Die drei 48 Die Maske der Koenigin drei Ausrufezeichen
tauften die Pflanze zu Ehren der ermordeten Königin auf den Namen Xanath – was auf Deutsch ›gejagte Blume‹ bedeutet.«
Kim blinzelte. »Tolle Geschichte.«
Felipe nickte. »Ja! Wollt ihr jetzt noch die Variante von meiner Oma hören?«
Die drei !!! nickten stumm.
»Oma sagt, dass der Geist der gemeuchelten Königin seit jenem Mordtag unterwegs ist und junge Frauen, die gegen ihren Willen verheiratet werden sollen, zu deren Schutz zu sich in die Unterwelt holt. Zahlreiche mexikanische Frauen seien aufgrund der Intervention des Königinnengeists spurlos verschwunden. Und immer ist ein intensiver Duft nach Vanilleam Ort ihres Verschwindens zurückgeblieben …« Felipe lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Das ist Xanas Fluch.«
Marie rieb sich die Unterarme. »Ich hab eine Gänsehaut!«
Oma Rosita nickte ihr wissend zu.
Franzi grinste. »Du glaubst da aber nicht wirklich dran, oder?«
»Na ja …« Marie zögerte.
Karsten räusperte sich. »Die Legende ist wirklich sehr populär in Mexiko. Ich lese gerade eine Doktorarbeit über das Grab der Xana, da wird das Märchen auch analysiert. Bei den Ausgrabungsarbeiten in Calakmul haben übrigens einige mexikanische Helfer davon erzählt, dass immer wieder Studentinnen und Archäologinnen spurlos verschwinden und dass dafür Xanath verantwortlich wäre.«
Marie sah den Studenten unbehaglich an. »Da sind tatsächlich Frauen verschwunden?«
Karsten grinste. »Ja! Allerdings glaube ich eher, dass die Damen vor der anstrengenden Arbeit im Dschungelklima geflohen sind, als dass sie vom Königinnengeist entführt wurden.«
Franzi nahm nachdenklich einen Schluck Orangensaft. Irgendwie wurde sie aus diesem Karsten nicht schlau. Sie fand ihn immer noch ziemlich sympathisch. Aber trotzdem war sie hellhörig geworden, als er die Doktorarbeit erwähnt hatte. Der Student war ja wirklich sehr interessiert an dem Grab der Königin. Vielleicht auch ganz speziell an der Totenmaske? War Kims Verdacht doch nicht so unberechtigt?
»Es ist schon seltsam, dass ausgerechnet die Totenmaske dieser Königin nun verschwunden ist«, sagte Marie leise.
»Es ist nicht nur seltsam«, sagte Felipe, »es ist schrecklich! Diese Maske ist so wertvoll für die mexikanische Kultur!«
Karsten nickte zustimmend. »Es ist eine Katastrophe.«
»Wir müssen sie unbedingt wiederfinden!« Kim knüllte ihre Serviette zusammen. »Karsten, du hast vorhin etwas von einer Doktorarbeit über das Grab erzählt. Könnten wir da vielleicht mal hineinschauen – wir sollten einfach so viel Wissen über die Maske zusammentragen wie möglich.«
Unmerklich nickte ihr Franzi zu. Sie hatte verstanden: Kim versuchte gerade mit Karsten ins Gespräch zu kommen, um ihn unauffällig aushorchen zu können.
Der Student nickte. »Klar, ich leihe sie euch gerne über die Feiertage aus. Aber ich kann euch auch persönlich ein paar Sachen erzählen.«
»Das ist sehr nett«, sagte Kim sofort. »Am besten, wir lesen uns ein, und wenn wir Fragen haben, kommen wir einfach auf dich zu.«
»Kommt doch gleich mal mit, ich habe auch noch andere Arbeiten über Mexiko. Vielleicht ist etwas Interessantes für euch dabei.« Karsten stand auf und die drei Detektivinnen folgten ihm. Er steuerte auf die Tür hinter dem Tresen zu, hinter der sich der kleine Raum befand, den Juana normalerweise als Büro nutzte. Jetzt stand ein schmales Klappbett seitlich an der Wand und einige Regalbretter waren für Karstens persönliche Sachen frei geräumt worden. Auf dem Schreibtisch stapelten sich Bücher und Papiere neben dem Laptop, selbst auf der Fensterbank befand sich ein großer Haufen Hefte. Am Fenstergriff schaukelte Karstens Indiana- Jones-Hut im Luftzug.
Karsten grinste. »Ich habe es in kürzester Zeit geschafft, die halbe Unibibliothek hierherzubringen.« Er zog ein dickes Heft aus dem Stapel. »Hier, das ist die Arbeit.« Er reichte sie Kim. »Und im Regal habe ich noch ein paar Bücher …«
Karsten wurde vom Klingeln seines Handys unterbrochen. Er zog es aus der Hosentasche und sah auf das Display. »Das ist mein Bruder, da muss ich rangehen – entschuldigt mich kurz. Schaut doch schon mal selbst nach.« Er deutete auf einige Bücher, die neben einem Stapel Jeans im Regal standen, und verließ den Raum.
Als Karsten die Tür hinter sich zuzog, wurde das angelehnte Fenster plötzlich durch eine Windböe aufgestoßen. Der Rahmen schrammte an einem Bücherstapel vorbei und brachte ihn gefährlich zum Schwanken. Bevor
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