Die Drachenreiter von Pern 02 - Die Suche der Drachen
F’lar und Lessa. Sie hatten Angst, dich zu verlieren, und dachten, es könnte vielleicht gelingen.«
Wieder spürte sie die schmerzhafte Leere in ihrem Innern, wie einen Abgrund, der sie zu verschlingen drohte. Sie schloß die Augen.
Nein, rief Canth.
Die beiden Feuerechsen schmiegten sich an ihren Hals, überschütteten sie mit Gedanken der Zärtlichkeit und Zuneigung.
Ich bin doch hier, beruhigte Canth sie, und die Echsen wiederholten seine Worte.
In diesem Augenblick trat Mirrim mit einem schwerbeladenen Tablett ein.
»Manora muß sich um die Küche kümmern, Brekke«, sagte die Kleine in einem bestimmten Ton.
»Du weißt, wie genau sie alles nimmt. Hier, die Suppe ist für dich. Du sollst keinen Tropfen übrig lassen. Und dann habe ich dir einen Schlaftrunk mitgebracht. Wenn du ausgeruht bist, fühlst du dich sicher wieder besser.«
Brekke starrte das junge Mädchen erstaunt an. Mirrim schob F’nor zur Seite, schüttelte die Kissen der Kranken auf und strich die Decken glatt. Dann wandte sie sich an den braunen Reiter.
»Kümmern Sie sich um Canth, F’nor«, herrschte sie ihn an, »anstatt über mich zu lachen. Der arme Kerl ist verwahrlost wie ein Wachwher. Und hier hat mir Manora ein Stück Brustfleisch für Sie mitgegeben.«
Brekke und F’nor aßen gehorsam. Dann begab sich der braune Reiter zu seinem Tier. Es stimmte, was Mirrim gesagt hatte. Canths Schuppen glänzten nicht mehr, und er wirkte mager und erschöpft. Schuldbewußt brachte F’nor ihn zur Futterstelle.
Mirrim ging inzwischen in Brekkes Gemach umher und stellte die Korblampen so, daß ihr Schein die Kranke nicht blendete.
»F’nor sagt, daß du nicht gerne allein bist. Also werde ich warten, bis er wiederkommt.«
Aber ich bin nicht allein, wollte Brekke erwidern. Statt dessen schloß sie die Augen und schlief ein.
Lessa hätte zufrieden mit dem Verlauf des Banketts sein können. Das Lachen der Gäste hallte durch den ganzen Weyr. Die Jungreiter verhätschelten die kleinen Drachen.
Brekke war zwar noch schwach, aber immerhin bei klarem Verstand. F’nor hatte sie sogar eine Weile allein gelassen, um die Anwesenden zu begrüßen. F’lar erholte sich von seiner Wunde und kam allmählich zu der Erkenntnis, daß es besser war, einige seiner Pflichten an N’ton abzugeben.
Und Lytol – das schlimmste Problem, seit Jaxom den kleinen weißen Drachen für sich gewonnen hatte – befand sich in höheren Gefilden. Mit Robintons tatkräftiger Unterstützung hatte er sich betrunken, und die beiden Männer sangen jetzt eine Ballade nach der anderen.
Dennoch gelang es Lessa nicht, eine gewisse Unruhe zu unterdrücken. Sie stocherte nervös in ihrem Essen herum und hielt immer wieder Ausschau nach F’lar und N’ton. Die beiden steckten, wie so oft in den letzten Tagen, bei ihren Pflanzenversuchen. Ob es auffiel, wenn sie ebenfalls ging? Sie beschloß, noch eine Weile abzuwarten. Die meisten Gäste befanden sich ohnehin im Aufbruch.
Die Weyrherrin warf einen Blick hinüber zum See, wo die stolzen Jungreiter ihren Tieren Wasser gaben. Jaxom und sein weißer Drache war bei ihnen. War es richtig gewesen, was der junge Baron da getan hatte? Man wußte nicht, ob der Drache durchkommen würde, und dann war der Schmerz für das Kind um so größer.
Ruth wird gedeihen, erklärte Ramoth zuversichtlich.
Mnementh pflichtete der Königin bei. Wußten die Drachen etwas, das ihr verborgen blieb? Lessa hatte in diesen Tagen des öfteren den Eindruck.
»Warum sollte es mich stören? Warum?« fuhr Lytol plötzlich streitsüchtig auf.
Der Harfner grinste ihn stupide an. »Sage ich doch die ganze Zeit! Warum?«
»Warum soll der Junge den kleinen weißen Kerl nicht behalten? Beim ersten Ei, die anderen kümmerten sich nicht um ihn. Dabei ist er etwas Besonderes, das sage ich euch – etwas ganz Besonderes!«
Raid von Benden war aufgestanden und schlenderte an Lytols Tisch. »Aber was wird nun aus Ruatha, Lytol?« fragte er. »Der Junge muß mit seinem Tier in den Weyr ziehen.«
Der Burgverwalter schüttelte den Kopf.
»Ruth ist kein richtiger Drache«, erklärte er fest. Man merkte ihm in diesem Augenblick nicht an, daß er betrunken war.
»Es hat noch nie einen weißen Drachen gegeben. Nie!«
Er hob seinen Becher und fand ihn leer. Geschickt schenkte er sich nach. Der Harfner schob ihm mit unsicheren Fingern den eigenen Becher entgegen.
»Hat noch nie einen weißen Drachen gegeben – prost!« murmelte er.
»Vielleicht kommt er nicht durch«,
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