Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
»Schließlich ist es ja nicht allzu weit.«
Vielleicht wäre es einfacher , bemerkte der weiße Drache, als er sich in die Lüfte erhob, gleich vom Boden aus ins Dazwischen zu gehen, anstatt sich erst abzustoßen.
Wird dir die Ladung nun doch zuviel? neckte ihn Jaxom.
Natürlich nicht. Sie ist nur sperrig! Alles hinsetzen. Es geht los!
Die fünf Feuerechsen kreischten nur einmal kurz, dann stießen die Tanks auch schon klirrend gegen die Wand der Brücke. Die drei Neulinge schrien überrascht auf.
Jaxom hörte, wie Sharra vor Staunen der Atem stockte. Grinsend drehte er sich um und sah, wie sie mit andächtig geweiteten Augen die phantastische Aussicht auf Pern betrachtete, das inmitten der grenzenlosen Schwärze des Weltraums unter ihnen lag. Ihre Feuerechsen Meer und Talla hatten den Sprung genau wie Mirrims Reppa, Lok und Tolly gut überstanden und schlugen nun mit entzücktem Gekreische Purzelbäume in der Schwerelosigkeit.
»Oh!« sagte sie nur, und ihre Augen strahlten. »Jetzt kann ich verstehen, mein Herz, warum dich das alles so gefangennimmt! Von hier oben ist Pern so schön, so heiter. Man sollte den verbitterten alten Streithähnen da unten unsere Welt einmal aus diesem Blickwinkel zeigen… Ist es nicht unfaßbar, Mirrim?« Sie bekam keine Antwort. »Mirrim?«
Jaxom wandte sich nach der grünen Reiterin um, die durch das Panoramafenster starrte, als wollten ihr die Augen aus dem Kopf fallen.
»Das ist Pern?« krächzte Mirrim. »Da unten?« Sie deutete kraftlos mit dem Finger auf das Deck.
»Das ist Pern! Ist die Aussicht nicht großartig?« Jaxom bemühte sich, die sichtlich überwältigte Mirrim mit seinem Geplauder wieder in die Gegenwart zurückzuholen. »S'len? Alles in Ordnung?«
»Ich g-g-glaube s-s-schon.« Ganz überzeugt war der zweite grüne Reiter offenbar nicht.
Jaxom lächelte Sharra an. »Es ist beeindruckend«, erklärte er so unbeschwert, wie nur jemand sein konnte, der das erste Staunen bereits hinter sich hatte. »Jetzt aber los! Denkt an Akkis ständige Ermahnungen. Wir dürfen keinen Sauerstoff vergeuden.«
»Wieso eigentlich nicht?« Mirrim hatte ihr Selbstbewußtsein zurückgewonnen. »Wir brauchen doch nur mehr Tanks heraufzubringen?« Mit energischen Bewegungen öffnete sie ihr Reitgeschirr.
»Vorsichtig, Mirrim, du bist… äh… hoppla.«
Jaxom verstummte. Mirrim hatte tatsächlich vergessen, wie man sich im freien Fall bewegte, und trieb bereits auf die Decke zu. »Du mußt eine Hand ausstrecken und dich behutsam von oben wieder abstoßen. So ist es richtig.«
Mirrim war der Schreckensschrei im Halse steckengeblieben; außerdem wollte sie sich auch nicht unbedingt blamieren. Nun befolgte sie Jaxoms Anweisungen und brachte sogar ein mattes Lächeln zustande, als sie Paths Schnauze zu fassen bekam, die das Drachenweibchen ihr hilfsbereit entgegenstreckte. Zum Glück war die Grüne einigermaßen fest zwischen dem Geländer und der Wand eingeklemmt und deshalb den Launen des freien Falls nicht unterworfen.
»Steigen Sie jetzt ab, S'len, aber bewegen Sie sich dabei ganz langsam und sachte. Halten Sie sich an einem Nackenwulst oder sonst irgendwo fest«, mahnte Jaxom. Ehe er seine eigenen Reitriemen löste, nickte er Sharra zu. Für sie galt das gleiche wie für S'len.
Das Abladen begleitete er mit einem nicht abreißenden Strom von Ermunterungen und Ratschlägen. S'len jauchzte vor Begeisterung, als er merkte, daß man die schweren Tanks nur ganz vorsichtig mit einem Finger anzustupsen brauchte.
»Unhandlich sind sie immer noch«, stellte Mirrim fest, als sie einen davon in Richtung Lagerraum dirigierte. Dann grinste sie. »T'gellan sollte mich sehen können. Jetzt ist mir auch klar, warum Akki ausdrücklich grüne Drachen verlangt hat.«
»Endlich bekommen einmal die Grünen die besten Aufträge«, fügte S'len stolz hinzu.
»Grüne Drachen sind weitaus vielseitiger, als man gemeinhin annimmt«, erklärte Mirrim überzeugt. »Was man von grünen Feuerechsen nicht unbedingt behaupten kann«, fügte sie mit einem verdrießlichen Blick auf Reppas und Loks kindische Kapriolen hinzu. Die beiden schlugen mit begeistertem Geschnatter einen Salto nach dem anderen. Meer, Talla und Tolly, ihr eigener Brauner, hatten von diesen Albernheiten bereits genug, sie klebten mit schlaff herabhängenden Flügeln am Fenster und betrachteten wie gebannt die Aussicht.
Sobald die Drachen ihrer Lasten ledig waren, forderte Ruth Path und Bigath auf, mit ihm ans Fenster zu kommen.
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