Die drei !!!, 14, Spuk am See
verriet, wo der Schmuck versteckt war?
Kim unterdrückte ein nervöses Kichern. Plötzlich hörte sie ein Knacken hinter sich. Sie fuhr herum und starrte in die Dämmerung. Sie meinte einen Schatten zu sehen, der hinter einer hohen Grabsäule verschwand. Aber vielleicht hatte ihr auch nur das Licht einen Streich gespielt. Hugo Schaffer harrte immer noch bewegungslos aus, er schien nichts gehört zu haben.Kim schüttelte ärgerlich den Kopf. Jetzt hatte sie schon Halluzinationen! Es wurde höchste Zeit, diesen elenden Friedhof wieder zu verlassen. Wie lange wollte Hugo Schaffer eigentlich noch vor dem Grab herumstehen?
Als Kim gerade überlegte, ob sie sich einfach aus dem Staub machen sollte, ertönte ein lautes Klingeln. In der abendlichen Stille des Friedhofs klang es schrill und unpassend. Wahrscheinlich brauchte Kim deshalb ein paar Sekunden, um zu realisieren, woher der Ton kam. Ihr Handy klingelte! Kim wurde es heiß. Hastig zog sie das Handy aus ihrer Jackentasche und drückte den Anruf weg. Verflixter Mist! Sie hatte vergessen, es auszustellen, nachdem sie vorhin auf Maries Mailbox gequatscht hatte. Was für ein peinlicher Anfängerfehler!
Doch ehe sich Kim weiter über ihre Unachtsamkeit ärgern konnte, überschlugen sich die Ereignisse. Hugo Schaffer war bei dem Handyklingeln zusammengezuckt. Jetzt drehte er sich langsam um und spähte mit zusammengekniffenen Augen genau in Kims Richtung. Kim machte sich hinter ihrem Grabstein ganz klein, aber sie hatte trotzdem das Gefühl, dass Hugo Schaffer sie genau sehen konnte.
»Hallo?«, rief er. »Ist da jemand?«
Als niemand antwortete, ging er langsam auf den Grabstein zu, hinter dem Kim hockte. Kim hielt den Atem an und beobachtete mit weit aufgerissenen Augen, wie Hugo Schaffer immer näher kam. Sie war unfähig, auch nur einen Muskel zu bewegen. Am liebsten hätte sie sich einfach in Luft aufgelöst. In ihrem Kopf herrschte totales Chaos. Gleich würde er sie entdecken! Sollte sie mit dem Handy Hilfe rufen? Zu spät, keine Zeit mehr. Was würde er mit ihr machen? Ein gefährlicher Krimineller, der vermutlich über Leichen ging …
Hugo Schaffer hatte Kim fast erreicht, als sie endlich aus ihrer Erstarrung erwachte. Ihr Körper aktivierte sämtliche Fluchtreflexe,und sie sprang auf. Für den Bruchteil einer Sekunde stand sie so dicht vor ihrem Verfolger, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Er roch nach Aftershave und Pfeifentabak. Kim drehte sich um und rannte davon.
»Halt! Bleib stehen!«, rief Hugo Schaffer ihr nach.
Aber Kim dachte gar nicht daran. Sie lief, so schnell sie konnte. Inzwischen war es völlig dunkel geworden, und es war gar nicht so leicht, den Grabsteinen auszuweichen. Kim hörte Schritte hinter sich. Hugo Schaffer hatte die Verfolgung aufgenommen! Sie schlug einen Haken nach links. Wo ging es zurück zur Straße? Verzweifelt versuchte Kim sich zu erinnern. Leider war ihr Orientierungssinn nicht besonders gut. Und ihre Fitness auch nicht. Sie merkte, wie ihre Beine schwer wurden und ihr Atem immer schneller ging. Lange würde sie dieses Tempo nicht mehr durchhalten. Und ihr Verfolger war ihr immer noch auf den Fersen.
Plötzlich tauchten dunkle Umrisse vor Kim auf. Eine Kapelle? Oder der Geräteschuppen? Kim sah die bröckelige Fassade, eine rostige Eisentür und darüber ein großes Kreuz aus Stein. Ohne lange nachzudenken, stieß sie die Tür auf und huschte hinein. Drinnen wurde sie von absoluter Dunkelheit empfangen. Es roch modrig, und Kim versuchte, nicht durch die Nase zu atmen. Sie presste sich gegen die kalte Steinwand und lauschte mit klopfendem Herzen. Wenn Hugo Schaffer sie hier entdeckte, saß sie in der Falle. Dann gab es kein Entkommen mehr …
Kim hörte schwere Schritte und keuchenden Atem. Ihr Verfolger kam immer näher – und blieb nicht stehen. Er lief weiter! Erst als seine Schritte in der Ferne verklungen waren, wagte Kim, aufzuatmen. Geschafft! Sie hatte ihn in die Irre geführt. Jetzt musste sie nur noch den Weg zurück zur Straße finden, dann war sie in Sicherheit.
Kim tastete nach der Eisentür. Sie fand den Türgriff und zog daran. Aber die Tür bewegte sich keinen Millimeter. Mit aller Kraft begann Kim, am Griff zu rütteln. Ohne Erfolg. Die Tür war zu und blieb zu. Kim versuchte, die aufsteigende Panik zurückzudrängen. Sie durfte jetzt nicht durchdrehen. Für jedes Problem gab es eine Lösung. Kim tastete nach ihrem Handy. Sie brauchte nur Franzi oder Marie anzurufen. Ihre
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