Die drei !!!, 14, Spuk am See
aus, ließ sie in den großen Taschen des Bademantels verschwinden und zog sich die Kapuze über den Kopf.
In diesem Moment kam das Zimmermädchen aus dem Nachbarzimmer und warf eine Ladung schmutzige Handtücher in den Wäschekorb auf dem Wagen. Marie ging auf sie zu und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. Jetzt kamen ihr der Schauspielunterricht und die jahrelange Erfahrung aus der Theater-AG zugute. Marie, die später einmal eine berühmte Sängerin oder Schauspielerin werden wollte, konnte in Sekundenschnelle in jede beliebige Rolle schlüpfen. »Verzeihung, hätten Sie vielleicht ein paar frische Handtücher für mich?«, fragte sie höflich. »Ich wollte gerade duschen, da hab ich gemerkt, dass keine sauberen Handtücher mehr da sind …«
»Aber natürlich, kein Problem.« Das Zimmermädchen reichte Marie zwei Handtücher. Sie wollte den Wäschewagen gerade weiterschieben, als Marie einen spitzen Schrei ausstieß.
Das Zimmermädchen drehte sich überrascht um. »Was ist denn passiert?«
»Oh nein! So was Blödes!«, jammerte Marie. »Jetzt ist doch glatt die Zimmertür hinter mir zugefallen. Und der Schlüssel liegt natürlich drinnen. Was soll ich jetzt bloß machen?«
»Das ist doch gar kein Problem.« Das Zimmermädchen lächelte Marie beruhigend zu. »Ich schließe Ihnen schnell auf.« Sie zückte einen großen Schlüsselbund, und zwei Sekunden später schwang die Tür zu Zimmer 110 lautlos auf.
»Das ist wirklich wahnsinnig nett!«, flötete Marie und betrat das Zimmer. »Vielen Dank!« Sie winkte dem Zimmermädchen noch einmal zu, ehe sie die Tür hinter sich schloss.
Als Marie in Hugo Schaffers Zimmer stand, atmete sie erst einmal tief durch. Auch wenn alles prima geklappt hatte, zitterten ihr ein bisschen die Knie. Schnell zog sie den Bademantel aus und schlüpfte wieder in ihre Sandalen. Dann sah sie sich neugierig um. Das Zimmer war hell und geräumig. Auf dem großen Bett lagen zerwühltes Bettzeug und ein karierter Schlafanzug. Hier war das Zimmermädchen offenbar noch nicht gewesen. Gegenüber stand ein Kleiderschrank mit Spiegeltüren. In der Ecke befand sich eine Sitzgruppe, und daneben führte eine Tür auf die Terrasse hinaus.
Marie ging zu dem kleinen Schreibtisch, der neben dem Bett stand und auf dem mehrere Mappen lagen. Sie hatten unterschiedliche Farben und waren fein säuberlich beschriftet. Hugo Schaffer schien ein sehr ordentlicher Mensch zu sein.
Marie pfiff leise durch die Zähne, als sie die Unterlagen durchblätterte. »Bingo! Das ist ja ein absoluter Volltreffer!«
Gleich in der ersten Mappe entdeckte sie einen detaillierten Ortsplan. Sowohl das Hotel als auch die Kirche und die Mühle waren mit einem roten Kreuz markiert. In der zweiten Mappe befanden sich verschiedene Gesprächsprotokolle – unter anderemeine akribische Mitschrift der Unterhaltung, die Hugo Schaffer mit dem Pfarrer auf dem Friedhof geführt hatte. Offenbar recherchierte dieser Mann ausgesprochen gründlich und überließ nichts dem Zufall. Diese Vermutung bestätigte sich, als Marie die dritte Mappe aufschlug und darin mehrere Ausdrucke aus dem Internet fand. Marie überflog sie mit klopfendem Herzen. Es handelte sich um Informationen über alten Schmuck. Offenbar hatte sich Hugo Schaffer vor allem für antiken Rubinschmuck interessiert. Marie fand Abbildungen eines Rubincolliers, das im vergangenen Monat bei einem großen Auktionshaus versteigert worden war. Als sie las, für welche Summe das Collier unter den Hammer gekommen war, musste sie sich erst mal setzen. Dass alter Schmuck solche astronomischen Preise erzielte, war ihr nicht klar gewesen. Jetzt verstand sie, warum Antonias Rubinschmuck Schatzsucher aus dem ganzen Land angelockt hatte. Und Hugo Schaffer war offensichtlich einer von ihnen!
Plötzlich hörte Marie Schritte auf dem Flur. Kehrte Herr Schaffer etwa schon zurück? Aber dann hätten Kim und Franzi sie doch bestimmt per Handy gewarnt. Die Schritte kamen immer näher. Vielleicht das Zimmermädchen, das sauber machen wollte? Marie sprang auf und zückte ihr Handy. Schnell fotografierte sie die wichtigsten Unterlagen und stapelte die drei Mappen wieder ordentlich aufeinander. Sie hörte, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Panisch sah sie sich um. Sie musste verschwinden – und zwar schnell! Ob sie sich im Bad verstecken sollte? Nein, viel zu riskant. Die Terrassentür! Das war ihre Rettung! Mit einem Satz sprang Marie über das Bett und zog die Vorhänge zurück. Im
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