Die Drachenschwestern
viel
später“, setzte er hinzu.
„Vielleicht so in
724 Jahren?“, zog Kaja ihn auf.
Seine Mundwinkel zuckten. „Vielleicht.“ Er hatte sich inzwischen neben
sich gesetzt und beobachtete scheinbar konzentriert seine riesigen
Drachenpranken, die hin und her wippten. Kaja stieß ihn in die Rippen.
Inzwischen hatte sie den Dreh raus. Wenn er nicht auf sie achtete und sie sich
konzentrierte, konnte sie ihn berühren und fasste nicht mehr nur ins Leere.
„He, das kitzelt!“
„Ja, das war auch meine Absicht“, konterte sie und machte weiter, bis
sie sich mit einem hysterisch lachenden Drachen auf dem Boden wälzte.
Hilflos hob er die
Hände. „Ich gebe auf, okay, ich lache ja schon.“
Kaja kicherte inzwischen auch unkontrolliert. Sie half ihm vom Boden
auf und fragte: „Besser jetzt?“
„Viel besser.“
„Gut, du bist und
bleibst ja mein Drache, hoffe ich zumindest.“
„Keine Angst. So
schnell wirst du mich nicht wieder los“, versicherte er ihr.
Wieder ernst
geworden, meinte sie: „Du bist übrigens überzeugter als ich.“
„Überzeugter von
was? Ich kann dir nicht ganz folgen.“
„Na davon, dass
Tim gut für mich ist. Da bin ich mir nicht so sicher.“
„Frauen…“ Lance
verdrehte die Augen.
„Was soll denn das
wieder heißen?“
„Na, du kommst so gut gelaunt wie selten nach Hause, hast offenbar das
Zusammensein mit ihm sehr genossen und das einzige, was dir dann einfällt, ist,
dir über mögliche eventuelle Probleme den Kopf zu zerbrechen, die vielleicht
gar nie eintreten werden, und als Resultat ist die ganze gute Laune dahin.
Statt dass du deinen niedlichen Hintern einfach auf direktem Weg ins Bett
beförderst und noch ein Weilchen auf Wolke Sieben schwebst.“
„Ach, wenn es doch
nur so einfach wäre…“, setzte Kaja an.
„Doch, genau so einfach ist es. Probleme, vor allem hypothetische
Probleme sind mit Garantie auch morgen noch da. Nur mit dem Unterschied, dass,
wenn du jetzt zurück in den Gute-Laune-Modus schaltest, du morgen frisch und
ausgeruht bist und ein paar heiße Träume mehr im Gepäck hast, sollten
tatsächlich mal düsterere Zeiten anbrechen.“
Kaja öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn dann aber
gleich wieder. Dieser Drache konnte ziemlich überzeugend wirken wenn er wollte.
„Dann befolge ich wohl besser deinen Rat“, lachte sie.
„Gut. Nachdem wir uns jetzt gegenseitig aufgemuntert haben, lass uns
ins Bett gehen und Gute-Laune-Träume träumen“, meinte er mit einem
Augenzwinkern.
Kapitel 23
Irgendetwas
schrillte penetrant in ihrem Kopf. Verdriesslich zog sich Miri die Decke über
den Kopf und wünschte sich zum hundertsten Mal, seit sie in dieser Wohnung
wohnte, dass die Wände nicht gar so hellhörig wären. Dann würde sie wenigstens
nicht mitkriegen, wenn samstags in aller Herrgottsfrüh beim Nachbarn das
Telefon läutete. Und das bei ihren dröhnenden Kopfschmerzen. Wieso zum Teufel
nahm denn niemand dieses Telefon ab? Frustriert rieb sie sich die verklebten
Augen und setzte sich auf. Das war gar nicht das Telefon. Das war ihre
Türklingel. Scheiße! Sie hatte sich ja zu diesem Spaziergang mit Kaja verabredet.
Irgendwie hatte die Idee vorgestern Abend besser geklungen als zum jetzigen
Zeitpunkt. Miri schlug die Decke zurück, was Chili, der offenbar geduldig auf
ihrem Bett gewartet hatte, bis sie aufwachte, mit einem Fauchen quittierte.
Empört sprang er vom Bett und verschwand in der winzigen Küche.
Als die Türklingel nochmals schellte, murmelte sie ein verärgertes
„Komm ja schon“ und hetzte zum Fenster. Sie riss es auf und rief hinunter:
„Kaja, bist du’s?“ Unten sah sie, wie Kaja einen Schritt zurück machte und zu
ihrer Wohnung hoch sah.
„Hallo? Bist du
startklar?“
„Äh, so gut wie. Warte, ich werfe dir den Schlüssel hinunter, dann
kannst du hier oben auf mich warten bis ich ganz fertig bin“, krächzte sie.
Ein breites Grinsen erschien auf Kajas Gesicht. „Mach das.“ Sie warf
ihr den Schlüssel hinunter, den Kaja geschickt fing. Miri wartete nicht ab, bis
Kaja im Haus verschwand, sondern begann hektisch, ein paar Kleider zusammen zu
suchen und verschwand unter der Dusche, in der Hoffnung, so ein wenig schneller
von den Toten zu auferstehen.
Als sie barfuß mit Jeans und T-Shirt bekleidet aus dem Badezimmer kam,
duftete es nach Kaffee und auf dem winzigen Küchentisch lagen frische Brötchen.
Miri rubbelte sich noch schnell die kurzen Locken trocken und ließ sich schräg
gegenüber von
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