Die drei !!!, 9, Im Bann des Tarots
schlurfenden Schritten den Flur durchquert und die Haustür aufgemacht hatte. Umständlich stieg sie in ihre Gummistiefel und dann stapfte sie endlich los.
Der Obstgarten lag hinter dem Bauernhaus. Ein verschlungener Weg, der mit Unkraut zugewuchert war, führte zu einem kleinen, verrosteten Gartentor. Es quietschte empört in den Angeln, als die Bäuerin es für sie öffnete. Nachdem sie das Tor passiert hatten, breitete sich vor ihnen ein Hügel mit einergroßen Wiese aus. Nach allen Himmelsrichtungen konnte man weit ins Land hinaus sehen, das sich mit weiteren, etwas kleineren Hügeln und Feldern bis zum Horizont erstreckte.
Der Garten selbst war ein wenig verwildert. Bunt verstreut standen die alten Obstbäume nebeneinander, streckten ihre Äste in den Himmel und berührten sich gegenseitig mit ihren Kronen. Darüber spannte sich ein tiefblauer Spätsommerhimmel. Bis auf die Bienen, die geschäftig herumflogen und leise summten, war alles still. Marie fühlte sich für einen Augenblick wie im Märchen. Wenn jetzt plötzlich eine gute Fee aufgetaucht wäre und ihnen drei Wünsche angeboten hätte, hätte sie sich auch nicht groß gewundert.
Doch Franzis helle Stimme holte sie schnell zurück in die Wirklichkeit. »Wo ist denn die Stelle?«
Frau Blomberger zeigte zum hinteren Teil des Gartens, wo der Hügel bereits wieder abfiel. Gespannt folgten sie ihr durch das duftende Gras.
Marie reckte den Kopf, und bevor die Bäuerin auf das Loch deutete, hatte sie es schon entdeckt: Genau zwischen zwei Apfelbäumen hatte jemand ein Loch mit einem Durchmesser von etwa drei Metern gegraben. Die Erde war sehr sorgfältig ausgestochen worden, offenbar mit einem Spaten, und neben dem Loch aufgeschichtet.
Neugierig bildeten Kim, Franzi, Marie und der Professor einen Kreis rund um das Loch und starrten hinein. Es war erstaunlich tief. Unten waren nur Steine und lockere Erde zu sehen. Aber in der Mitte konnte man eine seltsame, ovale Vertiefung erkennen.
Professor Degen ging in die Knie und beugte sich weiter hinunter. »Merkwürdig«, murmelte er.
»Was ist?«, fragte Franzi.
»Ich glaube, die Grabräuber sind bereits fündig geworden«, sagte er. »In der Vertiefung hat eindeutig etwas gelegen.«
Frau Blomberger seufzte. »Oje! Das hat mir gerade noch gefehlt!«
Kim griff aufgeregt nach Maries Hand. »Und was könnte das gewesen sein?«
Professor Degen kratzte sich am Kopf. »Das kann ich schlecht sagen. Dazu bräuchte ich meine Ausrüstung.«
»Reicht fürs Erste auch das hier?«, fragte Kim und streckte ihm eine Lupe hin, die sie für alle Fälle mitgenommen hatte.
Überrascht starrte der Professor auf die Lupe, dann nahm er sie lächelnd entgegen. »Danke!« Eine Weile beugte er sich mit der Lupe über das Loch, bevor er sich wieder aufrichtete und die Erde von seinen Knien klopfte. »Hm … Ich weiß nicht.«
»War es ein schwerer Gegenstand?«, fragte Marie.
Professor Degen nickte. »Ja, ich denke schon. Es könnte ein ovales Gefäß gewesen sein, eine Schatulle zum Beispiel, vermutlich aus Bronze. Aber das sind leider alles nur Vermutungen.«
»Und was bedeutet das jetzt für mich?«, fragte die Bäuerin, die besorgt zwischen dem Professor und dem Loch hin und her sah.
»Ich fürchte, die Räuber werden wiederkommen«, sagte Professor Degen. »Das hier war nur eine erste Stichprobe, aber ich gehe schwer davon aus, dass es sich um ein größeres Grab handelt. Bei Hügelgräbern befindet sich das Fürstengrab nämlich immer im Zentrum des Hügels, da drüben also.« Er zeigte in die Richtung des höchstenPunktes des Hügels. »Und die große Beute wollen sich die Räuber bestimmt nicht entgehen lassen.«
»Oje!«, rief die Bäuerin wieder. »Das klingt ja alles gar nicht gut. Was soll ich denn jetzt machen?«
Ratlos sahen sich die drei !!! an. Professor Degen wusste auch erst mal keine Antwort. Da klingelte plötzlich ein Handy.
Reflexartig griffen Marie, Kim und Franzi in ihre Hosentaschen, aber nur bei Kim vibrierte das Handy, die anderen beiden hatten ihre gar nicht an.
Kim zuckte zusammen. »Entschuldigt, ich hab vergessen, mein Handy auszumachen.« Sie warf einen Blick aufs Display und wurde rot. Es war Michi! »Bin gleich wieder da«, sagte sie hastig und ging ein paar Schritte von der Gruppe weg.
Marie und Franzi runzelten verständnislos die Stirn. Was konnte im Augenblick wohl wichtiger sein als der Fall?
Kim spürte die missbilligenden Blicke ihrer Freundinnen nicht. »Hallo«, sagte sie
Weitere Kostenlose Bücher