Die Drachenschwestern
mit ihr zusammen aufgewachsen.“ Versonnen
blickte Miri ins Leere, was auf schöne Erinnerungen schließen ließ.
„Maxi?“, fragte Lance freudig. „Die kenne ich. Eine schöne elegante
Drachin mit violett glänzenden Schuppen?“
„Genau! Du kennst
sie? Wie geht es ihr? Was macht sie so?“
„Klar kenne ich
sie. Kannte ich sie“, verbesserte er sich schnell.
„Wann hast du das
letzte Mal mit ihr gesprochen?“ Miri war völlig aus dem Häuschen.
„Ach“, er machte eine vage Handbewegung, „das wird vor sicher 50
Jahren gewesen sein. Du weißt ja wie das ist bei uns Drachen.“
„Oh“, antwortete Miri. Kaja, die Miris Enttäuschung spürte, beeilte
sich das Thema zu wechseln.
„Habe ich dir
schon vom Firmenball erzählt?“
„Nein, wie war es
denn“, nahm Miri den Themenwechsel dankbar an.
Eine Stunde später hatte ihr Kaja sämtliche peinliche Einzelheiten des
vergangenen Abends in den buntesten Farben geschildert und die beiden saßen
kichernd und schon etwas angeheitert vor dem letzten Glas Wein.
Plötzlich fragte
Kaja: „Hast du schon Hunger? Soll ich jetzt kochen? Oder…“
„Oder was? Essen brauche ich eigentlich nicht so dringend, du hast
mich schon ganz gut mit diesem Gemüse hier abgefüttert.“
„Ich habe dir doch
von Mémé erzählt.“
„Ja, deine Großmutter.“
„Genau. Ich weiß nicht ob, ich es erwähnt habe, aber unter anderem
stellt sie auch eigenhändig Duftkerzen her mit Kräutern aus dem eigenen Garten.
Wenn ich da bin, helfe ich ihr immer dabei. Ich liebe es, den Duft des heißen
Wachses, der sich mit den Aromen der getrockneten Kräuter mischt, zu riechen.
Diese Arbeit gibt mir immer so viel Ruhe und erinnert mich an glückliche
Winterabende mit Mémé.“
„Macht man Kerzen
nur im Winter?“
„Nein, inzwischen stellt sie rund ums Jahr Kerzen her, da ihr Geschäft
sehr gut läuft. Aber der Winter bietet sich natürlich grundsätzlich an. Erstens
wird es bei der Arbeit ziemlich warm, das Wachs muss ja flüssig sein, und
zweitens verbringt man gezwungenerMaßen mehr Zeit drinnen, da es ja früh dunkel
wird.“
„Klingt total
spannend. Zeigst du mir mal, wie das geht?“
Kaja musste lachen. „Auf diese Frage habe ich gehofft. Ich habe
nämlich einem Freund versprochen, für ihn eine Kerze zu machen. Und nachdem
mein erster Versuch ein ziemliches Desaster war, wollte ich dich fragen, ob du
nicht Lust hast, mir zu helfen?“ Hoffnungsvoll blickte sie ihre Freundin an.
„Aber klar. Gerne
sogar.“
„Super, dann lass
uns reingehen und ich suche alle Sachen zusammen, die wir brauchen.“
Als sie zusammen die Überreste ihres Apéros reintrugen, fragte Miri:
„Wieso wurde dein letzter Versuch ein Desaster? Hast du es schon lange nicht
mehr gemacht?“
„Hm, das auch“, murmelte Kaja, die kopfvoran in einem Küchenschrank
steckte und nach etwas suchte. „Vor allem aber war mir nicht klar, wie ideal
Mémés Atelier inzwischen eingerichtet ist. Da geht dir praktisch jeder Schritt
wie von selbst von der Hand. Und das hier“, sie gestikulierte in ihrer Küchen-/Wohnzimmerkombination
herum, „ist nicht unbedingt das, was ich eine Werkstatt nennen würde.“
„Okay, ja, das sehe ich“, stimmte Miri ihr zu, während sie den Blick
neugierig durch die Wohnung schweifen ließ.
Kaja, die den Blick bemerkte, sagte zu ihr: „Schau dich ruhig überall
um. Aber wenn du eine Führung möchtest, musst du dich bis nachher gedulden.
„Du kannst es wohl kaum erwarten, bis wir fertig sind“, beobachtete
Miri. „Vor lauter Vorfreude oder weil du es hinter dich bringen möchtest?“
„Ein wenig von beidem, wenn ich ganz ehrlich bin. Bei Mémé zu Hause
gehört es einfach dazu, aber hier, wo das Ganze zu so einer komplizierten
Geschichte wird, fällt es mir schwer, mich dazu durchzuringen. Und jetzt habe
ich es schon eine Weile vor mir her geschoben.“
„Jetzt hast du ja
mich als moralische Unterstützung.“
„Hoffentlich auch deine
tatkräftige“, scherzte Kaja.
„Ja klar, das
natürlich auch.“
„Hier, riech mal.“ Kaja reichte ihr einige kleine braune Papiertüten.
Das da ist Lavendel, das hier müssten Orangenblüten sein und das hier“, sie
unterbrach kurz um ihre Nase in die Tüte zu stecken, „ach ja, Rosmarin.“
„Himmlisch“, war Miris einziger Kommentar. Während Kaja systematisch
die verschiedenen Zutaten für die Wachsmischung abwog und in einem großen alten
Topf miteinander vermischte, erklärte sie Miri die einzelnen Schritte,
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