Die drei !!!, 14, Spuk am See
selben Moment, in dem die Zimmertür geöffnet wurde, schlüpfte sie auf die Terrasse hinaus und verschwand hinter der hohen Hecke wie ein lautloser Schatten.
Spannende Recherchen
»Du meine Güte, der hört ja gar nicht mehr auf zu telefonieren!« Kim schüttelte ungläubig den Kopf.
Sie und Franzi waren dem großen Unbekannten in sicherem Abstand quer durch das Dorf gefolgt. Kurz hinter dem Hotel hatte sein Handy geklingelt, und der Verdächtige hatte sich mit »Hugo Schaffer« gemeldet. Das Gespräch dauerte lange und schien nicht besonders gut zu verlaufen. Hugo Schaffers Stimme wurde immer lauter, und einzelne Wortfetzen wehten zu Kim und Franzi hinüber.
Franzi runzelte die Stirn. »Ich glaube, er redet englisch.«
»Merkwürdig …«, murmelte Kim. »Wo er wohl hinwill?«
Die Frage erledigte sich etwas später von selbst. Hugo Schaffer steuerte den Marktplatz an und blieb vor dem Rathaus stehen. Kim nutzte die Gelegenheit, um die Digitalkamera aus dem Rucksack zu holen und heimlich ein Foto von ihm zu machen. Vielleicht konnten sie es später noch gebrauchen. Herr Schaffer beendete endlich das Telefongespräch und ging zum Hintereingang des Rathauses, wo er von einem kleinen, dicken Mann mit Glatze empfangen wurde. Er trug trotz des warmen Wetters eine dicke Strickjacke. Die beiden Männer begrüßten sich mit Handschlag und wechselten ein paar Worte. Kim und Franzi versteckten sich hinter einer kleinen Losbude und beobachteten gespannt die Szene. Leider konnten sie nichts verstehen. Dann zückte Hugo Schaffer sein Portemonnaie und drückte dem Mann einen Geldschein in die Hand.
»Das waren mindestens fünfzig Euro!«, flüsterte Franzi beeindruckt. »Ob das Bestechungsgeld ist?«
Kim zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Die beiden Männer betraten das Rathaus, und der Dicke schlosssorgfältig hinter sich ab. Kaum waren sie im Innern verschwunden, spurteten Franzi und Kim los. Franzi rüttelte an der Tür – natürlich ohne Erfolg.
»Stadtarchiv«, las Kim auf einem kleinen Metallschild neben der Tür. Sie machte ein verwirrtes Gesicht. »Was will er denn hier?«
»Ich wusste gar nicht, dass das Stadtarchiv sonntags geöffnet hat«, wunderte sich Franzi.
Plötzlich kam Kim ein Gedanke. »Hat es auch nicht!« Sie griff aufgeregt nach Franzis Arm. »Dafür war das Geld! Der Dicke ist vermutlich der Archivar, und Hugo Schaffer hat ihn bestochen, damit er ihn sonntags ins Archiv lässt!«
Franzi nickte langsam. »Du hast recht! Dann müssen seine Recherchen ja ziemlich dringend sein …«
»Wenn wir nur irgendwie herauskriegen könnten, wonach er sucht!« Kim trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. »Es macht mich ganz kribbelig, hier draußen herumzustehen, ohne etwas tun zu können!«
Es dauerte eine geschlagene halbe Stunde, bis Hugo Schaffer das Archiv wieder verließ. Diesmal war er alleine. Franzi und Kim, die sich wieder hinter der Losbude platziert hatten, beobachteten, wie er eilig den Marktplatz überquerte. Dabei zückte er schon wieder sein Handy.
»Du folgst ihm«, befahl Kim knapp. »Ich gehe ins Archiv. Vielleicht finde ich heraus, was er dort wollte.«
Franzi nickte stumm und nahm die Verfolgung auf. Kim huschte zum Hintereingang des Rathauses und drückte die Klinke hinunter. Diesmal war die Tür nicht verschlossen. Kim betrat einen hell gefliesten Flur und stieg ein paar Stufen hinauf. Im ersten Stock befand sich eine grüne Eisentür mit der Aufschrift »Stadtarchiv – bitte Haupteingang benutzen«. Die Tür war nur angelehnt. Kim schlüpfte hinein. Sie fand sich ineinem großen, fensterlosen Raum wieder. Er war voller Regale, die bis unter die Decke reichten und mit Aktenordnern, alten Büchern und anderen Unterlagen gefüllt waren. Zwischen den Regalen befand sich ein Arbeitstisch, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag. Kim schlich auf Zehenspitzen hinüber. Das Buch hatte einen rissigen Ledereinband und sah sehr alt aus. Die Seiten waren vergilbt und rochen leicht modrig. Offenbar waren sie irgendwann einmal feucht geworden. Die Schrift war verschnörkelt und schwer zu lesen. Kim schlug die erste Seite auf.
»Chronik der gräflichen Familie von Mühlenstein«, las Kim halblaut. Darunter hatte sich in sauberer Handschrift das Familienoberhaupt verewigt: GRAF HUBERTUS VON MÜHLENSTEIN. Der alte Graf! Der Mann, der Antonia auf dem Gewissen hatte! Mit klopfendem Herzen blätterte Kim die Chronik durch. Sie fand mehrere Stammbäume und Aufzeichnungen der
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