Die drei !!!, 14, Spuk am See
fröstelte. Sie hätte jetzt einiges dafür gegeben, den Rock gegen ihre warme, trockene Jeans tauschen zu können.
»Alles klar?« Michi lächelte Kim zu. »Von dem blöden Wetter lassen wir uns doch nicht die Laune verderben, oder?«
»Natürlich nicht.« Kim lächelte zurück und versuchte, die Gänsehaut auf ihren Beinen zu ignorieren. Dann nahm sie Michis Hand und rannte mit ihm zu der alten Linde hinüber, die in Franzis Garten stand. Sie war über neun Meter hoch und sehr alt. »Ist sie nicht schön?«, fragte Kim. Das Blätterdach bot ihnen Schutz vor dem Regen. Hier war es sogar etwas wärmer. Kims Laune besserte sich wieder ein bisschen.
»Nicht so schön wie du.« Michi zog Kim an sich. »Du siehst toll aus heute, hab ich das eigentlich schon erwähnt?«
Kim schüttelte den Kopf. Sie musste an ihre platt gedrückten Haare und den nassen Rock denken. Ihre Wimperntusche war vermutlich auch total verlaufen. »Nein. Das ist zwar gelogen, aber trotzdem vielen Dank.«
»Ich lüge nie, das weißt du doch.« Michi drückte Kim einen Kuss auf die Lippen. »Sollen wir loslegen?«
Kim war einen Moment verwirrt. Wenn Michi sie küsste, konnte sie einfach keinen klaren Gedanken fassen. »Womit?« »Na, mit unserem Liebesschwur.« Michi wühlte in seiner Jackentasche und zog ein kleines Messer heraus. »Ich hab extra mein altes Taschenmesser mitgebracht.«
»Super!« Kim nickte anerkennend. Eigentlich hätte sie Michi viel lieber weiter geküsst, aber sie riss sich zusammen. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. »Ich bereite schon mal das Picknick vor.«
Während Michi begann, die Rinde vom Stamm der Linde abzuschaben, sah sich Kim nach einem trockenen Plätzchen fürdas Picknick um. Sie hatte zu Hause extra Sandwiches mit Käse, Gurken und Tomaten vorbereitet. Außerdem packte sie kleine Fleischbällchen und eine große Flasche Orangensaft aus. Und als Nachtisch eine Packung Schokoladenkekse. Leider war der Boden sogar unter der Linde feucht und aufgeweicht. Hier konnte man nirgendwo sitzen, ohne einen nassen Hintern zu bekommen. Dann mussten sie wohl oder übel im Stehen essen – auch wenn das nicht besonders romantisch war.
Der Regen war wieder stärker geworden und rauschte auf das Blätterdach der Linde hinab. Einzelne Tropfen fielen zwischen den Blättern hindurch und landeten auf Kims Kopf. Sie merkte, wie die Feuchtigkeit auch durch ihre nagelneuen Ballerinas drang. Allmählich bekam sie kalte Füße.
»Brauchst du noch lange?«, erkundigte sie sich fröstelnd.
Michi kratzte verbissen am Stamm der Linde herum. »Das blöde Messer ist total stumpf«, schimpfte er. »Ich hätte es vorher noch mal an einen Schleifstein halten sollen. Autsch!«
»Was ist passiert?«, fragte Kim besorgt. »Hast du dir wehgetan?« »Ich bin nur abgerutscht, halb so wild«, behauptete Michi und lutschte mit schmerzverzerrtem Gesicht an seinem Daumen. »Fändest du es sehr schlimm, wenn wir es bei den Initialen belassen?«
Kim schüttelte den Kopf. Eine halbe Stunde später hatte Michi es geschafft. Im Stamm der Linde prangten nun die etwas schiefen Buchstaben K+M. Kim hätte es eigentlich schön gefunden, wenn sie wenigstens in einem Herz gestanden hätten. Aber da Michi schon Blasen an den Fingern hatte, verkniff sie sich den Vorschlag.
»Hier, iss erst mal was.« Sie hielt Michi ein Käsesandwich hin, das dieser gierig hinunterschlang.
»Schmeckt echt lecker«, nuschelte er mit vollem Mund. »Schnitzen macht hungrig!«
Kim knabberte etwas lustlos an ihrem Sandwich, während ihr die Regentropfen kalt den Nacken hinunterliefen. Ihre Schuhe waren inzwischen völlig durchweicht, und ihre Füße fühlten sich an wie zwei Eisklumpen. Am liebsten hätte sie die ganze Aktion abgebrochen, um schnurstracks nach Hause zu düsen und sich mit einem heißen Kakao aufs Sofa zu verziehen. Aber schließlich war es ihr Vorschlag gewesen, hierher zu fahren. Michi war nur ihr zuliebe mitgekommen. Sie musste jetzt versuchen, das Beste daraus zu machen.
»Was hältst du davon, wenn wir mal wieder eine Radtour zusammen unternehmen?«, fragte Michi, nachdem er zwei Sandwiches, alle Fleischbällchen und mehrere Schokoladenkekse verdrückt hatte. »Das haben wir ewig nicht mehr gemacht. Wir könnten ruhig etwas mehr Zeit zusammen verbringen.«
»Gute Idee!« Kim lächelte, obwohl das schlechte Gewissen in ihr rumorte. Es lag meistens an ihr, dass ihre und Michis gemeinsame Zeit ziemlich knapp bemessen war. Kim war mit der Schule, den
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