Die drei ??? - 100 - Toteninsel
hierher, in den hinteren Teil der Höhle. Grabschändung der übelsten Art.«
»Und was jetzt?«
»Jetzt suchen wir den Ausgang.«
»Du... du meinst, wir müssen da durch?«
»Ich sehe keine andere Möglichkeit. Der Ausgang muss irgendwo am Ende dieses Tunnels liegen. Es sind nur Gerippe.
Völlig ungefährlich.«
»Niemals! Ich latsche doch nicht über einen Berg von Leichen!«
Justus schüttelte den Kopf. »Du tust nichts anderes, wenn du über einen Friedhof spazierst. Aber es ist deine Entscheidung.
Du kannst natürlich gerne hier bleiben.«
»Ich... ich...«
»Wir sollten uns langsam entscheiden, Leute«, drängte Bob.
»Wenn mich nicht alles täuscht, wird die Lampe schon schwächer. Noch zehn Minuten und wir sitzen im Dunkeln.«
»Da gibt es nichts zu entscheiden«, sagte Justus und schob sich an Bob vorbei. »Wir haben keine Wahl.« Er setzte seinen Fuß in eine Lücke zwischen zwei Oberschenkelknochen und schaffte noch drei weitere Schritte, ohne ein Gerippe zu berühren. Doch ab da war es hoffnungslos: Der Boden war von Knochen völlig bedeckt. Er musste einfach auf sie treten.
Knirschend gab ein Unterarm nach, ein Schulterblatt zerfiel zu Staub, ein Brustkorb rutschte zur Seite. Bob folgte ihm und auch Peter setzte nach einigem Zögern seinen Fuß in den Knochenberg.
Der Weg war ein einziger Albtraum, schlimmer als jeder Horrorfilm. Ekelerregender als alles, was Peter je erlebt hatte.
Obwohl der Gang nun viel schmäler war, hallte noch immer jedes ihrer Worte als dutzendfaches Echo nach. Es schien fast, als würden die Totenköpfe zu ihnen sprechen. Das leise Wispern der Skelette verfolgte sie den ganzen Weg. Die schwarze, übel riechende Masse stellte sich als Reste von Stoffen heraus, mit denen die Toten bekleidet gewesen waren. Einige Skelette trugen hölzerne Amulette und kleine Steinscheiben um den Hals.
»Ich glaube, das ist es, was hier so stinkt«, sagte Justus. »Die Körper waren einbalsamiert worden, um sie haltbar zu machen.
Doch als sie vor ein paar Jahren aus ihren Steinsärgen herausgeholt wurden, verfaulten sie rasend schnell. Von dem Fleisch ist ja nichts mehr übrig, aber die Gewänder sind noch immer getränkt mit Ölen und Salben.«
»Du meinst, das hier sind nicht einfach bloß Skelette, sondern Mumien?« Peter zitterte. »Das wird ja immer besser.« Er stieß mit dem Fuß gegen einen Beckenknochen. Dadurch kam ein kleiner Knochenberg rechts neben ihm ins Rutschen. Ein Totenkopf rollte herunter und klappte den Kiefer auf. Peter stieß einen kleinen Schrei aus, der als kicherndes Echo zurückkehrte: Der Schädel lachte ihn aus. Unwillkürlich wich der Zweite Detektiv einen Schritt zurück. Da spürte er etwas an seinem Unterschenkel. Eine Knochenhand hatte sich auf seine Wade gelegt. Streicheleinheiten von Gevatter Tod. Angewidert riss Peter sich los. Die Fingerknochen fielen einzeln herab. »Raus hier! Just, beeil dich, ich will raus hier! Los, mach schon!«
Der Weg schien endlos. Und die Lampe wurde immer schwächer. Bald schon folgten sie einem rötliche n Glimmen, das kaum noch den Boden direkt vor ihren Füßen erhellte. Doch dann, endlich, erreichten sie das Ende des Tunnels: Eine Steinplatte versperrte ihnen den Weg. »Sieht nicht so aus, als gäbe es hier einen verborgenen Mechanismus«, stellte Justus fest. »Ich hoffe, es klappt auch mit roher Gewalt.« Er stemmte sich gegen die Platte. Sie rührte sich nicht.
»Wir haben nicht mal eine Ahnung, wie dick diese Platte ist«, meinte Bob. »Vielleicht ist es ja auch ein riesiger Brocken.
Dann müssen wir wieder zurück.«
In diesem Moment erlosch das Licht. Undurchdringliche Finsternis hüllte sie ein. Und plötzlich erschien jedes Geräusch doppelt so laut. Ihr Atmen, das Tasten ihrer Hände über die Felswand, das Schaben der Knochen unter ihren Füßen.
»Niemals!«, keuchte Peter. »Ich gehe nicht wieder zurück!
Ich will jetzt hier raus!« Er stürzte zwischen Bob und Justus hindurch und warf sich gegen die Wand. Keine Wirkung. »Los, alle zusammen! Eins, zwei, drei!« Gerippe zerbarsten, Schädel splitterten, als die drei Detektive Anlauf nahmen und gemeinsam den Felsen rammten. Die Platte erzitterte leicht.
»So wird das nichts, wir müssen schieben!«, rief Justus. Sie suchten sich festen Halt auf dem Knochenboden. »Eins, zwei, drei!« Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnten, drückten sie gegen die Wand. Sie kippte leicht. »Weiter, nicht aufgeben!«
Die Platte kippte noch ein Stück,
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