Die drei 42 Das Geheimnis der alten Villa drei Ausrufezeichen
und die kleinen Kreise symbolisieren die größeren Bäume im Garten. Die meisten stehen heute noch, ein paar wurden offenbar gefällt.«
»Und das hier in der Ecke ist der ehemalige Gartenpavillon, stimmt’s?« Marie tippte auf ein Quadrat.
»Genau.« Kim nickte. »So weit waren wir ja schon. Interessant ist diese Linie hier.« Sie zeigte auf einen geraden, schwarzen Strich, der sich quer über das Blatt zog und kurz vor dem Gartenpavillon endete. »Ich glaube nicht, dass das ein Gartenweg ist.«
»Sondern?«, fragte Franzi.
Kim holte tief Luft. »Meiner Meinung nach soll das ein Pfeil sein, der auf das Versteck des Schatzes zeigt.«
Franzi sog scharf die Luft ein. »Du glaubst, der Schatz befindet sich beim Gartenpavillon?«
»Bingo!« Kim hatte vor Aufregung rote Wangen. »Überlegt doch mal, das ist der ideale Ort, um etwas zu verstecken! Der Pavillon liegt in der hintersten Ecke des Gartens und war bestimmt auch früher schon von dichtem Gebüsch umgeben. Da wird man nicht so leicht gesehen, wenn man ein Loch gräbt.«
»Du hast recht.« Marie nickte langsam. »Das ergibt durchaus einen Sinn. Gute Arbeit, Kim!« Sie nahm die goldbraun gerösteten Brotscheiben aus dem Toaster, legte sie auf einen Teller und beschmierte sie mit Butter.
Kim lächelte stolz. »Danke!« Ihre Augen funkelten unternehmungslustig. »Los, lasst uns einen Spaten holen und den Schatz heben!«
»Jetzt?« Franzi zog die Augenbrauen hoch.
»Natürlich!« Kim nickte eifrig. »Je eher wir den Fall lösen, desto besser.«
»Jetzt essen wir erst mal.« Marie belegte die Brotscheiben zügig mit Putenbrust, Käse, Gurken- und Tomatenscheiben und stellte die fertigen Sandwiches auf die Theke. »Und danach muss ich mich umziehen und stylen. Ich bin nachher mit Antoine in der Chocolaterie verabredet, schon vergessen?«
»Stimmt ja!« Kim machte ein enttäuschtes Gesicht. »So was Blödes!«
Marie nahm sich ein Puten-Käse-Sandwich. »Der Schatz läuft uns schon nicht weg«, beruhigte sie ihre Freundin.
»Dann machen wir uns aber gleich heute Abend an die Arbeit!« Kims Ton ließ keinen Widerspruch zu.
Marie seufzte. »Von mir aus. Und nun guten Appetit!«
Zwei Stunden später verließ Marie in eine Maiglöckchen-Duftwolke gehüllt das Haus. Kim und Franzi waren nach dem Clubtreffen aufgebrochen, um den freien Nachmittag jede auf ihre Weise zu nutzen. Franzi wollte Oma Lotti im Krankenhaus besuchen und Kim hatte beschlossen, Michi zu überraschen, indem sie ihn spontan von der Berufsschule abholte und zum Eisessen einlud.
Marie zupfte an ihrem türkisfarbenen Sommerkleid, dessen glatter Stoff kühl wie Meerwasser an ihr herabfloss. Eigentlich war das Kleid etwas zu dünn für die Jahreszeit, doch da die Maisonne heute ungewöhnlich warm schien, hatte Marie beschlossen, es trotzdem zu wagen. Sie stöckelte auf den hohen Absätzen ihrer farblich zum Kleid passenden Riemchensandalen vorsichtig über den Kies zur Gartenpforte und machte sich ohne Eile auf den Weg zur Chocolaterie .
Wie immer kam Marie absichtlich etwas zu spät zu ihrem Date, denn eine ihrer goldenen Flirt-Regeln lautete: Warte nie auf einen Jungen, wenn du ihn auf dich warten lassen kannst.
Antoine saß schon an einem Bistrotisch vor der Chocolaterie , als Marie die Straße überquerte. Er trug eine große Piloten-Sonnenbrille im Retro-Look, die ihm ziemlich gut stand. Kaum hatte er Marie erblickt, sprang er auf und kam auf sie zu.
» Salut , Marie!« Er schob sich die Sonnenbrille in die schwarzen Wuschelhaare und begrüßte Marie mit zwei Wangenküsschen. Dann zauberte er eine langstielige, tiefrote Rose hinter seinem Rücken hervor und überreichte sie mit einer kleinen Verbeugung.
Marie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. » Merci , Antoine!« Sie schnupperte an der Rose. »Hmm, was für ein himmlischer Duft. Die Rose ist wunderschön!«
»Sie ist nicht halb so schön wie du«, sagte Antoine ernst.
Bei jedem anderen Jungen hätte dieses Kompliment abgedroschen und überzogen geklungen, aber Antoine brachte es absolut überzeugend rüber. Marie schmolz dahin. Französische Jungs waren einfach wahnsinnig charmant!
Antoine rückte Marie den Stuhl zurecht und sie ließ sich mit elegant übereinandergeschlagenen Beinen nieder. Während Antoine in die Chocolaterie eilte, um für ihr leibliches Wohl zu sorgen, schloss Marie kurz die Augen und genoss die warmen Strahlen der Maisonne und die Vorfreude auf einen Nachmittag mit dem süßesten Jungen, den sie seit
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