jetzt haben uns meist deine eigenen Ideen weitergeholfen«, erklärte Lessa entschieden. »Du hast den Zeitplan ausgearbeitet, ohne den wir verloren wären …«
Er lächelte schwach. »Ich weiß, du schätzt die Schriften nicht besonders.«
»Wir sind uns beide im klaren darüber, dass sie große Lücken aufweisen.«
»Gut, Lessa. Vergessen wir also die Schriften und überlegen wir gemeinsam, wie es weitergehen soll.
Erstens, wir brauchen Drachen.
Zweitens, wir brauchen die Drachen sofort.
Drittens, wir brauchen eine wirksame Waffe gegen die Fäden, die sich bereits in den Boden eingegraben haben.«
»Viertens, wir brauchen Schlaf, sonst können wir die ersten drei Probleme nicht lösen«, ergänzte Lessa.
F'lar lachte und legte ihr den Arm um die Schultern.
»Ich weiß, woran du denkst!«
Er strich ihr über das Haar. Lessa versuchte sich loszumachen, aber es gelang ihr nicht. Für einen verwundeten, müden Krieger war er bemerkenswert temperamentvoll. Kylara fiel ihr wieder ein. Eine Frechheit von dieser Schlampe, F'lars Wunden zu versorgen!
»Als Weyrherrin bin ich auch für das Wohl des Weyrführers verantwortlich.«
»Aber du hast dich stundenlang um ein paar blaue Reiter gekümmert und mich den ungeschickten Händen Kylaras überlassen.«
»Es sah nicht so aus, als hättest du etwas gegen sie einzuwenden.«
F'lar warf den Kopf zurück und lachte.
»Soll ich Kylara schon jetzt nach Fort schicken?«
»Ach, schick sie ins Dazwischen! fauchte Lessa.
F'lar versteifte sich. Seine Augen wurden groß. Dann sprang er auf.
»Das ist eine glänzende Idee!«
»Was?«
»Wir schicken Kylara mit ihrer Königin und den Jungdrachen ins Dazwischen - in die Vergangenheit!«
F'lar ging erregt auf und ab, während Lessa versuchte, seinen Gedankengängen zu folgen.
»Nein, ich schicke doch besser einen der älteren Bronzereiter mit. Und F'nor … F'nor soll die Führung übernehmen.
Diskret natürlich …«
»Ich verstehe gar nichts. Du möchtest Kylara in eine andere Zeit schicken?
In welche denn?
Und wohin?«
»Eine gute Frage.«
F'lar glättete wieder die Karten.
»Eine sehr gute Frage. Wohin können wir sie schicken, ohne dass es zu Komplikationen kommt? Sie dürfen nicht an zwei Orten gleichzeitig auftauchen.«
Lessas Blicke wurden von den Umrissen des vernachlässigten Südkontinents angezogen.
»Schick sie dorthin«, schlug sie vor. Sie deutete auf die Karte.
»Aber dort ist doch nichts!«
»Sie können Vorräte mitnehmen. Und Wasser gibt es sicher im Überfluss, da es von den Fäden nicht angegriffen wird. Wir beschaffen ihnen Futter für die Herden, Getreide …«
F'lar runzelte nachdenklich die Stirn. Seine Niedergeschlagenheit war vergessen.
»Zehn Planetendrehungen mussten ausreichen. In zehn Planetendrehungen kann Pridith für genügend Nachwuchs sorgen. Vielleicht sind sogar ein paar Königinnen darunter.«
Dann schüttelte er zweifelnd den Kopf. »Nein, dort unten gibt es keinen Weyr und keine Brutstätte …«
»Woher weißt du das?« unterbrach ihn Lessa scharf.
Das Projekt erschien ihr zu verlockend.
»Die Aufzeichnungen erwähnen den Südkontinent nicht, gewiss, aber sie lassen auch eine Menge anderer Dinge aus. Woher wissen wir, dass sich das Land während der letzten vierhundert Jahre nicht wieder vom Einfall der Fäden erholt hat? Es steht fest, dass die Faden verkümmern, sobald sie keine organische Nahrung mehr bekommen.«
F'lar sah sie bewundernd an. »Warum stieß bisher noch niemand darauf?«
»Die meisten sind zu stur.« Sie deutete auf die Schriften. »Außerdem bestand bisher keine Notwendigkeit, sich damit zu befassen.«
F'lar grinste boshaft. »Was Eifersucht alles vermag!«
Lessa wirbelte herum. »Ich habe nur das Wohl des Weyrs im Auge.«
»Morgen schicke ich dich mit F'nor auf einen Erkundungsflug. Das ist nur fair, da die Idee von dir stammt.«
Sie sah ihn an.
»Du kommst nicht mit?«
»Ich verlasse mich ganz auf dich, da ich dein besonderes Interesse an dem Projekt kenne.«
Lachend drückte er sie an sich.
»Ich muss den Baronen ins Gewissen reden, damit sie uns nicht im Stich lassen. Und ich hoffe,
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