Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
Plötzlich drehten sie sich mit ihrer neuen Welt, befanden sich über einem bestimmten Punkt auf Pern, schienen in bezug auf die Landschaft unter ihnen zum Stillstand gekommen zu sein. Diesen Augenblick hatte Sallah irgendwie gespürt. Sie blickte sogar von ihrem Terminal auf, als der Navigator sich mit unterdrückter Erregung umdrehte, um dem Kommandanten zu salutieren.
»Wir sind angekommen, Sir«, verkündete er.
Im gleichen Augenblick kamen ähnliche Meldungen von der Bahrain und der Buenos Aires, und alle auf der Brücke brachen in hemmungslosen Jubel aus, um ihrer Erleichterung und ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. Kommandant Ongola teilte sofort dem Admiral mit, daß das Manöver abgeschlossen sei, und dieser übermittelte ihm förmlich seinen Dank. Dann ordnete er an, alle Kameras auf den Planeten zu richten, der sich unter ihnen ausbreitete, sich auf der einen Seite in die Nacht hineinwölbend, auf der anderen Seite in strahlend helles Tageslicht getaucht.
Sallah schloß sich dem allgemeinen Gegröle an, bis sie bemerkte, daß das Geschnatter der Sonde verstummt war, und auf den Monitor schaute. Die Sonde hatte nur gemäß ihrer Programmierung umgeschaltet. Als sie aufblickte, lag ein sehr trauriger, merkwürdig nachdenklicher Ausdruck auf Kommandant Ongolas Gesicht. Als er ihren forschenden Blick bemerkte, zog er zweifelnd eine Augenbraue hoch.
Sallah lächelte verständnisvoll. Das Ende seiner letzten Reise, dachte sie. Wer wäre da nicht traurig?
Dann zuckten Ongolas buschige Augenbrauen beide in die Höhe, er wandte sehr würdevoll den Kopf und erteilte Anweisung, die Tore der Fährenzellen zu öffnen. Die Crew und der erste Landetrupp saßen schon angeschnallt in den Fähren und warteten auf den Befehl, der Geschichte machen würde. Ganz leise wünschte Sallah Kenjo, Drake und Nabol, den Piloten der drei Yokofähren , viel Glück.
Sirenen kündigten den Start an, und sofort schaltete der Hauptbildschirm auf den Landeplatz um. Die wachhabenden Offiziere saßen gespannt an ihren Terminals. Kleinere Bildschirme zeigten die geöffneten Tore der Fährenzellen aus verschiedenen Winkeln, damit das Brückenpersonal beobachten konnte, wie sich die Fähren vom Mutterschiff lösten und mit Hilfe ihrer Düsen schnell nach unten sanken, ehe die Haupttriebwerke gezündet wurden. Sie würden sich dem Planeten in Spiralen nähern und am westlichen Rand des Nordkontinents in Perns Amtosphäre eintreten. Dann würden sie weiter um den Globus fliegen, dabei immer tiefer gehen und weiter abbremsen, bis sie schließlich ihren Landeplatz am östlichen Ende des Südkontinents erreichten. Außenkameras verfolgten die drei anderen Fähren, die jetzt ihren Platz in der Formation einnahmen. Elegant schossen alle sechs nach unten und verschwanden dann hinter der Wölbung des Planeten.
Sallahs Wache ging vor der geplanten Ankunft der Fähren auf Pern zu Ende, aber sie drückte sich, genau wie alle anderen aus ihrer Schicht, gegen die Seitenwand, um die bestmögliche Aussicht zu haben. Sie wußte, daß jeder Bildschirm auf dem Schiff dieselben Informationen ausstrahlte und daß die eigentliche Landung gleichzeitig auf allen drei Kolonistenschiffen übertragen wurde - aber irgendwie kam es ihr offizieller vor, das alles von der Brücke aus mitzuerleben. So blieb sie, zwang sich gelegentlich zu atmen und trat von einem ihrer müden, geschwollenen Beine auf das andere. Wenn die Rotation verlangsamt wurde, um die Fracht leichter bewegen zu können, würde das auch ihre Beine entlasten - aber bald würde sie sich auf einem Planeten befinden, und dort würde es keine Rotation geben, die man praktischerweise an- und abschalten konnte, um die Wirkung der Schwerkraft zu verringern.
***
»Bist du deine Kabinengenossen losgeworden?« fragte Stev Kimmer, als er nach einem schnellen Blick über die Schulter in Avrils Zimmer trat und die Tür hinter sich schloß.
Avril wandte sich ihm zu, streckte die Arme aus und schnippte zum Zeichen, daß die Luft rein war, selbstzufrieden lächelnd mit den Fingern.
»Eine gehobene Stellung hat ihre Vorteile, und ich habe sie genützt. Schließ ab! Dieser Tölpel von Lensdale hat immer wieder versucht, mir jemanden aufzuhalsen, aber ich habe unter meinen Namen drei andere gesetzt, und jetzt hat er wohl aufgegeben.«
Da Kimmer in Kürze im Frachtraum sein mußte, um seinen Platz in einer der Fähren der Yoko einzunehmen, kam er ohne Umschweife zur Sache. »Wo hast du nun deinen hieb- und
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