Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
eben einen Sattel.«
»Ein Drachenrücken ist voll mit Flügeln«, gab Sorka trocken zu bedenken.
»Man reitet vor den Flügeln, und das Gesäß befindet sich zwischen den beiden letzten Wülsten«, fuhr Sean fort, griff dabei nach einem Stück Folie und einem Stift, skizzierte den Rücken und die Schultern eines Drachen und zeichnete zwei Riemen ein. »Der Reiter trägt einen festen Gurt, so breit wie ein Werkzeugürtel. Man schnallt sich auf beiden Seiten fest, und die Riemen reichen auch noch über die Oberschenkel, das gibt zusätzliche Sicherheit. Außerdem brauchen wir besondere Reitkleidung und Schutzbrillen - der Wind hat mir die Tränen in die Augen getrieben, und dabei war ich gar nicht so lange oben.«
»Was war es eigentlich für ein Gefühl, Sean?« fragte Catherine Radelin mit erwartungsvoll leuchtenden Augen.
Sean lächelte. »Etwas so Unglaubliches habe ich noch nie erlebt. Kein Vergleich mit dem Fliegen in einer Maschine. Ich meine…« Er hob die Fäuste, spannte die Arme an und stieß mit den Händen nach oben, um auszudrücken, wie unbeschreiblich dieses Erlebnis war. »Es ist… es findet nur zwischen dir selbst und deinem Drachen statt und…« Er breitete schwungvoll die Arme aus. »Und der ganzen, verdammten weiten Welt.«
Bei der hastig einberufenen Sitzung, wo er sich wegen des eingegangenen Risikos verantworten sollte, stellte er alles viel weniger dramatisch dar. Er hätte viel lieber unter vier Augen Bericht erstattet, vielleicht an Admiral Benden, Pol oder Red, aber er sah sich dem ganzen Rat gegenüber.
»Sehen Sie, Sir, das Risiko war einfach gerechtfertigt«, sagte er und blickte schnell vom Admiral zu Red Hanrahan. Sein Schwiegervater war gleichzeitig wütend und gekränkt gewesen, er empfand seine Handlungsweise als Verrat. Damit hatte Sean nicht gerechnet. »Wir hatten den Grat fast erreicht, als ich plötzlich ganz sicher war, beweisen zu müssen, daß die Drachen uns tragen können. Sir, alle Planung der Welt bringt einen manchmal nicht zur rechten Zeit an den rechten Ort.«
Admiral Benden nickte weise, aber der erschrockene Ausdruck auf Jim Tilleks offenem Gesicht und Ongolas plötzliches Aufhorchen verrieten Sean, daß er etwas Falsches gesagt hatte.
»Ich konnte meinen eigenen Hals riskieren, Sir, aber nicht den eines anderen«, fuhr er fort, »wir müssen uns also Zeit lassen, um einige der anderen Reiter auf das Fliegen vorzubereiten. Ich bin viel geritten und habe Erfahrung mit Schlitten, aber auf einem Drachen ist alles ganz anders, und ich werde nicht mehr aufsteigen, bis Carenath irgendein Reitgeschirr an seinem - und meinem - Körper trägt.«
Joel Lilienkamp beugte sich über den Tisch. »Und was wäre dazu erforderlich, Connell?«
Sean grinste erleichtert. »Keine Sorge, Lili, was ich brauche, gibt es auf Pern im Überfluß - Leder. Ich habe für die vielen gegerbten Wherhäute, die Sie im Magazin liegen haben, eine Verwendung gefunden. Sie sind haltbar genug und werden weniger auf dem Drachenhals scheuern als die synthetischen Gewebe, die man für die Schlittengurte verwendet. Ich habe ein paar Skizzen gemacht.« Er entfaltete die Diagramme, die er bei seinen Gesprächen mit den anderen Drachenpartnern noch sehr verbessert hatte.
»Hier sieht man, wie die Riemen und Gurte angeordnet sein müssen, die wir brauchen, außerdem benötigen wir Fliegeranzüge, und ein paar von den Arbeitsbrillen, die die Plastikabteilung herstellt, wären auch nicht schlecht.«
»Fliegeranzüge und Plastikbrillen«, wiederholte Joel und griff nach den Zeichnungen. Je länger er sie betrachtete, desto weniger ablehnend wurde seine Haltung.
»Sobald ich das Reitgeschirr für Carenath zusammengebastelt habe, Admiral, Gouverneurin, meine Herren«, wandte sich Sean höflich an alle Versammelten und lächelte obendrein die finster blickende Cherry Duff zaghaft an, »können Sie zusehen, wie gut mein Drache mich trägt.«
»Man hat Ihnen doch mitgeteilt«, sagte Paul Benden, und Sean sah, wie er die Knöchel seiner linken Hand rieb, »daß auf dem Sand der Brutstätte neue Eier heranreifen?«
Sean nickte. »Wie ich Ihnen schon sagte, Admiral, achtzehn genügen nicht, sie können nicht genug ausrichten. Es wird Generationen dauern, bis sie in ausreichender Zahl vorhanden sind.«
»Generationen?« rief Cherry Duff mit ihrer krächzenden Stimme und sah das Veterinärsteam vorwurfsvoll an. »Warum hat man uns nicht gesagt, daß es Generationen dauern wird?«
»Drachengenerationen«,
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