Die drei !!!, 14, Spuk am See
Familiengeschichte. Gerne hätte sie sich alles in Ruhe durchgelesen, aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Schließlich konnte jederzeit der glatzköpfige Archivar auftauchen. Und er würde es wahrscheinlich nicht so witzig finden, Kim in seinem Archiv vorzufinden. Als sie das Buch gerade wieder zuschlagen wollte, entdeckte sie auf der letzten Seite noch einmal die ordentliche Schrift des alten Grafen. Diesmal hatte er nicht seinen Namen, sondern ein paar Verse festgehalten:
An einem düsteren Ort,
wo kalt der Hauch des Todes weht,
bewacht der holde Engel
tapfer den wertvollen Hort.
Auf ewig der Hüter des Schatzes.
Kim starrte mit gerunzelter Stirn auf die Seite. Was hatte das zu bedeuten? Warum hatte der alte Graf diese Verse hinten in die Familienchronik geschrieben? Und was war mit dem »wertvollen Hort« gemeint?
Bevor sich Kim einen Reim auf die Sache machen konnte, fiel plötzlich ein Schatten auf das Buch. Erschrocken sah Kim auf – direkt in das Gesicht des dicken Archivars.
»Was machst du denn da?«, fragte er überrascht. »Wie bist du hier hereingekommen?«
»Ich … also … ich wollte nur … ich habe …«, stammelte Kim. »Das Archiv ist sonntags geschlossen.« Der Mann schlug die Familienchronik zu und nahm sie vorsichtig an sich. »Wenn du für ein Referat recherchieren willst, komm nächste Woche wieder.«
»Alles klar.« Kim ging rückwärts auf die grüne Stahltür zu. »Und entschuldigen Sie bitte die Störung.« Sie schlüpfte durch die Tür, ehe der Archivar weitere unangenehme Fragen stellen konnte, sprang die Treppenstufen hinunter und stürmte durch den Hinterausgang ins Freie.
Detektivtagebuch von Kim Jülich
Sonntag, 16:56 Uhr
Es gibt aufregende Neuigkeiten! Aber ich erzähle besser alles der Reihe nach: Vom Stadtarchiv bin ich direkt zu unserem Zelt zurückgekehrt, wo Franzi und Marie bereits auf mich warteten. Wir haben sofort eine kurze Lagebesprechung abgehalten. Franzi ist Hugo Schaffer zurück zum Hotel gefolgt. Er hat wieder die ganze Zeit telefoniert und ist dann in sein Zimmer verschwunden.
Marie hat uns die Fotos der Unterlagen gezeigt, die sie in Hugo Schaffers Zimmer gefunden hat. Jetzt ist hundertprozentig klar, dass wir auf der richtigen Spur sind. Hugo Schaffer ist unser Mann! Er ist hinter dem Schmuck her und hat in der Mühle, imSchuppen und im Teich danach gesucht. Offenbar hat er ihn aber nicht gefunden – denn warum sollte er sich sonst noch hier im Ort aufhalten und sonntags im Stadtarchiv die Familiengeschichte der von Mühlensteins nachlesen? Bestimmt hatte er gehofft, in der Chronik Hinweise auf die Angelegenheit mit Antonia zu finden. Ob er die Verse entdeckt hat? Ich hab sie gleich im Detektivtagebuch notiert, damit ich sie nicht vergesse. Leider weiß ich immer noch nicht, was sie bedeuten sollen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie etwas mit dem Rubinschmuck zu tun haben. Was soll sonst mit dem Schatz gemeint sein? Und »Hort« ist schließlich auch nur ein anderes Wort für Schatz.
Aber jetzt kommt der Hammer: Frau Schmidt kennt Hugo Schaffer! Wir haben ihr das Foto gezeigt, das ich mit der Digitalkamera gemacht habe, und sie hat ihn sofort wiedererkannt. Er war vor einigen Tagen bei ihr und wollte Näheres über Antonia wissen, aber Frau Schmidt hat ihn abgewimmelt.
Jetzt fehlt uns nur noch der letzte Beweis, um Hugo Schaffer als dreisten (und kriminellen!) Schatzsucher zu entlarven: Wir müssen herausfinden, ob der Fußabdruck, den wir neben dem Schuppen gefunden haben, von ihm stammt. Da kaum anzunehmen ist, dass er uns seine Schuhe freiwillig zeigt, bleibt uns nur eine Möglichkeit: Wir müssen noch einmal in sein Hotelzimmer und seine Sohlen mit dem Gipsabdruck vergleichen.
»Am besten erledigen wir das sofort«, sagte Franzi. »Mit etwas Glück haben wir den Fall bis heute Abend gelöst. Das wäre doch super, oder?«
Die drei !!! saßen im Schatten des Apfelbaums vor ihrem Zelt und besprachen das weitere Vorgehen.
»Und wie sollen wir in das Zimmer hineinkommen?« Kim steckte das Detektivtagebuch weg, in dem sie gerade den Fortgang der Ermittlungen notiert hatte, und machte ein skeptischesGesicht. »Der Trick mit dem Bademantel funktioniert bestimmt nicht noch einmal.«
»Das sehen wir, wenn wir da sind.« Marie stand auf und klopfte sich ein paar Grashalme von ihrem Minikleid. »Irgendwas wird sich schon ergeben. Echt ärgerlich, dass ich den Gipsabdruck heute Mittag nicht dabeihatte. Dann hätte ich die
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