Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Titel: Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Andiyar erst sein sechstes Jahrzehnt erreicht hatte, wurde er daraufhin von wohlmeinenden Menschen stets beschwichtigt, von denen, die ihn kannten, erntete er dagegen nur höhnisches Gelächter. Sallah mochte seine feine Ironie, die sich stets gegen die eigenen Schwächen richtete. Er wäre nie auf die Idee gekommen, jemand anderen damit zu kränken.
    Seit sie ihn nach dem Kälteschlaf zum ersten Mal getroffen hatte, hatte der hochgewachsene, fast ausgemergelt wirkende Mann kein Gramm zugenommen. »In meiner Familie gab es so viele Generationen von Gurus und Mahatmas, die ganz versessen darauf waren, zur Läuterung ihrer Seelen und zur Entschlackung ihrer Eingeweide zu fasten, daß es eine erbliche Eigenschaft aller Andiyars geworden ist, so dürr zu sein wie eine Zaunlatte. Aber ich bin nicht schwach. Um stark zu sein, braucht man weder schwellende Muskeln noch einen gewaltigen Leibesumfang. Von der Kraft her kann ich es mit jedem Sumo-Ringer aufnehmen.« Wer ihn den ganzen Tag ohne Pause mit Ozzie und Cobber hatte arbeiten sehen, wußte, daß dies keine leere Prahlerei war.
    Sallah fühlte sich von dem schlaksigen Ingenieur mehr angezogen als von jedem anderen Mann in der Kolonie. Aber wie sie Drake Bonneau nicht klarmachen konnte, wie wenig ihr an ihm lag, so war sie auch unfähig, Tarvi näherzukommen.
    »Wie sieht es aus, Tarvi?« fragte sie und nickte Valli Lieb zu, die sich bereits bei einem Glas Quikal entspannte.
    Mit das erste Anliegen menschlicher Siedler auf einer neuen Welt war offenbar stets die Suche nach gärungsfähigen Stoffen, um möglichst schnell alkoholische Getränke zu entwickeln. Jedes Labor in Landing, ganz gleich, was seine eigentliche Aufgabe war, hatte sich daran versucht, den Saft einheimischer Früchte zu destillieren oder zu vergären, um trinkbaren Alkohol herzustellen. Die Quikal-Destille war das erste Gerät, das aufgestellt wurde, als die Erzsucher ihr Basislager errichteten, und niemand hatte Einwände erhoben, als Cobber und Ozzie den ganzen ersten Tag damit verbrachten, die mitgebrachten vergorenen Säfte zu verarbeiten. Nur Svenda hatte sie heftig beschimpft, während Tarvi und Sallah einfach die Vermessung allein fortgesetzt hatten. Der Drink an jenem ersten Abend im Lager war mehr gewesen als eine Tradition: man hatte ihn sich erarbeitet.
    Als Svenda die Hütte betrat, schenkte sich Sallah gerade ein Glas Quikal ein. Valli machte ihr auf der Bank Platz. Die Geologin hatte sich gewaschen und sah sehr viel besser aus als am Nachmittag, als sie, mit zähem Schleim bedeckt, aber mit ein paar sehr interessanten Proben für die Analyse, aus dem Gestrüpp aufgetaucht war.
    In diesem Augenblick hörten sie draußen den Schlitten landen. Svenda verrenkte sich den Hals, um Drake vom Landeplatz kommen zu sehen; Ozzie und Cobber mußten sich an ihr vorbeidrängen, um die Hütte betreten zu können.
    »Wie war die Analyse, Valli?« fragte Sallah.
    »Verheißungsvoll, sehr verheißungsvoll«, sagte die Geologin, und das Gesicht glühte ihr vor Stolz. »Bauxit ist so vielseitig verwendbar! Allein für diesen Fund hat sich die Expedition gelohnt.«
    »Aber es wäre viel einfacher«, - Cobber verneigte sich förmlich vor Valli -, »den Fund im Tagebau auszubeuten.«
    »Ha! Es lohnt sich auch unter Tage«, sagte Ozzie. »Hochwertiges Erz wird immer gebraucht.«
    »Und«, schaltete sich Tarvi ein und setzte sich zu ihnen an den Tisch, lehnte aber den Drink ab, den Svenda ihm wie immer anbot, »in nicht allzu großer Entfernung gibt es so viel Kupfer und Zinn, daß es sich auszahlen würde, an diesem herrlichen See eine Bergarbeiterstadt zu bauen. Die Wasserfälle könnten Strom für die Verhüttung des Erzes liefern, und die Fertigprodukte könnte man auf dem Wasserweg zur Küste und von dort nach Landing befördern.«
    »Also«, strahlte Svenda, »ist die Gegend hier ergiebig?« Sallah fand ihren Besitzerstolz etwas verfrüht. Die erste Wahl hatten die Konzessionäre, dann erst kamen die Kontraktoren und Experten an die Reihe.
    »Empfehlen werde ich sie sicher«, sagte Tarvi und lächelte auf seine onkelhafte Art, die Sallah immer ärgerte. Er war nicht alt. Er war sehr attraktiv, aber wie sollte sie ihn dazu bringen, sie überhaupt einmal richtig anzusehen, wenn er sich ständig wie jedermanns Onkel benahm? »Ich habe sie sogar schon empfohlen«, fuhr er fort. »Besonders, nachdem der Schleim, in den Sie heute reingefallen sind, Valli, sich als hochwertiges Mineralöl herausgestellt hat.«

Weitere Kostenlose Bücher