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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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etwas dergleichen zu äußern! Sollen wir hier speisen? Muß das sein?«
    »Ich glaube, wir müssen unsere Gedanken auf diese Möglichkeit richten. Es läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, wann Cecilia kommen wird, aber ich nehme kaum an, daß sie vor sieben eintrifft, denn sie war mit meiner Tante in Richmond und wird den Nachmittag dort verbracht haben. Interessieren Sie sich eigentlich für Bilder? Soll ich Sie hinaufführen und Ihnen unsere Galerie zeigen? Die besten Stücke hängen oben.«
    »Ja, ich möchte sie gern sehen. Nehmen Sie an, daß Rivenhall seine Schwester begleitet?«
    »Doch, ich stelle mir das so vor. Schließlich wird sie sich kaum allein auf den Weg machen, und er ist die nächste Person, an die sie sich in einer solchen Lage wenden kann. Behaupten kann man das nicht, aber auf eines können Sie sich verlassen: wenn Charles nicht mit Cecy kommt, dann folgt er ihr auf dem Fuß. Sehen wir uns jetzt die Galerie an, bis der Tee bereit ist?«
    Sie führte ihn zu der Treppe und nahm im Vorbeigehen von einem Stuhl ihr Reiseretikül. Die Galerie, die sich an der Nordseite des Hauses hinzog, lag in Grabesdunkel, denn die großen Fenster waren mit schweren Portieren verhangen. Sophy schickte sich an, sie zurückzuziehen, und sagte: »Es sind zwei Van Dycks da, und ein Bild, das von Holbein sein soll – Sir Horace glaubt es aber nicht. Das hier ist das Bild meiner Mutter, Hoppner hat es gemalt. Ich selbst habe keine Erinnerung an meine Mutter, Sir Horace aber findet es nicht sonderlich gut getroffen. Sie hat auf dem Porträt ein geziertes, einfältiges Lächeln, das sie im Leben nie gezeigt haben soll.«
    »Sie sehen ihr nicht sehr ähnlich«, bemerkte Charlbury, in den Anblick des Porträts versunken.
    »Bestimmt nicht! Sie hat für eine große Schönheit gegolten.«
    Er lächelte, äußerte aber nichts. Sie gingen von Bild zu Bild, bis Sophy meinte, Mathilda werde jetzt mit dem Teebrett bereitstehen. Da sie es für nötig hielt, die Vorhänge wieder zuzuziehen, trat Charlbury an die Fenster und übernahm diese Aufgabe. Schon hatte er zwei verhängt und streckte die Hand gerade aus, den dritten Vorhang vorzuziehen, als Sophy, die hinter ihm stand, sagte: »Einen Augenblick, Charlbury! Können Sie von Ihrem Platz aus das Sommerhaus sehen?«
    Er stand still, den Arm am Fenstergriff, und sagte eben: »Ich sehe da etwas zwischen den Bäumen durchschimmern, aber –«, als er einen lauten Krach hörte und, zur Seite springend, mit der Hand nach seinem Arm griff, in dem er ein Gefühl hatte, als wäre er von einem rotglühenden Draht durchbohrt. Einen Augenblick lang stand er völlig fassungslos; dann begriff er, daß sein Ärmel versengt war und daß Blut ihm zwischen den Fingern herablief; und gleichzeitig bemerkte er, daß Sophy eine elegante kleine Pistole weglegte.
    Sie war ein wenig blaß, lächelte ihm aber ermutigend zu und sagte, als sie auf ihn zutrat: »Ich muß Sie sehr um Verzeihung bitten! Es war natürlich schändlich, was ich da getan habe, aber ich dachte eben … nun, es hätte die Sache für Sie noch schlimmer gemacht, wenn ich Sie gewarnt hätte.«
    »Sophy, sind Sie total wahnsinnig?« fragte er wütend, während er sein Taschentuch um den Arm band. »Was, zum Teufel, soll das?«
    »Kommen Sie ins Schlafzimmer, ich verbinde Sie. Habe alles dort bereit. Ich hatte Angst, Sie könnten es mir übelnehmen – Sie müssen ja arg erschrocken sein! Auch mich hat es einige Entschlußkraft gekostet«, sagte sie, während sie ihn zur Tür geleitete.
    »Aber was soll das nur? Was habe ich denn getan, daß Sie es nötig haben, mich anzuschießen?«
    »Oh, nicht das geringste. Diese Tür hier, bitte, und legen Sie Ihren Rock ab. Ich hatte solche Angst, daß meine Hand zittern würde. Ich hätte ja den Knochen treffen können, aber ich habe es doch nicht getan, nicht wahr?«
    »Nein, das haben Sie doch wohl nicht. Es ist kaum mehr als ein Kratzer, aber ich verstehe noch immer nicht, warum –«
    Sie half ihm, aus dem Rock zu schlüpfen und den Hemdärmel aufzurollen. »Nein, es ist nur eine leichte Fleischwunde. Ich bin so froh!«
    »Und ich erst!« sagte Seine Lordschaft grimmig. »Ich darf mir wohl dazu gratulieren, daß ich nicht tot bin?«
    Sie lachte. »Unsinn! Auf diese Entfernung? Trotzdem wäre Sir Horace wohl auf mich stolz, ich habe so ruhig gezielt wie beim Scheibenschießen, und es wäre gar nicht gut gewesen, wenn meine Hand gezittert hätte. Setzen Sie sich, damit ich Ihre Wunde spülen

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