Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
der Großen Bucht hat gemeutert und will meine Insel als unabhängiges, autonomes Anwesen in Besitz nehmen«, erklärte er. »Das kommt davon, wenn man jedem dahergelaufenen Streuner Land zuweist. Ich teile den Weyrführern von Benden gerade mit, was ich dagegen zu unternehmen gedenke, und daß ich auch mit ihrer Unterstützung rechne.«
»Toric«, mahnte Kevelon, »du kannst nicht erwarten, daß Drachenreiter sich an einer Strafaktion gegen Menschen beteiligen…«
»Nein, nein, natürlich nicht. Aber dieser Denol wird bald sehen, daß er sich auf meiner Insel nicht halten kann!«
Ramala trat ein. »Breide hat soeben eine Botschaft vom Hochplateau geschickt, Toric.«
»Dafür habe ich jetzt keine Zeit, Ramala.«
»Die Zeit solltest du dir aber nehmen, Toric. Sie haben Lagerhöhlen voll mit alten…«
»Ramala«, fauchte Toric und funkelte seine Frau erbost an, »ich habe hier Probleme. Dieser armselige Erntehelfer aus Süd-Boll hat meine Insel besetzt und will sie zu seinem Eigentum machen. Die Weyrführer…«
»Die Weyrführer werden auch auf dem Plateau sein, Toric. Du könntest beides miteinander vereinbaren…«
»In diesem Fall werde ich die Botschaft dorthin schicken. Ramala…« Toric schlug mit der Faust auf den Tisch. »Dies ist viel wichtiger als die Scherben, die unsere Vorfahren zurückgelassen haben. Hier handelt es sich um einen massiven Angriff auf meine Autorität als Burgherr, und das kann ich nicht dulden.« Er wandte sich an Dorse. »Bis Mittag haben sich alle ledigen Männer auf der Herrin der Bucht einzufinden, sie sollen sich ausreichend bewaffnen und auch die Stachelspeere mitnehmen, die wir bei der Jagd auf die Großkatzen einsetzen.« Dorse wurde mit einer Handbewegung entlassen, Toric rollte die beiden Briefe zusammen und reichte sie Ramala. »Gib sie Breides Feuerechse und schicke sie zu ihm zurück. Kevelon, du bleibst hier in der Burg und kümmerst dich um alles. Auf dich kann ich mich verlassen.« Toric umarmte seinen Bruder und trat dann wieder an die Karte, um sich die bedrohte Insel genau anzusehen.
Toric hätte im Leben nicht erwartet, daß jemand ihm seinen eigenen Besitz streitig machen könnte, schon gar nicht so ein Hungerleider wie dieser hochgekommene Erntehelfer. Der Mann konnte sich auf etwas gefaßt machen!
***
»Denol, sagen Sie?« rief der Meisterharfner. »Ein Erntehelfer aus Süd-Boll?«
Das klang so belustigt, daß Perschar, der eifrig die Szene um das eingebrochene Höhlendach mit dem Zeichenstift festhielt, überrascht aufblickte.
Breide warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Ich sprach eigentlich mit Meister Robinton«, sagte er eisig und bedeutete dem Künstler mit seiner freien Hand, wieder an seine Arbeit zu gehen. Torics Botschaft reichte er dem Harfner.
»Für Baron Toric ist das ein Schlag ins Gesicht, soviel ist sicher,« fuhr Perschar fort, ohne Breide zu beachten.
Der Harfner grinste. »Ich glaube aber nicht, daß er davon gleich zu Boden geht. Bei seiner unerschöpflichen Tatkraft wird er die Sache bald wieder ins Lot bringen. Und für uns kommt die Ablenkung genau im richtigen Moment.«
»Ja«, antwortete Perschar nachdenklich. »Da mögen Sie recht haben.« Während er mit flinken Strichen weiterzeichnete, trat ein breites Lächeln in sein Gesicht.
»Aber Meister Robinton«, Breide wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Baron Toric muß doch einfach herkommen.«
»Nicht, wenn auf der Burg unerwartete Probleme aufgetaucht sind.« Robinton wandte sich an Piemur, der interessiert zugehört und Breides offenkundige Ratlosigkeit sehr genossen hatte. »Ach, da kommt Benden«, fügte der Harfner hinzu und deutete gen Himmel. »Ich werde dafür sorgen, daß der Weyrführer Torics Botschaft erhält.« Er nahm Breide die zweite Rolle aus der Hand, ehe der Mann protestieren konnte, und überquerte die zertrampelte Wiese, um F'lar und Lessa zu begrüßen.
Man hatte weitere Leitern in die Grube hinabgelassen und unten eine Reihe Leuchtkörbe aufgestellt, um den Weyrführern und Gildemeistern die Erforschung der Höhlen zu erleichtern. Eine Gruppe war bereits damit beschäftigt, und der Meisterharfner und die Weyrführer schlossen sich an.
In diesem Augenblick sah Piemur, daß auch Jancis heruntergestiegen kam. »Hallo!« rief er. »Wir sollen nicht allein gehen, wie wär's also, wenn ich dich begleite?« Er half ihr von der letzten Sprosse.
»Ich habe einen offiziellen Auftrag«, grinste sie, öffnete ihre Schultertasche und zeigte ihm
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