Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Alessan.
»Ich begreife wirklich nicht, was ihm einfällt! Arith benimmt sich im allgemeinen sehr gut. Aber es ist spät, er ist müde, und wir kehren am besten zum Weyr zurück.« Arith schnaubte hörbar, und M'barak schaute ihn verwirrt an. »Ich will aber heim, mein Lieber«, setzte er hinzu.
Alessan bedankte sich bei M'barak für den Flug und brachte Oklina weg, gefolgt von einem sehr nachdenklichen Tuero.
»Blaue Drachen fühlen sich im allgemeinen nicht vom anderen Geschlecht angezogen«, meinte der Harfner trocken zu Alessan.
»Nein?« entgegnete der Burgherr höflich, aber seine Gedanken weilten bereits bei der Herstellung des Impfstoffs.
»Und in der Brutstätte des Fort-Weyrs reift ein Königinnen-Ei heran!«
»Ja, und?« fragte Alessan ungeduldig. Es gab noch eine Menge zu tun, ehe er nach Dag und der Herde schauen konnte.
Tuero grinste breit. »Wenn ich mich recht erinnere, verbinden enge Blutsbande Ruatha und die Drachenreiter …«
Alessan starrte von Oklina zu dem blauen Drachen, der sich bereits in die Lüfte erhoben hatte. »Das kann nicht sein!«
In diesem Moment kam Folien ins Freie gerannt, und Alessan wandte seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Impf-Problem zu.
Tuero holte die Zuchtstute vom Feld; sie war so gutmütig, daß man sie an der Mähne führen konnte. Folien, Oklina, Deefer und die vernünftigsten unter den Pfleglingen brachten die medizinische Ausrüstung zu den Ställen. Einen Moment lang herrschte Ratlosigkeit, als sie entdeckten, daß ihre Glasbehälter zu klein für die Blutmengen waren, die sie den Tieren abzapfen mußten. Dann aber fiel Oklina ein, daß Lady Uma vor langer Zeit ein paar große Zierflaschen auf die Seite gestellt hatte, die Meister Clargesh dem Erbbaron als Beispiele für die Kunstfertigkeit und den Fleiß seiner Lehrlinge überreicht hatte. Alessan, Tuero und Deefer bastelten inzwischen aus einem Wagenrad, einer Handkurbel und Drehspießen eine große Zentrifuge.
Die Stute stand ungerührt da und ließ sich Blut abnehmen. Ganz offensichtlich bereitete ihr die Prozedur keinerlei Schmerzen.
»Komisch«, sagte Folien, als der erste Behälter geschleudert war und man die strohfarbene Serumflüssigkeit in ein besonderes Gefäß geschüttet hatte. »Die gleiche Farbe wie bei Menschenblut.«
f »Nur Drachen haben grünes Blut«, warf Oklina ein.
»Wir probieren den Impfstoff zunächst an dem lahmen Renner aus«, meinte Alessan. Er war sichtlich nervös. Am liebsten wäre er sofort aufgebrochen, um Dag und die Herde zu suchen und sich Gewißheit zu verschaffen. »Wenn sich keine negativen Reaktionen zeigen, können wir annehmen, dürfen wir annehmen, daß das Serum wie bei den Menschen wirkt.«
»Aber heute abend läßt sich nichts mehr entscheiden«, meinte Folien mit einem deutlichen Gähnen, nachdem er dem lahmen Tier das Serum injiziert hatte.
Tuero nickte und rieb sich die Augen. »Die Leute in der Harfnerhalle sind sicher nicht begeistert, wenn wir zu dieser Stunde eine Botschaft loslassen.«
»Ich bleibe heute nacht hier, nur für den Fall, daß eine Reaktion auftritt«, meinte Alessan und deutete auf den Renner.
»Und du brichst morgen in aller Frühe auf, um Dag und Squealer zu suchen, nicht wahr?« flüsterte Oklina ihm zu.
Er nickte und zog sie kurz an sich, ehe sie den anderen nacheilte. Alessan beobachtete die drei Leute mit ihren. Leuchtkörben, bis sie am Ende des Weges verschwunden waren. Dann legte er sich ins Stroh der leeren Box neben dem geimpften Renner. Obwohl er sich fest vorgenommen hatte, hin und wieder nach dem Tier zu schauen, schlief er bis zum Morgengrauen durch. Der Renner lahmte immer noch, aber er zeigte keine Spur von Unruhe, sein Fell war frei von Schweiß, und er hatte das Heu in seiner Box gefressen.
Beruhigt sattelte Alessan den dürren Klepper, den Tuero Skinny genannt hatte, ein Reittier, das er keinem seiner Feinde angeboten hätte, aber Bettler konnten nun mal nicht wählerisch sein. Sorgfältig packte Alessan das Serum, die Nadeldorne und Pollens Glasspritze in die Satteltaschen, polsterte alles mit sauberem Stroh aus und ritt los.
Am Abend zuvor, während das Serum hergestellt wurde, hatten ihn Zweifel überfallen: Zweifel über viele Dinge, auch über Moretas Reaktion. War Moretas Wärme nichts anderes gewesen als Wiedersehensfreude und der Wunsch, seine Trauer zu lindern? Auch er hatte bei seiner Heimkehr Oklina an sich gedrückt und geküßt. Aber jetzt, in der klaren Kälte des Frühlingsmorgens, wußte
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