Die Drachenschwestern
einen engen Kreis um Kaja gebildet hatten. Ob sie Michael
bewusst Unterstützung bei was auch immer geben wollten oder einfach nur nichts
verpassen wollten, war Kaja im Moment noch nicht ganz klar. Sie beschloss, dass
es ihr ganz einfach egal war. Sie hatte definitiv genug von dieser Scheiße.
„Lass meinen Arm los! Sofort!“,
zischte sie Michael an.
„Hättest du wohl gerne“, grinste er anzüglich.
Sie spürte, wie Lance seine Energie noch ein wenig ausdehnte und ihr
beistehen wollte.
„Lass nur“, signalisierte sie ihm, für einmal nicht hörbar für die
anderen. „Ich schaff das. Du hast mir doch was beigebracht, weißt du noch?“
Sie zwinkerte ihm kurz zu, bevor sie sich wieder Michael zuwandte. Kaja
blickte bedeutungsvoll auf seine Hand, mit der er sie immer noch festhielt, um
ihm noch eine Chance zu geben. Als er keine Anstalten machte, ihrer
Aufforderung nachzukommen, fokussierte sie all ihre Wut und schubste ihn mit voller
Kraft in den nächsten Champagnerbrunnen. Die Gläser stürzten unter ihm mit großem
Getöse und Geklirre um. Die anderen Männer brachten sich hastig vor dem
spritzenden Champagner in Sicherheit.
Kaja blickte sich kurz nach Lance um und meinte mit einem schelmischen
Grinsen im Gesicht: „Sieht so aus, als könnten wir endlich nach Hause gehen.“
Der Drache konnte sich gar nicht entscheiden, ob er lauthals loslachen
sollte oder vor Bewunderung für seinen Schützling erstarren sollte. Zuerst der
Streit und dann der Lärm hatte einige Schaulustige angelockt.
„Nun mach schon“, forderte Kaja ihn mit einer ungeduldigen
Kopfbewegung auf. „Lach endlich und lass uns gehen, sonst gibt es hier gleich
den nächsten Stau!“
Hinter ihr
begannen die ersten Leute zu klatschen. Doch sie blickte sich nicht um und verließ
mit hocherhobenem Kopf und schwingenden Hüften das Kongresshaus, den
unsichtbaren, schallend lachenden Drachen an ihrer Seite.
Kapitel 19
Am nächsten
Morgen wachte Kaja erstaunlich ausgeruht auf. War wohl eine gute Idee, vor dem
Einschlafen ein Alka Seltzer zu schlucken und eine Flasche Wasser zu trinken,
dachte sie bei sich. Sie warf einen Blick auf den Wecker, erst halb sechs. Kein
Wunder, dass es draußen noch stockdunkel war. Weshalb war sie denn aufgewacht?
Ihr Blick fiel auf ihr Handy, das auf dem Nachttisch lag. Es blinkte aufgeregt,
was so viel hieß, dass sie eine Textmitteilung bekommen oder einen Anruf verpasst
hatte. Um diese Zeit, wunderte sie sich und streckte den Arm aus, um das
Telefon zu fassen zu kriegen. Sie versuchte, Lance, der es sich wieder einmal
auf ihrem Kopfkissen bequem gemacht hatte, dabei nicht zu stören – und verlor
prompt das Gleichgewicht. Sie landete auf dem Drachen, der in seinem Schock, so
abrupt geweckt zu werden, gleich blaues Feuer spuckte und wild um sich schlug. Das
Ganze artete in ein wildes Gerangel aus, da sich beide miteinander in der
Bettdecke verwickelten. Als Kaja sich endlich befreien konnte, hatte sich Lance
soweit beruhigt, dass anstelle des Feuers nur noch schwacher Rauch aus seinen
Ohren quoll. Dafür funktionierte sein Mundwerk prächtig und er bedachte seinen
Schützling mit den farbigsten Ausdrücken.
„…werde Gefahrenzulage verlangen, ist ja nicht zum Aushalten…,
Frauen…“ Kaja griff nach dem Glas Wasser, dass sie immer beim Bett stehen hatte
und goss es ihm kurzerhand über den Kopf.
„He…!“
„Ruhe jetzt. Es tut mir leid, dass ich dich so unverhofft geweckt habe.
Aber das ist noch lange kein Grund, so einen Aufstand zu machen.“
„Und wofür war das
Wasser?“, wollte Lance schnaubend wissen.
„Ach, ich habe erst kürzlich herausgefunden, dass etwas Abkühlung ganz
nützlich ist im Zusammenhang mit aufgebrachten oder lästigen männlichen Wesen“,
meinte sie mit einem schelmischen Seitenblick.
„Wieso bist denn du überhaupt schon wach? Du bist ja normalerweise
nicht so der ‚Morgenstund’-hat-Goldmund’-Typ, wenn ich das richtig beobachten
konnte in den letzten knapp zwei Wochen.“
„,Morgenstund hat Gold im Mund’“, verbesserte Kaja automatisch.
Dann blickte sie auf und meinte: „Das war es ja, was ich eben herausfinden
wollte!“ Sie warf einen bedeutungsvollen Blick auf die zerknüllte Decke am
Boden. „Das heißt, bevor wir unsere Verwicklungen hatten.“
„Dein Handy wolltest du? Sag das doch gleich, dann kann ich dir
behilflich sein, ohne dass du auf mir landest.“ Lance grinste anzüglich und
warf ihr das Handy zu.
„Du bist unmöglich, weißt du
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