Die drei !!! Bd. 38 - Stylist in Gefahr
bestens«, antwortete Marie mit leiser Stimme. Sie zupfte an dem glänzenden rosa Turban, unter dem ihre Haare steckten, und schob die Brille zurecht.
»Dann noch einen schönen Tag.« Die Kellnerin ging kopfschüttelnd weg.
Marie rückte näher an die Bambuspflanze heran. Sie spitzte die Ohren. Pietro und Eva sprachen schnell und leise. Es war nicht leicht zu verstehen, was sie sagten. Doch dann hörte Marie zwei Worte heraus, die sie sich kerzengerade aufrichten ließen. Sie hatte »Giovanni« und »Salon« verstanden. Also doch!
Kim und Franzi hatten es sich in einer Sitzecke mit brombeerfarbenem Plüschbezug in ›Pietro's Haircut‹ bequem gemacht. An der Wand hing ein Sonnenaufgangsbild in zarten Rosa- und Lilatönen. Darunter gab es eine unübersehbare Anzahl von Urkunden und Diplomen verschiedenster Friseur-Seminare und Wettbewerbe in golden glänzenden Rahmen. Franzi beugte sich zu dem kleinen Tischchen und schnappte sich eine Zeitschrift. Sie zuckte zusammen. »Hab ich einen Muskelkater. Ich hätte nicht gedacht, dass Rudern so anstrengend ist. Dabei haben wir nur Trockenrudern in der Halle gemacht.«
Kim grinste. »Wenn du als Sportskanone das sagst, ist es wirklich ernst. Mich würden ja keine zehn Pferde dazu bringen, ein Paddel anzufassen.«
Franzi grinste. »Mit Pferden würde es mir noch mehr Spaß machen.« Sie blätterte lustlos in der Zeitschrift. Kim beobachtete, wie eine Kundin sich lange schmale Strähnen aus gestreiften Vogelfedern zeigen ließ, ans Haar hielt und schließlich eine auswählte.
»Hoffentlich kommt Pietro Paranello auch wirklich gleich aus seiner Pause zurück«, murmelte Franzi. »Seine Kollegin hat es doch gesagt: Er macht immer Pause von 14:00 bis 14:30 Uhr. Er müsste in fünf Minuten kommen.« Kim sah interessiert zu, wie die Friseurin die Feder im Haar der Kundin befestigte. »Ich kam mir übrigens ziemlich affig vor«, flüsterte sie, »als wir ihr gesagt haben, dass wir von den wahnsinnig tollen Schnittkünsten von Herrn Paranello gehört hätten und unbedingt nur von ihm beraten werden wollen.«
»Hm«, machte Franzi. »Aber was hätten wir sonst machen sollen?« Sie betrachtete das Foto von einem niedlichen Labradorwelpen, das über der Lesergeschichte des Monats abgedruckt war: Wie Lumpi zu uns kam.
»Ja, schon richtig.« Kim blickte weiterhin starr auf die Kundin. »Die Feder sieht super aus, finde ich!«
Franzi riss sich widerwillig von dem Artikel los. »Was sagst du?«
Marie beugte sich wieder zum Bambus vor. Ein Blatt kitzelte sie am Hals, sie schob es vorsichtig beiseite. Und dann hörte sie, wie Pietro zu Eva sagte: »Mach bitte, was ich dir gesagt habe!«
Eva antwortete mit schriller Stimme: »Das solltest du besser selbst machen! Giovanni muss —« Den Rest des Satzes konnte Marie leider nicht mehr hören. Er ging in donnernden Saxofon-, Trompeten- und Posaunentönen unter. Maries Blick fiel auf das Plakat an der Fensterscheibe: Das Mädchenorchester! Das Benefizkonzert begann ausgerechnet jetzt, ausgerechnet hier im 2. Stock auf dem kleinen Platz vor den Läden. Einige Besucher lehnten sich entspannt zurück und wippten mit den Füßen im Takt der Melodie mit. Andere beugten sich weit zur Mitte der Tische und setzten ihre Gespräche in doppelter Lautstärke fort. Die Geräuschkulisse war enorm. Marie starrte durch eine Lücke im Bambus. Sie sah, wie Pietro mit der Hand auf den Tisch schlug und die Lippen bewegte. Aber die fetzigen Klänge von When the Saints Go Marching In überdeckten seine Stimme komplett. Marie löffelte ein Ananasstück aus ihrem Eisbecher, ohne den Blick von den Zielpersonen zu nehmen. Plötzlich sprang Pietro auf. Er drückte Eva einen Briefumschlag in die Hand und lief zum Ausgang. Eva schüttelte den Kopf, verharrte einen Augenblick reglos und stopfte schließlich den Umschlag in ihre Handtasche. Sie stand ebenfalls auf und steuerte auf den Ausgang zu. Marie zögerte keine Sekunde. Sie musste Eva folgen und sie beschatten. Sie musste herausfinden, was in dem Briefumschlag steckte, den Giovanni ihr eben aufgedrängt hatte! Marie schnappte sich ihre Tasche und die Zeitschrift und sprang so schnell auf, dass der Stuhl gefährlich nach hinten kippte. Mit einer Hand fing Marie ihn auf, kurz bevor er zu Boden krachte. Sie schlängelte sich geschickt durch die engen Tischreihen hindurch. Knapp vor dem Ausgang wurde ihr der Weg durch einen Mann in brauner Lederjacke verstellt, der seiner Frau gerade umständlich in den Mantel
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