Die drei !!!, 9, Im Bann des Tarots
sagte Kim. »Könnte doch sein, frag sie einfach. Und selbst wenn sie es nicht waren: Ich glaube nicht, dass euch jemand bedrohen will. Oder war ein Drohbrief dabei?«
Herr Jülich räusperte sich. »Nein, an der Tür waren nur die Karten.«
»Na, also«, sagte Kim. »Ihr regt euch viel zu sehr auf. Deswegen müsst ihr doch nicht gleich die Polizei anrufen.«
Frau Jülich tauschte einen zögernden Blick mit ihrem Mann. Zufrieden registrierte Kim, dass die Angst in ihren Augen verschwunden war.
»Also ich finde, unsere Tochter hat recht«, sagte schließlich Herr Jülich und legte einen Arm um seine Frau. »Die Polizei würde uns wahrscheinlich sowieso auslachen. Heben wir die Karten auf und warten erst mal ab.«
Endlich gab Frau Jülich nach. »Na gut, warten wir ab.«
Kim atmete erleichtert auf. Das war ja gerade noch mal gut gegangen. »Ich kann die Karten gern für euch aufheben«, schlug sie vor. »Ich lege sie zu den anderen, die ich für die Schule weggelegt habe.«
»Meinetwegen«, sagte Frau Jülich und drehte sich wieder zum Herd um. Und damit war das Thema zum Glück erst mal vom Tisch.
»Hier sind sie!«, verkündete Kim zwei Stunden später feierlich. Mit einer schwungvollen Handbewegung legte sie die zwei Tarotkarten, die sie aus den Händen ihrer Eltern gerettet hatte, zwischen die Kakaotassen auf den Couchtisch des Café Lomo .
Marie und Franzi waren ausnahmsweise beide pünktlich zur Sondersitzung des Clubs gekommen und beugtensich aufgeregt über die Karten. Auf diesen Moment hatten sie so lange sehnsüchtig gewartet. Jetzt war es endlich so weit.
Die achte Karte mit dem Hinweis auf den Ort des Ereignisses, also den Tatort, kam Marie zwar bekannt vor, aber sie konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, was sie bedeutete. »Königin der Münzen«, murmelte sie und schlug im Tarotbuch nach, das sie extra zum Treffen mitgenommen hatte.
Kim und Franzi betrachteten inzwischen das Bild. Eine Königin in einem roten Kleid saß auf einem Thron und hielt eine goldene Münze in der Hand. Im Hintergrund sah man eine fruchtbare Landschaft.
»Ich hab’s«, sagte Marie. »Also: Allgemein steht die Königin der Münzen für eine bodenständige, handwerklich geschickte Frau, die für den Fragenden wichtig wird und ihm praktischen Rat oder Hilfe gibt. Der Fragende kann aber auch selbst die Haltung der Königin einnehmen.«
Kim und Franzi sahen Marie ratlos an.
»Was soll das denn jetzt bedeuten?«, fragte Franzi. »Ich dachte, es geht um einen Ort und nicht um eine Person.«
Kim stöhnte. »Eine bodenständige Frau, na, toll! Diese Beschreibung trifft wahrscheinlich auf jede dritte Frau in dieser Stadt zu. Wie sollen wir herausfinden, wer damit gemeint ist? Da können wir ja ewig suchen.«
Marie nippte an ihrem Kakao Spezial mit Vanillearoma, dem absoluten Lieblingsgetränk der Freundinnen. Kim und Franzi hatten gleich zwei Fragen auf einmal aufgeworfen. Marie nahm sich zunächst die erste Frage vor. »Vielleicht sollten wir uns nicht so sehr auf die Königin konzentrieren, sondern mehr auf die Umgebung, in der sie abgebildet ist.«
Franzi nahm die Karte in die Hand. »Hm … Besonders aufschlussreich ist das aber auch nicht: Ihr Thron ist mit Früchten geschmückt, über ihr blühen Rosen, und im Hintergrund sind fruchtbare Felder und Hügel. Das kann so ziemlich überall sein. Unsere ganze Stadt ist von Hügeln umgeben.«
»Stimmt«, gab Marie zu. »Trotzdem müssen wir alles sammeln, was uns auffällt. Jedes kleinste Detail kann wichtig sein.«
Kim nahm Franzi die Karte aus der Hand. »Da, an der Armlehne ihres Throns ist ein Ziegenkopf! Das ist ja merkwürdig.«
»Und vorne rechts läuft ein Hase über den Weg«, sagte Marie, die das Bild in ihrem Tarotbuch studierte.
Kim zückte ihr Detektivtagebuch und stellte eine Liste aller Details auf. »Am besten gehen wir systematisch vor, sonst blicken wir nie durch.«
»Gute Idee«, sagte Franzi. »Dann sparen wir uns Zeit, wenn wir den Professor dazuholen. Ich fürchte, ohne ihn werden wir es sowieso nicht schaffen.«
Marie runzelte die Stirn. Normalerweise hatte sie kein Problem damit, sich von jemandem helfen zu lassen, aber jeder andere wäre ihr lieber gewesen als Professor Degen. Obwohl er inzwischen wirklich nett zu den drei !!! war, konnte sie sein ekelhaftes Verhalten am Anfang nicht so schnell vergessen.
»Abwarten«, sagte sie deshalb. »Ich finde, wir sollten uns erst in aller Ruhe zu dritt die Karten ansehen. Fällt euch noch
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