Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
Augenrollen beachtete er nicht.
»O ja, auf Ruatha ist alles in Ordnung«, sagte Sharra in einem Tonfall, der ihn stets mißtrauisch machte. Aber sie lächelte den anderen mit aufrichtiger Herzlichkeit zu. »Es ist nur so, daß das Biologenteam morgen mit dem Sezieren anfangen will. Mirrim hat versprochen, mich hinaufzufliegen. G'lanar hat sich rundheraus geweigert. Ich störe doch hoffentlich nicht…«
Lebhafter Protest von allen Seiten. Lessa bot ihr Klah an, Robinton Wein und Jancis Kekse, während Piemur hastig einen weiteren Stuhl an den Tisch zog.
»Hat G'lanar Sie hergebracht?« fragte D'ram.
Sie nickte, und Jaxom überließ es Piemur, für die Bequemlichkeit seiner Frau zu sorgen, und ging auf die Terrasse hinaus, um den Alten hereinzubitten. Aber Lamoth und sein Reiter waren bereits wieder in der Luft und kreisten weiter östlich über der Lagune, um dann am nächtlichen Himmel zu verschwinden.
»Ich habe ihn nicht mehr erwischt«, bedauerte Jaxom. »Wenigstens auf einen Becher Wein hätte er doch bleiben können.«
D'ram winkte ab. »G'lanar war schon immer ein Sonderling. Wie kommt es eigentlich, daß er jetzt auf Ruatha ist?«
Jaxom grinste. »Der Jungreiter, den wir vorher hatten, wurde für alt genug erklärt, um an Kampfeinsätzen teilzunehmen, und K'van nahm ihn in sein Geschwader auf. Er hat sich auch dafür verwendet, daß G'lanar und Lamoth zu uns kommen konnten. Der alte Bronzedrache schläft fast so viel wie sein Reiter.«
»Das Gefühl, gebraucht zu werden, tut ihnen beiden gut«, sagte Sharra freundlich, aber in ihren Augen glitzerte es verdächtig. Jaxom rätselte verbissen, was für eine Mitteilung ihr Meer wohl gemacht haben könnte, daß sie gleich persönlich hergekommen war.
Seine eigene Botschaft war doch ganz harmlos gewesen: beim Ersten Ei, es war nichts Ungewöhnliches, daß er bei Robinton übernachtete. Andererseits freute er sich, sie in seiner Nähe zu haben.
Natürlich würde Sharra nie ein Wort über ihre Befürchtungen verlieren, solange sie sich in Gesellschaft befanden. Aber wie sollte er den Schein wahren, wenn er erst allein mit ihr im Schlafzimmer war? Als man sich nach dem Essen die Zeit vertrieb, fiel kein Wort über das Vorhaben des morgigen Tages - zum Teil wegen der jungen Leute aus dem Archiv, hauptsächlich aber Sharras wegen.
»Menolly hat ein neues Lied geschrieben.« Meister Robinton bedeutete Piemur, ihm seine Gitarre zu bringen und auch seine eigene zu holen. Dann entrollte er die Notenblätter und reichte Jancis eine Abschrift, die sie für Piemur auf den Notenständer stellen sollte. »Eine eigenartige Weise, ganz ungewöhnlich für unsere Meisterharfnerin. Der Text stammt, wie sie sagt, von einer jungen Harfnerin namens Elimona.« Er zupfte probeweise an den Saiten. Piemur stimmte sein Instrument, las die Noten und griff stumm die Akkorde. »Aber die Melodie ist trotz ihrer Schwermut wunderschön, und die Worte sind geeignet, gerade jetzt, mitten in einer Phase, den Menschen wieder Auftrieb zu geben.«
Er nickte Piemur zu, und sie begannen. Dank ihrer langen Erfahrung im gemeinsamen Musizieren fügten sich die Stimmen so harmonisch ineinander, als hätten sie das brandneue Stück schon hundertmal geprobt.
Ein Herz in Harfnerblau, es schafft Musik aus Herzensfeuer. Selbst im Verrat behält's die Kraft, Gefahr macht's nur getreuer.
Jaxom mußte sich beherrschen, um nicht überrascht zusammenzufahren. Er wagte weder Lessa, noch F'lar anzusehen.
Nicht Spiel und Sang nur hat die Welt, auch Lärm und Wut und Pein. Und wo's an Treu und Glauben fehlt, Der Harfner muß drumfrei'n.
In meiner Halle sei zu Gast, liebst du das klingend' Spiel. Doch wenn kein Lied du für uns hast, verfehlst du hier dein Ziel.
Jaxom fragte sich, welch verschlüsselte Botschaft Menolly und Elimona damit wohl aussenden wollten, und für wen sie bestimmt war. Die nächste Strophe war noch deutlicher auf die Unruhestifter zugeschnitten, die Akki als ›das Monstrum‹ betrachteten.
Nimmst das Gesetz als Vorwand du und liegst in süßem Schlummer, dieweil die Welt find't keine Ruh', bedrückt von Schmerz und Kummer?
Wenn je ein Harfner treulos war, in Schand' man ihn vertreibe! Begehrst den Ruhm du immerdar, Dann sing' dir das Herz aus dem Leibe.
Denn wenn der Tod dir jäh entreißt die ach so träge Seele, kein Trommelschlag, kein Lied dich preist aus gold'ner Harfnerkehle.
Jaxom beobachtete den Meisterharfner beim Singen und überlegte, ob vielleicht Robinton oder
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