Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
nach Telgar hinein« - Asgenar deutete auf braune Sterne in verschiedenen Größen auf der Karte -»mit großen und kleinen Höhlen durchsetzt. Jede neue Grotte, die wir finden, wird markiert, doch wahrscheinlich gibt es unzählige, die wir noch nicht entdeckt haben. Aber meine Waldhüter berichten von frischen Feuerstellen und gelegentlich auch von vergrabenem Reiseproviant in Höhlen abseits der Straßen. Viel zu häufig, als daß es Zufall sein könnte.«
Asgenar rieb sich erst das Gesicht und dann den Nacken.
»Ich bin von Natur aus nicht mißtrauisch, aber ich erkenne ein Schema, nicht bei den Überfällen selbst, sondern bei dem, was gestohlen wird.
Auf jeden Fall mehr Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände als Wertsachen. Irgendwo in diesen Bergen treiben sich Renegaten herum, die sich ein angenehmes Leben machen, ohne einen Finger zu rühren. Dagegen habe ich etwas, und meine Pächter auch.«
»Das ist nur zu verständlich«, erklärte T'gellan mitfühlend. Die Burg Lemos hatte auch vor den Fädeneinfällen großzügige Abgaben an die Weyr geleistet.
»Ich habe nicht genügend Wächter, Pächter oder Waldhüter, um die vielen Höhlen beobachten zu lassen.
Und allmählich glaube ich, daß einige von den Heimatlosen, die man des Diebstahls bezichtigte, tatsächlich so unschuldig waren, wie sie behaupteten.«
T'gellan sah ihn nachdenklich an. »Wie viele solcher Unschuldiger haben Sie im Moment in Gewahrsam?«
»Viel zu viele«, brummte Asgenar empört. »Man kann schließlich nicht ganze Familien mit Kleinkindern davonjagen. Und ich brauche jeden kräftigen Mann, den ich kriegen kann, für die Bodenmannschaften.«
»Sind auch Leute darunter, die Sie mit leichteren Arbeiten betrauen könnten? Zum Beispiel mit regelmäßigen Inspektionsrunden in den verdächtigen Höhlen, um zu sehen, wer dort auftaucht?«
Asgenars besorgtes Gesicht entspannte sich zu einem Lächeln. »Beim Ersten Ei, T'gellan, ich könnte mich ohrfeigen, daß ich nicht selbst daran gedacht habe. Was die Heimatlosen am dringendsten brauchen, ist schließlich ein Dach über dem Kopf und genügend zu essen. Eine kleine Hütte als Gegenleistung für gute Arbeit. Damit kann ich dienen«, strahlte er.
***
»Ich bin mir des Problems vielleicht mehr bewußt«, sagte Meisterharfner Robinton und spähte in die ernsten Gesichter der fünf versammelten Barone, »als Sie alle. Meine Harfner halten mich über größere Diebstähle auf dem laufenden, damit Wertsachen zurückerstattet werden können. Diese Liste« - Robinton blätterte die Seiten durch, die Asgenar für ihn zusammengestellt hatte - »beunruhigt mich sehr.« Er hielt kurz inne, um sein Mitgefühl und seine Sorge sichtbar werden zu lassen. »Ich bin froh, daß Sie damit zu mir gekommen sind, anstatt Ihre Weyrführer zu belasten. Sie stimmen mir gewiß zu, daß es sich im wesentlichen um ein Problem der Burgen handelt, das die obersten Pflichten der Weyr nicht beeinträchtigen darf.« Der Harfner vermerkte, daß Sifer die Stirn runzelte.
»Aber die Drachenreiter wären eine unschätzbare Hilfe bei der Aufspürung der Renegaten.« Cormans markige Züge hatten sich verhärtet, und er schlug mit seiner mächtigen Faust auf den Tisch.
»Und zwischen den Fädeneinfällen hätten sie schließlich genügend Zeit dazu«, gab Meister Robinton ironisch zurück.
»Auf Anregung von T'gellan«, sagte Asgenar, um zu zeigen, daß sich der Benden-Weyr durchaus hilfsbereit erwies, »habe ich vertrauenswürdige heimatlose Familien in Höhlen untergebracht, die in der Nähe der Karawanenwege liegen.«
»Und wozu soll das gut sein?« wollte Sifer wissen.
»Die stecken doch ohnehin mit den Dieben unter einer Decke. Ich traue keinem Heimatlosen. Lasse auch nicht zu, daß sie in Bitra herumhängen, soviel ist sicher. Warum sind sie denn heimatlos, wenn ich fragen darf?«
»Das kann ich Ihnen sagen«, meldete sich Laudey und deutete mit hagerem Zeigefinger auf den Baron von Bitra. »Weil man die Alten und die Behinderten aus ihren angestammten Besitzungen vertrieben hat, sobald die Fädeneinfälle begannen, um Platz zu schaffen für gesunde, kräftige Männer und Frauen. Die Höhlen an meinem Ostufer sind voll von dieser Sorte von Heimatlosen.«
Sifer hielt offensichtlich nichts von so viel Menschenliebe.
»Sie und Ihre Frau sind wirklich äußerst großzügig«, lobte dagegen der Harfner.
»Meine Männer haben ihre Befehle«, verteidigte sich Laudey. »Wir nehmen nicht einfach jeden dort
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