Die drei !!! Bd. 30 - Falsches Spiel im Internat
lautloses »Igitt«. Sie will den Becher wegstellen, eine Hand nimmt ihn ihr ab, füllt ihn wieder auf, gibt ihn ihr zurück. Sie schüttelt den Kopf, murmelt etwas. Die Hand taucht wieder auf, macht eine ungeduldige Bewegung. Komm schon, trink! Das Mädchen schließt die Augen, trinkt den Becher in einem Zug aus. Sie wird kalkweiß, würgt. Die Hand taucht wieder auf, klopft ihr auf den Rücken. Etwas glitzert am kleinen Finger der Hand. Ein Ring? Das Mädchen sackt zur Seite, alles wird schwarz.
Im Zimmer war es still. Niemand bewegte sich. Niemand sagte etwas. Als hätte der Film sie in einen Dornröschenschlaf versetzt.
Leslie brach das Schweigen als Erste. »Das... das war Juliana!« Sie flüsterte fast.
Kim drehte sich um. »Du kennst das Mädchen in dem Film?« Leslie nickte. »Juliana Meinau, eine ehemalige Internatsschülerin.«
»Ehemalig?«, wiederholte Franzi. »Jetzt ist sie also nicht mehr hier?«
»Sie hatte vor zwei Wochen einen Unfall«, erklärte Leslie mit leiser Stimme. »Danach ist sie nicht zurückgekommen.« »Wie kam es zu dem Unfall?«, fragte Kim. Leslie zuckte mit den Schultern. »Das weiß niemand so richtig. Juliana ist spätabends auf der Landstraße, die am Internat vorbeiführt, von einem Auto angefahren worden. Jetzt geht es ihr wohl wieder gut, aber sie musste die Schule wechseln. Es gab Gerüchte, es sei Alkohol im Spiel gewesen.« »An den Gerüchten scheint etwas dran zu sein«, stellte Franzi fest. Sie nickte zum Laptop hinüber. »Das war bestimmt kein Wasser, was sie da in sich hineingeschüttet hat.« »Irgendjemand hat Juliana systematisch abgefüllt«, sagte Kim. »Sie wollte nichts mehr trinken, aber es wurde ihr immer wieder nachgeschenkt. Bis sie nicht mehr konnte und umgekippt ist.« Sie schüttelte den Kopf. »Wer tut so etwas?« »Björn.« Maries Stimme schnitt in die Stille wie ein scharfes Messer, klar und kalt. »Es war Björn.«
Kim, Franzi und Leslie starrten sie an. Maries Gesicht war wie versteinert.
»Bist du unter die Hellseherinnen gegangen?«, fragte Franzi. »Es war nur eine Hand zu sehen. Woher willst du wissen, dass sie zu Björn gehört?«
»Der Ring«, sagte Marie. »Ich hab ihn wiedererkannt.« »Stimmt, am kleinen Finger der Hand war ein goldener Ring«, bestätigte Kim. »Der ist mir auch aufgefallen." »Björn trägt genauso einen.« Marie wandte sich ab. »Und ich hätte mich fast ... «
Sie verstummte, aber Kim wusste auch so, was sie hatte sagen wollen.
Und ich hätte mich fast in ihn verliebt.
Leider hatte Marie ein Talent dafür, sich in die falschen Jungs zu verlieben. Entweder waren sie viel zu alt für sie, so wie Stefan und Adrian, Maries süßer Nachbar, wohnten zu weit weg wie Holger oder meinten es nicht ehrlich mit ihr wie Matt aus dem Rock Camp, der Marie vorgegaukelt hatte, sie sei die Einzige für ihn, obwohl er sich in Wirklichkeit jeden Abend mit einem anderen Mädchen aus dem Camp traf. Andererseits war Marie selbst kein Unschuldslamm. Wenn sie in Flirtlaune war, brach sie die Herzen der Jungs gleich reihenweise. Kim stand auf und legte Marie tröstend den Arm um die Schultern. »Mach dir nichts draus. Für einen wie Björn bist du sowieso viel zu schade.« Und mit einem aufmunternden Blick auf die niedergeschlagene Leslie fügte sie hinzu: »Und du natürlich auch!« Marie und Leslie lächelten schwach.
»Der Typ hat uns eiskalt angelogen!«, regte sich Franzi auf. »Von wegen ›Mit Alkohol hab ich nichts am Hut‹ – dass ich nicht lache!«
Kim rechnete es Franzi hoch an, dass sie diesmal auf einen spöttischen Kommentar in Richtung Marie verzichtete. Wenn es darauf ankam, konnte sie überraschend sensibel reagieren. »Es gibt offenbar wirklich geheime Saufpartys auf dem Internatsgelände.« Auf Kims Stirn erschien eine steile Falte, während sie nachdachte. »Irgendwo treffen sich Schüler zum Trinken und Feiern. Und Björn war dabei. Genauso wie Juliana. Wahrscheinlich war sie betrunken, als sie vor das Auto gelaufen ist.«
»Das hätte böse ausgehen können«, sagte Franzi. »Sie hat Glück, dass sie noch lebt.«
»Wir könnten Juliana anrufen«, schlug Marie vor. »Vielleicht verrät sie uns ja mehr über die geheimen Partys.« »Gute Idee!« Kim wandte sich an Leslie. »Hast du zufällig Julianas Nummer?«
Leslie schüttelte den Kopf. »Sie schottet sich total ab, seit sie das Internat verlassen hat. Ich hab nach dem Unfall versucht, sie auf dem Handy zu erreichen. Aber es kam nur eine automatische
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