Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
ersten schweren Verluste bei der Verteidigung nachzugrübeln, als Tarvi die Treppe heraufgestürmt kam.
»Es hat uns die ganze Zeit ins Gesicht gestarrt, Zi«, sagte er und schwenkte in seiner etwas überspannten Art die Arme. Sein Gesicht strahlte vor Begeisterung, obwohl seine Haut nach den Exzessen der letzten Nacht ein wenig grau wirkte.
»Was?« Ongola war nicht in Stimmung für Rätsel.
»Sie! Da!« Tarvi deutete aufgeregt durch das Nordfenster. »Die ganze Zeit.«
Wahrscheinlich lag es an den Kopfschmerzen, dachte Ongola, er hatte jedenfalls keine Ahnung, wovon Tarvi redete.
»Worum geht es eigentlich?«
»Die ganze Zeit plagen wir uns damit ab, Erz zu fördern, zu verhütten, zu gießen, wir schlagen uns damit Wochen um die Ohren, obwohl wir die ganze Zeit vor der Nase hatten, was wir brauchen.«
»Keine Rätsel, Tarvi, bitte!«
Tarvis ausdrucksvolle Augen weiteten sich erstaunt und bestürzt. »Ich gebe dir keine Rätsel auf, mein Freund Zi, sondern ich nenne dir die Quelle vieler kostbarer Metalle und anderer Materialien. Die Fähren, Zi, die Fähren können zerlegt und ihre Bestandteile für unseren spezifischen Bedarf hier und jetzt verwendet werden. Sie haben ihren Zweck erfüllt. Warum lassen wir sie auf der Wiese langsam verkommen?« Tarvi begleitete jeden Satz mit einem Schnippen seiner langen Finger, dann zog er Ongola, voll Ungeduld über dessen Begriffsstutzigkeit, in die Höhe und zeigte mit seinem langen, nicht ganz sauberen Zeigefinger direkt auf die Schwanzflossen der alten Fähren. »Da! Wir werden alles verwenden. Hunderte von Schaltkreisen, Kilometer geeigneter Kabel und Röhren, sechs kleine Berge wiederverwertbaren Materials. Hast du eine Ahnung, wieviel Zeug da drin ist?« Im nächsten Moment war die Begeisterung im Gesicht des Geologen erloschen. Er legte Ongola beide Hände auf die Schultern. »Wir können den Schlitten ersetzen, den wir heute verloren haben, auch wenn wir diese wundervollen jungen Leute nicht wieder zum Leben erwecken und die trauernden Familien nicht trösten können. Die Teile ergeben ein neues Ganzes.«
Die Arbeit dämpfte den Schmerz, den ganz Landing nach dem Verlust vier junger Leute empfand. Die beiden Überlebenden gestanden widerstrebend ein, daß sich die beiden Jepsonzwillinge gegen Ende des Fädenfalls ein paar lebensgefährliche Eskapaden geleistet hatten. Bens Schlitten war nach dem Fädenfall zur Wartung vorgemerkt, weil der letzte Pilot festgestellt hatte, daß er bei Backbordwendungen etwas träge reagierte, aber man hatte geglaubt, für einen Überwachungsflug sei er sicher genug.
Weitere derartige Kollisionen wurden durch diese Katastrophe freilich nicht verhindert, im Gegenteil, während der nächsten Fädeneinfälle häuften sie sich. Tarvis Crew begann, die erste Fähre zu zerlegen, und Fulmars Leute konnten aus der Fundgrube von Ersatzteilen die anderen Maschinen warten und reparieren.
Am längsten wurde immer noch in Kitti Pings Labor gearbeitet, die Entwicklung der Exemplare mußte ständig überwacht werden, um jede Abweichung vom Programm sofort festzustellen.
»Geduld«, lautete Kittis Antwort auf alle Fragen. »Alles geht gut voran.«
Drei Tage nach der Luftkollision entdeckte Windblüte, daß ihre Großmutter immer noch am Elektronenmikroskop saß und offenbar ein Präparat betrachtete. Aber als sie Kittis Arm berührte, hatte das unerwartete Folgen. Die zarten Finger, die locker auf der Tastatur lagen, rutschten weg, und der Körper sackte nach vorne, nur von dem Stützband gehalten, das ihn während der langen Sitzungen am Mikroskop an den Hocker gefesselt hatte. Windblüte stöhnte laut auf, fiel auf die Knie und drückte die winzige, kalte Hand an ihre Stirn.
Bay hörte ihr verzweifeltes Weinen und sah nach, was geschehen war. Sofort rief sie Pol und Kwan und telefonierte dann nach einem Arzt. Sobald Windblüte hinter der Trage mit der Leiche ihrer Großmutter den Raum verlassen hatte, nahm Bay ihre rundlichen Schultern zurück, trat an die Konsole und fragte den Computer, ob er sein Programm beendet habe.
PROGRAMM BEENDET! flimmerte es über den Bildschirm - fast entrüstet, ging es Bay trotz ihrer Trauer durch den Kopf. Sie tippte eine Informationsanfrage ein. Der Bildschirm zeigte eine verwirrende Folge von Berechnungen und endete mit der Aufforderung: KAPSEL SOFORT ENTFERNEN! HÖCHSTE GEFAHR!
Erstaunt erkannte Bay die Utensilien, die neben dem Elektronenmikroskop auf dem Arbeitstisch lagen. Kitti Fing hatte wieder
Weitere Kostenlose Bücher