Die drei !!!, 15, Duell der Topmodels
länger die Frau ihre entzückten Schreie losließ, umso genervter wurde Marie. »Was wollen Sie eigentlich von mir? Wer sind Sie überhaupt?«
Die Frau ließ ein perlendes Lachen los. »Aber Marie! Wie kannst du so etwas fragen? Wir kennen uns doch!«
Sosehr Marie in ihrem Gedächtnis kramte, sie konnte sich an diese Frau absolut nicht erinnern. Vielleicht war sie ja irgendein verrückter Fan der drei !!!, die über ihre Tochter von dem Detektivclub gehört oder in der Zeitung einen Artikel über sie gelesen hatte?
Die Frau machte einen Schmollmund. »Marie! Marie Grevenbroich! Das kannst du mir nicht antun! Du kannst dich wirklich nicht mehr erinnern? Wie schade! Dabei haben wir uns doch so nett unterhalten, damals, bei der Party deines Vaters. Ich werde diesen wunderbaren Abend vor einem Jahr nie vergessen. Die laue Sommernacht, die coole Musik des Barpianisten, die Drinks und das Glitzern des Wassers im Pool auf eurer Dachterrasse …«
Plötzlich blitzte aus dem hintersten Winkel von Maries Gedächtnis ein heller Funke auf. »Ach Sie sind das! Wie war gleich noch mal Ihr Name?«
»Annabelle Winter«, sagte die Frau und lächelte, »aber Freundinnen wie du dürfen gern Annabelle zu mir sagen.«
Ein unglaubliches Angebot
Nachdem Maries Gedächtnis erst mal in Schwung gekommen war, fiel ihr auch der Rest wieder ein: Annabelle Winter hatte damals auf der Party ihres Vaters tatsächlich immer einen Drink in der Hand gehabt und mindestens drei männliche Verehrer an ihrer Seite. Kein Wunder, mit ihren roten Haaren war sie ja auch eine aparte Erscheinung. Außerdem strahlte sie das Selbstbewusstsein einer erfolgreichen Geschäftsfrau aus: Annabelle Winter war nämlich die Chefin der größten Modelagentur in der Stadt.
»Schön, dich zu sehen!«, rief Annabelle. »Ich dachte mir schon, dass du dir das Casting nicht entgehen lässt. Hast du dich …«
»Ich mache nicht mit beim Casting«, unterbrach Marie sie.
Annabelle Winter fiel aus allen Wolken. »Was soll das heißen? Bist du verrückt? Du musst mitmachen!«
Marie hatte es noch nie leiden können, wenn andere Menschen ihr sagten, was sie tun sollte. Das empfand sie immer als persönlichen Angriff auf ihre Freiheit. Deshalb reagierte sie entsprechend kühl. »So, ich bin also verrückt?«
»Nein, natürlich nicht«, sagte Annabelle. »So hab ich das doch gar nicht gemeint. Sind das deine Freundinnen, Marie? Sehr schön, freut mich. Bitte helft mir, Marie zu überzeugen. Ihr findet doch auch, dass sie die perfekte Kandidatin ist, oder?«
»Äh …«, machte Franzi, und Kim nickte nur.
»Na, also!«, rief Annabelle triumphierend. Dann musterte sie Maries Outfit und nickte anerkennend. »Du hast ein unglaublich gutes Gespür für Mode. Wie du dieses weiße Basic-Sommerkleid mit den langen Muschelketten kombiniert hast – und dazu die coole Kappe und den eleganten XXL-Shopper! Besser hätte es ein Pariser Designer auch nicht stylen können.«
»Ach, das hab ich nur schnell übergeworfen«, sagte Marie.
Kim und Franzi kicherten. Immer wenn Marie behauptete, sie hätte nur wahllos in ihren Kleidschrank gegriffen, hatte sie in Wirklichkeit ein zweistündiges Wellness- und Stylingprogramm hinter sich.
»Aber weißt du, was mich noch viel mehr umhaut?«, sagte Annabelle zu Marie. »Dein Körper! Du hast die idealen Modelmaße, das seh ich auf einen Blick. Und das Schöne daran ist: Du bist nicht so knochig wie die Magermodels aus Paris. Und du bist absolut natürlich, hast eine irre Ausstrahlung und siehst aus wie sechzehn, obwohl du in Wirklichkeit erst – lass mich raten – dreizehn bist?«
»Ich bin vierzehn«, sagte Marie und lächelte zum ersten Mal, seit die Agentin zum Tisch der drei !!! gekommen war. »Aber Sie sollten nicht lauter solche Sachen sagen …«
Kim und Marie kannten den Augenaufschlag ihrer Freundin viel zu gut, um zu wissen, dass sie sich genau das Gegenteil wünschte. Prompt ging ihr Wunsch in Erfüllung. Annabelle überschüttete Marie mit noch mehr Komplimenten: dass sie genau der Typ sei, der im Modelbusiness gerade gefragt sei, dass sie große Chancen hätte, unter die letzten drei Kandidatinnen zu kommen, wenn sie nicht sogar das große Los zog und einen Exklusivvertrag bei ihrer Agentur gewann.
Mit jedem Wort schmolz Maries Widerstand dahin wie die letzten Eisreste im Freundschaftsbecher. Sie spielte mit einer blonden Haarsträhne und sagte so cool wie möglich: »Also eigentlich ist die Modebranche wirklich nicht
Weitere Kostenlose Bücher