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Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Renner gesattelt und sein Bündel verstaut, ohne es zu merken, und plötzlich überkam ihn Schüchternheit. »Ich muß fort«, sagte er. »Habe noch einen weiten Weg vor mir. War nett, dich kennengelernt zu haben. Gib gut auf Fancy acht.«
    »Fancy?«
    »Ich gebe allen Tieren Namen. Auch wenn es nur für eine Reise ist.« Er zuckte verlegen die Achseln und verstand sich selbst nicht mehr. Gewöhnlich hatte er keinerlei Schwierigkeiten, sich mit einem Mädchen zu unterhalten. Das hatte sich erst letzte Nacht gezeigt, obwohl es vielleicht nicht zu dem flüchtigen Abenteuer mit der Gesellin gekommen wäre, wenn er geahnt hätte, daß er heute noch einmal mit ihr reden würde. Er führte Kesso rückwärts aus dem Verschlag.
    »Fancy ist ein schöner Name für sie.«
    Die Stimme des Mädchens folgte ihm.
    »Danke. Ich werde gut auf sie achten. Viel Glück.«
    Jayge schwang sich auf Kessos Rücken und trabte in flottem Tempo aus dem Stall. Er wünschte, ihm wäre eine Ausrede eingefallen, um noch zu bleiben. Aber sie war für den Weyr bestimmt, und damit war die Sache erledigt!

Burg Benden, Benden-Weyr
12. Planetenumlauf
    Der Weg war gut ausgebaut, aber es war kalt, und manchmal waren die Hänge am frühen Morgen so glatt, daß Jayge erst aufbrach, wenn die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Er zog es vor, sich für die Nächte selbst einen Unterschlupf zu suchen oder zu schaffen, manchmal freilich, wenn er einem Pächter begegnete, teilte er das Mittagsmahl mit ihm. Einem Farmer half er, ein beschädigtes Rad zu wechseln, und als der Mann Kessos Hufeisen bemerkte und lobte, fertigte er ihm einen neuen Satz für seinen unbeschlagenen Renner an. In diesem Fall ließ er sich überreden, auf dem Hof zu übernachten, denn es war so spät, daß er seinen Weg nicht fortsetzen konnte.
    Trotz dieser gelegentlichen Begegnungen war Jayge viel zu viel allein und hatte genügend Zeit, an das schwarzhaarige Mädchen zu denken. Warum hatte er sie nicht nach ihrem Namen gefragt? Dabei hätte er sich nichts vergeben, sagte er sich, und er hätte gern gewußt, wie sie hieß. Nun ging er alle Frauennamen durch, die er kannte, fand aber keinen, der zu ihr gepaßt hätte. Die unerklärliche Traurigkeit in ihren Augen und der hoffnungslose Zug um den Mund machten ihm Sorgen. Wahrscheinlich war sie im gleichen Alter wie die anderen beiden Mädchen der Jagdgesellschaft, aber sie war ihnen an Reife weit voraus. Des Nachts mischten sich erotische Untertöne in seine Träume, aber das fand er eher erheiternd als beschämend. Auf dem Tanzboden waren alle gleich, sagte er sich noch einmal. Er würde zurückkommen und an diesem Fest teilnehmen. Er würde mit ihr tanzen und die Traurigkeit aus ihren Augen vertreiben.
    Der Gipfel des Benden-Weyr beherrschte zunehmend den Horizont, seine schroffen Wände strahlten eine heitere, unerschütterliche Ruhe aus. Je näher er rückte, desto ungeduldiger drängte Jayge seinen Kesso vorwärts, und desto länger wurden seine Tagesetappen. Am vermutlich letzten Tag seiner Reise war er bereits im Morgengrauen auf den Beinen und entdeckte auf einem Felssims jenseits des Flusses einen Lichtschein, der von einem Feuer stammen mußte.
    Sofort war er in Alarmbereitschaft.
    Er studierte abermals seine Karte und sah, daß sein Lagerplatz nicht die einzige Höhle in unmittelbarer Nähe war. Konnte Thella direkt über die Berge gekommen sein? Ohne zuerst ihre Informanten in den Höhlen von Igen zu befragen? Und wer hatte den alten Brare getötet? Er sagte sich, das Feuer könne durchaus auch einem Hirten gehören, der nach seinen Herden sehen wolle, hielt es aber doch für nötig, der Sache nachzugehen. Aramina war im Benden-Weyr, und wenn Thella sich vor dem Weyr befand, mußten es die Drachenreiter erfahren.
    Er band Kesso wieder an, sammelte trockenes Gras, um den Renner zu beschäftigen, und stieg, nachdem er sich vergewissert hatte, daß seine Dolche scharf waren, im morgendlichen Zwielicht zum Fluß hinab. Dort fand er eine ziemlich baufällige Brücke, wahrscheinlich noch aus der Zeit, als die Barone versucht hatten, den Benden-Weyr zu stürmen, und sie ermöglichte es ihm, trockenen Fußes rasch und lautlos über das Wasser zu gelangen. Bald entdeckte er zwar nicht das Feuer selbst, aber seinen Widerschein an einer Felswand, die es von Nordosten her abschirmte. Inzwischen war es so hell geworden, daß er sehen konnte, wohin er trat. Kurz darauf stieß er auf einen schmalen, gewundenen Pfad und wäre fast auf einem

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