Die Drachenschwestern
bekommt er endgültig, den Grössenwahn, dachte sie bei sich und
musste schmunzeln.
Lance entging das natürlich nicht und wurde sofort misstrauisch: „Was
gibt’s denn da zu grinsen?“
Sie wollte sich eben eine schlagfertige Ausrede einfallen lassen, als
ihr Name aufgerufen wurde.
„Gerade noch davon gekommen“, grummelte der Drache in ihrem Kopf, als
sie nach vorne ging. Selbstbewusst ging sie nach vorne, ignorierte alle
Anwesenden außer dem Qubus-Oberhaupt, der ihr den Preis übergab und ihr noch
drei unerwünschte Küsschen auf die Wange drückte.
Eineinhalb Stunden später war die Preisverleihung vorüber und der
vergnügliche Teil der Veranstaltung konnte beginnen. Kaja hatte allerdings nach
den ersten beiden Aufforderungen zum Tanzen genug. Ihre beiden Tanzpartner hatten
tatsächlich gemeint, sie würde auf zweideutige Komplimente hereinfallen und
grapschende Hände von praktisch fremden Männern auf ihrem Körper schätzen.
Lance hatte beide kompromisslos über seinen Fuß stolpern lassen, so dass sie
sich gar nicht erst hatte überlegen müssen, wie sie die beiden am besten los
würde. Nachdem sie ihren Preis, eine CD, auf dem das Programm, mit welchem sie
gewonnen hatte, gespeichert war, die von einem großen Granitstein gehalten
wurde, in der Garderobe abgeholt hatte, machte sie sich wieder auf die Suche
nach Thea. Wie Thea schon selbst festgestellt hatte, war sie in der Menge dank
ihrer leuchtenden Kleidung unschwer auszumachen. Kurz bevor sie ihre Freundin
erreicht hatte, meinte Lance telepathisch: „Bist du sicher, dass sie keine
Jungfrau mehr ist? Ich könnte noch eine gebrauchen… Vor allem eine, die so paradiesvogelmäßig
daher kommt.“
Kaja kicherte.
„Darf man mit lachen?“, wollte
Thea interessiert wissen.
„Ähm, lassen wir’s einfach dabei, dass ich soeben jemanden sehr
schmeichelhaft über dich sprechen gehört habe.“
„Oh“, meinte Thea darauf nur
und errötete doch tatsächlich ein wenig.
„Du, hör mal“, unterbrach Kaja ihren Gedankengang hastig, um zu
verhindern, dass Thea weiter nachforschte, wer denn genau das gewesen sei. „Ich
ruf mir ein Taxi und gehe nach Hause. Mein Auto hole ich dann morgen ab. Noch
mehr zweideutige Einladungen halte ich heute einfach nicht mehr aus.“
„So schlimm?“, wollte Thea
mitfühlend wissen.
„Schlimmer! Wir sehen uns dann
im Büro, okay?“
„Ja klar, komm gut nach
Hause.“
„Mach ich. Und du amüsiere dich
noch gut!“
In der Eingangshalle standen eine Gruppe junger Männer um die
Champagnerbrunnen herum und vertrieben sich die Zeit mit Trinken und
Zigaretten. Dementsprechend war die Stimmung feuchtfröhlich. Kaja dachte sich
nichts dabei und wollte gerade an der Gruppe vorüber gehen, als sich ihr einer
der Männer in den Weg stellte.
„Na, wen haben wir denn da?“
Nein, seufzte Kaja innerlich auf. Ausgerechnet einer der beiden, mit
denen sie getanzt hatte, musste dabei sein. Wie hieß er noch gleich? Krampfhaft
versuchte sie sich an seinen Namen zu erinnern. Peter oder Paul? Egal. Sie
wollte nur endlich nach Hause. Aber offensichtlich blieb ihr in letzter Zeit
auch gar nichts erspart.
„Na, wenn das
nicht unsere Eisprinzessin ist“, ließ sich eine zweite Stimme vernehmen.
Irritiert drehte sich Kaja zu dem Sprecher um. Scheiße, Michael. Nicht
der schon wieder! Schwach nahm sie wahr, dass Lance sich ein wenig seitlich
hinter ihr postiert hatte und ihr mit seiner vor Energie strotzenden Präsenz
den Rücken stärkte. Obwohl sie mehr als nur ein wenig genervt war, ließ sie
sich nichts anmerken und fragte Michael mit betont gelangweilter Stimme: „Habe
ich mich bei unserem letzten Zusammentreffen irgendwie unklar ausgedrückt?“ Sie
legte ihre Stirn in Falten, als würde sie angestrengt überlegen.
„Nein, ich glaube
nicht! Deshalb wünsche ich euch jetzt allen einen schönen Abend.“
Sie wandte sich zum gehen. Doch Michael stellte sich ihr in den Weg
und packte sie am Arm. Offensichtlich hatte der Alkohol sein
Erinnerungsvermögen doch beträchtlich getrübt, stellte Kaja verwundert fest.
Sie konnte es nicht glauben, dass er sich schon wieder mit ihr anlegen wollte.
Offensichtlich hatte sie ihn empfindlich in seinem männlichen Stolz verletzt,
was ihn unvorsichtig werden ließ.
„Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass er jetzt Rückendeckung
von seinen Kumpels hat“, warnte Lance sie gedanklich.
Stimmt. Kaja hatte gar nicht bemerkt, dass die anderen Typen, die noch
da waren, inzwischen
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