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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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kann.«
    Er gehorchte und hielt seinen Arm über das Becken, das sie vorsorglich bereitgestellt hatte. Sein lebhafter Sinn für Humor war wieder erwacht, aber nachdem der erste Schreck vorüber war, konnte er doch ein leises Zittern seiner Lippen nicht unterdrücken. »Na«, meinte er, »man kann sich die Freude eines Vaters bei einer solchen Entdeckung vorstellen! Ruhige Entschlußkraft ist kaum das richtige Wort: Sie sind wohl nicht besorgt, Sophy, beim Anblick von Blut ohnmächtig zu werden?«
    Sie blickte von der Wunde, die sie gerade mit dem Schwamm berührt hatte, auf: »Das wohl nicht! Ich bin nicht zimperlich, auch nicht kleinmädchenhaft, das wissen Sie.«
    Er brach in schallendes Gelächter aus. »Nein, Sophy, das sind Sie nun wirklich nicht! Die Grand Sophy – ein kleines Mädchen!«
    »Sie sollten lieber stillhalten«, sagte sie streng, während sie ein weiches Tuch auf die Wunde legte. »Sehen Sie nur, es kommt kaum mehr Blut! Jetzt noch Basilikumpuder, dann kommt der Verband darauf, und alles ist in bester Ordnung. Gleich fühlen Sie sich wieder wohl!«
    »Ich fühle mich nicht im geringsten wohl, und wahrscheinlich werde ich gleich Fieber bekommen. Warum haben Sie das getan, Sophy?«
    »Nun ja«, sagte sie ernst, »Mr. Wychbold meinte, Charles würde Sie entweder fordern oder einfach auf Sie losgehen, und ich wünsche mir keines von beiden für Sie.«
    Diese Bemerkung setzte seiner Belustigung ein jähes Ende. Seine gesunde Hand griff nach ihrem Gelenk. »Ist das die Wahrheit? Bei Gott, ich möchte Ihnen ein paar hinter die Ohren geben! Bilden Sie sich etwa ein, daß ich vor Charles Rivenhall Angst habe?«
    »Nein, gewiß nicht, aber stellen Sie sich vor, was das für ein Aufsehen gäbe, wenn Charles Sie gar tötete – alles durch meine Schuld!«
    »Unsinn!« sagte er zornig. »Wenn einer von uns beiden töricht genug wäre, es zu so etwas kommen zu lassen, und auf mein Wort, das sind wir nicht –«
    »Nein, Sie haben wohl recht, aber auch Mr. Wychbold kann recht haben, und er meinte, Charles würde … wie sagte er doch? – Ihnen ins Gesicht schlagen.«
    »Sehr wohl möglich. Aber wenn ich auch kein gleichwertiger Partner für Rivenhall bin, so kann ich doch immer noch einigermaßen für mich einstehen.«
    Sie begann eine Zupfleinwand um seinen Unterarm zu schlingen. »Es wäre nicht das richtige«, sagte sie. »Wenn Sie Charles zu Boden schlagen, würde Cecy keine rechte Freude daran haben; und wenn Sie meinen, mein lieber Charlbury, daß ein blaues Auge und eine blutende Nase Ihrer Sache bei Cecy förderlich wären, so sind Sie ein arger Schwachkopf.«
    »Und ich dachte doch«, fragte er sarkastisch, »daß sie dazu gebracht werden soll, mich zu bemitleiden?«
    »Eben das – gerade darum habe ich mich ja entschlossen, auf Sie zu schießen«, sagte Sophy triumphierend.
    Wieder konnte er ein Lachen nicht unterdrücken. Dann aber wies er sie darauf hin, daß er über den dicken Verband, den sie ihm angelegt, keinen Rockärmel ziehen könne.
    »Nun, der Ärmel ist ja doch verdorben, also spielt es keine große Rolle«, meinte sie. »Sie können den Rock zuknöpfen, und für Ihren Ann mache ich Ihnen eine Schlinge. Es ist zwar nur eine Fleischwunde, aber wenn Sie den Arm nicht hochhalten, kann sie noch einmal zu bluten beginnen. So, und jetzt wollen wir hinuntergehen und nachsehen, ob Mathilda den Tee für uns bereit hat.«
    Die geplagte Mrs. Clavering hatte nicht nur Tee bereitet, sondern auch den Jungen des Gärtners ins Dorf geschickt, um ein pralles, rotbackiges Mädchen herbeizuholen, das sie Sophy stolz als die Älteste ihrer Schwester vorstellte. Das junge Ding, das einen Knicks exekutierte, stellte sich vor – ihr Name war Clementina. Da Sophy mit der Möglichkeit rechnete, daß Lacy Manor für diese Nacht Einquartierung bekommen könne, wies sie Clementina an, Bettzeug vorzubereiten und am Küchenfeuer anzuwärmen. Mrs. Clavering, immer noch bemüht, den Frühstückssalon bewohnbar zu machen, hatte das Teetablett in die Halle gebracht, in der nun ein ruhigeres Feuer brannte. Zwar stieß der Kamin immer noch Rauchwolken in den Raum, aber Lord Charlbury, der in einen tiefen Stuhl gesetzt worden war und ein Kissen bekommen hatte, um seinen verletzten Arm daraufzulegen, hätte es ungezogen gefunden, diesem Umstand Beachtung beizumessen. Zu dem Tee, der durch seine lange Verwahrung in der Schublade einiges von seinem Aroma eingebüßt hatte, gab es Butterbrote und einen großen, massiven

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