Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
Mihalls Gesellschaft nach Möglichkeit gemieden hatte. Er war so ganz anders als die braunen und bronzenen Reiter aus ihrer Clique. Sie wußte, welchen Ruf Mihall und Brianth genossen, wenn es darum ging, weibliche Wesen zu umwerben, und halb willentlich, halb unbewußt, war sie ihm aus dem Weg gegangen. Sie entsann sich, was die anderen Königinnenreiterinnen über ihn sagten. Er sei höflich. Käme schnell zur Sache. Geschickt und rücksichtsvoll. Ein bißchen zu beherrscht. Doch Torene fand, keiner dieser Kommentare würde ihm gerecht.
Er ist sich dessen bewußt, von welchen Eltern er abstammt, sagte Alaranth in ihre Gedanken hinein.
»Ja, da muß ich dir recht geben«, erwiderte sie versonnen. Eltern wie Sean und Sorka zu haben, lief auf eine Verpflichtung hinaus. Eine leichte Bürde war dies ganz gewiß nicht.
Als Mihall sie verwundert anschaute, merkte sie, daß sie laut gesprochen hatte. »Ich meine, es stimmt, daß die Drachen entscheiden, wer zueinander findet«, redete sie sich heraus und bedachte Mihall mit einem, wie sie hoffte, unschuldigen Lächeln. Als sie seinen verdutzten Gesichtsausdruck sah, fiel ihr auf, daß sie sinnlos und zweideutig daherplapperte und er daraus eventuell die falschen Schlüsse zog. »Lieber Himmel, heute abend fasele ich nur unzusammenhängendes Zeug. Möchtest du eine Kopie der Karte? Morgen frage ich Mutter, ob sie welche replizieren kann.« Sie versuchte, in gelassenem Tonfall zu sprechen, doch ihre Stimme klang in ihren Ohren gereizt.
Mihall beugte sich über sie. »Sehr gern«, erwiderte er. Aber die Wärme, die sie flüchtig in seinen Augen erkannt zu haben glaubte, war jetzt einer distanzierten Kälte gewichen. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich auf dem Absatz herum und ließ sie einfach stehen.
Ich könnte schreien, erklärte sie Alaranth. Mit meinem dummen Geschwätz habe ich mich blamiert. Ich schäme mich so.
Eine längere Pause trat ein, und sie glaubte schon, ihr Drache sei zum Antworten zu schläfrig.
Mach dir keine Sorgen. Das war nicht Alaranths Stimme.
Brianth? Er hat recht. Ändern kannst du ohnehin nichts mehr, erfolgte Alaranths nicht sehr hilfreiche Erwiderung.
»Wo ist Torene hingegangen?« übertönte Davids Stimme die angeregten Gespräche.
»Ich bin hier«, meldete sie sich. Der Eifer, mit dem sich die Gruppe vor ihr teilte und sie an den Tisch vortreten ließ, trug viel dazu bei, ihre Frustration und Selbstvorwürfe zu lindern.
Torene hatte den Wachdrachen gebeten, sie zu wecken, sowie in Telgar der Tag anbrach. Gerade als Sonja Klah ausschenkte, betrat sie die Wohnhöhle ihrer Eltern. Zu Torenes Erstaunen goß ihre Mutter drei Becher voll, und auf dem Tisch stand eine dritte Schale mit dampfendem Haferbrei.
»Woher wußtet ihr, daß ich kommen würde?«
»Das war doch wohl klar, oder?« entgegnete Sonja und drückte ihre Tochter an ihren üppigen Busen. Voller Stolz und Freude schloß sie sie in die Arme, die durch lebenslange Arbeit in den Bergwerken muskelbepackt waren. »Telgar sagt, es gäbe sogar vier Weyr, und einer davon soll hier bei uns sein.«
»Da droben«, korrigierte Volodya seine Frau, indem er nach Nordosten zeigte. Dann erhob er sich von seinem Platz, gab Torene einen Kuß und umarmte sie beinahe genauso stürmisch wie seine Frau, achtete jedoch darauf, daß er ihre Rippen nicht quetschte. »Und dich hat man dem Weyr an der Ostküste zugeteilt.«
»Ja. Dem Benden-Weyr«, erklärte sie und hoffte, daß wenigstens dieser Name eine Überraschung sein würde.
»Ach!« Ihre Mutter strahlte über das ganze Gesicht und schloß ihre Tochter noch einmal in die Arme, ehe sie sich die Tränen aus den Augen wischte.
»Gut gemacht. Gut gemacht!« lobte Volodya, setzte sich wieder an den Tisch und schaufelte sich den Haferbrei in den Mund. »Nimm Platz! Iß! Du mußt bei Kräften bleiben.«
»Wie viele Kopien soll ich euch anfertigen?« fragte Sonja verschmitzt und schubste Torene in Richtung des freien Stuhls.
»Ach, Mutter!«
»Es ist dein gutes Recht, mich darum zu bitten, dushka. Du bist immer so bescheiden. Und wer außer uns besitzt einen funktionierenden Replikator? Möchtest du zusätzlich Vergrößerungen von jeder Bodenerhebung? Wieviel Stück insgesamt?«
»Mutter…« setzte Torene zu einem Protest an, doch dann mußte sie lachen.
»Setz dich endlich hin und iß!« bestimmte ihr Vater und deutete energisch auf den Stuhl. »Über Kopien reden wir später. Zuerst frühstückst du, danach erzählst du uns all die
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