Die drei 46 Filmstar in Gefahr drei Ausrufezeichen
»Die Ohrringe soll Sandra tragen?«
Sybille lächelte. »Natürlich. Dadurch wirkt das Brautkleid noch jünger und verspielter. Außerdem erinnert der Schmuck an Sommer, Sonne und Inselurlaub.«
Marie konnte die Argumente der Kostümbildnerin absolut nachvollziehen. Trotzdem wurmte es sie, dass das schönste Schnäppchen des Tages ausgerechnet für Sandra bestimmt sein sollte. Jeder anderen Schauspielerin hätte sie die Ohrringe tausendmal mehr gegönnt.
»Komm, wir nehmen ein Taxi«, sagte Sybille. »Es fängt an zu regnen und du siehst müde aus.«
Marie ließ sie in dem Glauben, ging mit und genoss die wohlige Wärme des Taxis. Auf dem Rücksitz bürstete sie sich den zerzausten Pony und frischte ihr Lipgloss auf. Von Sandra würde sie sich garantiert nicht die Laune verderben lassen!
Zurück in der Filmstadt, leerte Marie ihren XXL-Shopper aus und betrachtete zufrieden den ansehnlichen Kleiderberg. »Wollen wir alles sortieren, auf die Stange hängen und mit den Accessoires kombinieren?«
Sybille sah auf ihre Armbanduhr. »Am liebsten schon, aberich hab gleich ein wichtiges Meeting. Wir sehen uns morgen wieder, ja? Tausend Dank noch mal und tschüss!« Die Kostümbildnerin eilte davon.
Leicht verärgert blieb Marie zurück. Wenn sie das gewusst hätte, wäre sie gar nicht erst hergefahren, sondern in der Stadt geblieben. In zwei Stunden hatte sie sich mit Kim und Franzi im Café Lomo verabredet. Na gut. Vielleicht war das ja die Gelegenheit, um zwanglos mit dem Produzenten ins Gespräch zu kommen. Marie wusste von Sam bisher nur, dass er viele lustige Anekdoten aus der Filmbranche auf Lager hatte.
»Hast du Sam irgendwo gesehen?«, fragte sie den Kameramann, der gerade vorbeilief.
Der schüttelte unwirsch den Kopf. »Musst ihn schon selber suchen.«
»Oh … danke, sehr freundlich.« Marie zog die Stirn kraus. Der war aber heute schlecht drauf! Sie ging zu den Kulissen und traf Luc, der mit seiner Regieassistentin die nächste Szene besprach. Die zwei konnten Marie auch nicht weiterhelfen und waren seltsam kurz angebunden. Merkwürdig. Als Marie weiterging, sahen die beiden Beleuchter zu ihr rüber und fingen an zu tuscheln. Für ein Gespräch mit ihr hatten sie aber keine Zeit. Was war denn heute nur los? Das sonst so fröhliche, aufgeschlossene Filmteam wirkte wie ausgewechselt. Hatten alle schlecht geschlafen und waren maulfaul, oder wollte aus irgendeinem unerfindlichen Grund bloß keiner mit ihr reden? Normalerweise hätte Marie jetzt Kim und Franzi gefragt, aber die waren ja leider nicht da.
Als Marie endlich auf Sam stieß und der nette Produzent ihrdemonstrativ den Rücken zukehrte, wurde es Marie langsam unheimlich. Sie wickelte eine Haarsträhne um ihren Finger und grübelte. Die Sache ließ ihr keine Ruhe. Sie musste herausfinden, was hier los war. Hatten sich alle gegen sie verschworen? Im Film- und Showbiz kam so was leider häufig vor. Marie musste ans Modelhaus denken und den Zickenkrieg unter den Mädchen dort. Sie hatte so gehofft, dass es hier am Set anders war.
»Okay, Leute«, murmelte Marie entschlossen. Ihr war eingefallen, wo sie am besten Nachforschungen anstellen konnte: in der Teeküche. Die war für gewöhnlich der Mittelpunkt von Klatsch und Tratsch.
Die Teeküche war leer. Marie versteckte sich hinter einem Vorhang und wartete. Kurz darauf kamen zwei Nebendarstellerinnen herein, um sich einen Kräutertee zu kochen.
»Sag mal, Olivia, wie findest du eigentlich diese Marie Grevenbroich?«, fragte die eine, während sie einen Teebeutel aus der Dose holte.
»Geht so.« Olivia befüllte den Wasserkocher. »Die macht sich dauernd wichtig, obwohl sie doch nur zuschaut bei den Dreharbeiten. Luc ist auch schon genervt von ihrer Fragerei. Und was hältst du von ihr, Cleo?«
»Puh!« Cleo hängte zwei Teebeutel in die Kanne. »Also, ich will ja nicht ablästern, aber sie ist schon total eingebildet und hält sich für was Besseres. Jedem, der ihr über den Weg läuft, erzählt sie, dass sie die Tochter des berühmten Schauspielers Helmut Grevenbroich ist. Als ob das jemanden interessieren würde.«
Olivia verdrehte die Augen. »Ganz genau. Ich frage michwirklich, was sie überhaupt hier verloren hat. Ihre zwei Freundinnen schleppt sie auch noch dauernd mit.«
Das Wasser kochte. Cleo goss es in die Teekanne. »Tja. Solange Luc nicht ein Machtwort spricht, wird sie uns wohl erhalten bleiben. Eine unangenehme Person, da muss ich Sandra wirklich recht geben. Aber jetzt komm, wir
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