Die Drachenschwestern
hatte. In dem
Versuch, es zu beweisen, stiegen mein bester Freund Arthuro und ich selbst in
die Burg ein. Natürlich bei Nacht und Nebel, versteht sich, was auch
hervorragend klappte. Offensichtlich hatte man darauf verzichtet, die Burg
sorgfältig zu sichern und zu überwachen. Die alten Drachen hatten sich ganz
darauf verlassen, dass sich das sowieso niemand trauen würde, aus Angst,
aufzufliegen. Das ist so ähnlich wie bei dir. Dieser Freddy wähnt sich auch in
Sicherheit, weil er denkt, die ganze Situation sei dir zu peinlich und du bist seinetwegen
zu sehr am Boden zerstört, um etwas gegen ihn zu unternehmen. In dieser
falschen Sicherheit wiegte sich also die Jury, und auch Jerry, wenn auch aus
verschiedenen Beweggründen. Nur, jetzt hatten wir zwar bewiesen, dass es möglich
ist, in die Burg einzusteigen, doch im Grunde hatten wir gar nichts erreicht.
Dass Jerry vor dem Wettkampf dasselbe gemacht hatte, konnten wir ja immer noch
nicht beweisen. Schweren Herzens beschlossen wir, ihm seinen Spaß als bester
Jungdrache ein Jahr zu gönnen und dafür im nächsten Jahr vorbereitet zu sein.“
„Wirklich, ich habt euch so lange zurückgehalten? Das könnte ich
nicht! Ich bin eher der ‚Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Typ’, oder ich lasse es gleich
ganz bleiben.“
Der Drache dachte nach. „Das ist ja nicht immer eine schlechte
Eigenschaft. Sie verleiht dir auch eine gewisse Zielstrebigkeit. Nur nützt der
beste Plan nichts, wenn man den Zeitpunkt falsch wählt.“
„Ich finde es
einfach recht schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen“, seufzte Kaja.
„Tue zuerst das Notwendige, dann das Mögliche und schlussendlich das
Unmögliche – das hat irgend so ein gescheiter Mensch, oder war es gar ein
weiser Drache? – einmal gesagt. Und es stimmt. Handelst du mehr oder weniger
danach und bleibst gleichzeitig offen und wachsam, wird sich dir die günstige
Gelegenheit schon zeigen.“
„Hm“, antwortete sie, noch nicht ganz überzeugt. Inzwischen waren sie
bei Lucs Garage angekommen und Kaja bat Lance: „Kannst du deine Geschichte
einen Moment unterbrechen? Du kannst mir den Rest ja auf dem Rückweg erzählen. Es
wundert mich wirklich, wie ihr das angestellt habt.“
„Hallo Kaja.“
„Oh, hallo Luc, ich
habe dich gar nicht kommen sehen“, stotterte sie.
„Ja, das dachte ich mir. Führst du jetzt schon Selbstgespräche? Oder
diskutierst du mit deinem Hund?“, wollte er wissen.
Verdutzt starrte sie ihn an. Sah er Lance etwa nicht? Schnell fing sie
sich wieder und meinte scherzhaft: „Ich spreche dauernd mit Zorro, wusstest du
das nicht? Bevor ich es vergesse“, sie hielt einen Moment inne und begann in
ihrer Umhängetasche zu wühlen. „Hier, Mémé schickt dir diesen CD-Player, er
muss repariert werden. Könntest du dir das bitte ansehen und flicken?“
Luc drehte das Gerät in seinen Händen, betrachtete es von allen Seiten
und fragte: „Was fehlt ihm denn?“
„Hm, ich glaube es war eine Art Kurzschluss“, antwortete sie verlegen.
„Aber ich bin sicher, dein magisches Mechaniker-Händchen wird es im Nu wieder
richten.“
„So so“, brummte er. „Und du, bist du schon wieder auf dem Sprung? So
wie ich dich kenne, holst du deshalb dein kleines Auto.“
„Ja, ich fahre
morgen, aber ich komme wieder“, versicherte sie ihm.
„Aber erst, wenn du
den richtigen, deinen eigenen Weg gefunden hast, gell!“
„Was meinst du damit Luc? Du hast gestern schon so etwas angedeutet.“ Doch
er winkte nur ab. „Nicht jetzt, auf mich wartet noch eine Menge Arbeit. Mach‘s
gut, meine Kleine!“
Mit halbem Ohr hörte Kaja Lance mürrisch murmeln, „Wieso darf er dich ‚Kleine’
nennen und ich nicht?! Das ist nicht fair“, schimpfte er weiter.
„Sch“, zischte Kaja Lance zu, worauf Luc sie verwundert musterte.
Schnell lächelte sie ihn an und forderte: „Das musst du mir schon noch kurz
erklären, du kannst mich doch nicht einfach ohne Antwort hier stehen lassen.
Stattdessen zog Luc sie in seine Bärenpranken und drückte sie fest.
„Mach‘s gut Kaja, bis bald. Du wirst schon wissen, was ich gemeint habe, wenn
die Zeit dafür gekommen ist.“
Mit diesen Worten ließ er sie los und ging zur Garage. Etwas
überrumpelt durch seinen prompten Abgang blickte Kaja ihm stumm nach. Sie
runzelte die Stirn. Ich wäre wirklich froh, wenn nicht jeder in Rätseln mit mir
sprechen würde, dachte sie.
Schließlich wurde es Lance zu langweilig und er quengelte: „Können wir
dann langsam los
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