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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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die zwar ohne Zweifel eine kreuzbrave Person sei, aber es empfindlich an Fähigkeiten fehlen lasse und ihre ungebärdigen Zöglinge nicht im Zaum halte. Doch da hatte Miss Wraxton einen Fehler begangen: Kritik an Addy, die seine ersten Schritte gelenkt, duldete Mr. Rivenhall absolut nicht; und auch die Äußerung Lord Brinklows über seinen Onkel reizte seine Empfindlichkeit und rief ihn zur Verteidigung des Verwandten auf den Plan. Sir Horace, so gab er Miss Wraxton zu wissen, war ein hervorragender Mensch, ein diplomatisches Genie.
    »Aber kein Genie in der Erziehung von Töchtern«, bemerkte Miss Wraxton spöttisch.
    Darüber mußte er lachen, sagte aber einlenkend: »Nun, nun, etwas wirklich Schlimmes ist ja mit Sophy schließlich noch nicht passiert.«
    Als Miss Wraxtons Einladung Sophy übermittelt wurde, nahm sie mit Freuden an und verlangte nur sofort, daß Miss Jane Storridge ihr Reitkleid plätte. Dieses Kleid erfüllte, als Sophy am nächsten Nachmittag darin erschien, Cecilia mit bewunderndem Neid, machte aber den Bruder bedenklich, der kaum hoffte, ein hellblaues Tuchkleid mit Epauletten und bortenbesetzten Schnurverschlüssen, die reinste Husarenuniform, und mit Litzen in halber Höhe der Ärmel könne Miss Wraxtons Beifall finden. Blaue Ziegenlederhandschuhe, Halbstiefelchen, ein hochgeschlagener, spitzenbesetzter Kragen, eine Musselinkrawatte und eine Art Tschako, vorn keck in die Höhe strebend, dazu noch eine Straußenfedergarnitur komplettierten diese tollkühne Toilette. Das enganliegende Kleid bot Sophys prächtige Figur der Bewunderung dar; unter dem Schirm ihrer Kopfbedeckung entrollten sich die braunen Locken bezaubernd; nun, als seine Schwester Mr. Rivenhall aufforderte, in ihr Entzücken einzustimmen, verneigte er sich kurz, erwähnte aber, daß er sich auf solche Dinge nicht verstehe.
    Wenn das auch stimmte, so war er dafür ein um so kritischerer Pferdekenner, und als sein Blick auf Salamanca fiel, den John Potton auf der Straße auf und ab führte, hielt er mit seiner Anerkennung nicht zurück, sondern gestand offen, daß er sich über Huberts Begeisterung jetzt nicht mehr wundere. John Potton half seiner Herrin in den Sattel, und nachdem sie Salamancas Verspieltheit ein paar tänzelnde Schritte erlaubt hatte, lenkte sie ihn an Mr. Rivenhalls Seite, und sie ritten in ruhiger Gangart dem Hydepark zu. Salamanca vermerkte zunächst die vielen Sedans, Hunde und Straßenkehrer übel und erhob gegen ein Posthorn Einwendungen, aber Mr. Rivenhall, der von seinen Ausritten mit Cecilia her wohl auf der Hut war, beging nicht den Fehler, seiner Kusine voreilig Rat und Hilfe anzubieten. Übrigens ergab sich bald, daß sie ihr Reittier sehr wohl in der Hand hatte, und das mußte Mr. Rivenhall ihr um so höher anrechnen als Salamanca keineswegs für ein Damenpferd gelten konnte.
    Dies war auch Miss Wraxtons erster Eindruck, die mit ihrem Bruder bereits am Parkeingang wartete. Sie gab Sophys Kleid nur einen flüchtigen Blick, wandte ihre Aufmerksamkeit dann Salamanca zu und sagte: »Ein prächtiges Tier! Aber ist es nicht doch ein bißchen zu kräftig für Sie, Miss Stanton-Lacy? Vielleicht könnte Charles ein gefügigeres, für eine Dame der Gesellschaft geeigneteres Pferd besorgen!«
    »Ich möchte annehmen, daß er das nur zu gern täte, aber ich habe schon festgestellt, daß wir, er und ich, was Pferde betrifft, sehr verschiedene Ansichten haben«, erwiderte Sophy. »Übrigens ist Salamanca zwar ein bißchen lebhaft, aber gar nicht tückisch, er hat, wie der Herzog es nannte, gute Weite – hat mich, ohne nur ein bißchen schlapp zu werden, unzählige Meilen getragen.« Sie beugte sich vor, Salamancas schimmernd schwarzen Hals zu tätscheln. »Auf mein Wort, auch nach einem langen Tag ist er nicht müde geworden, während Wellington mir doch versichert, daß sogar sein berühmter Copenhagen nach Waterloo Zeichen von Ermattung gab.«
    »Nein, wirklich?« sagte Miss Wraxton, der es mißfiel, daß man auf Englands Helden so gleichmütig anspielte. »Dann darf ich Ihnen jetzt meinen Bruder vorstellen, Miss Stanton-Lacy. Alfred!«
    Mr. Wraxton, ein bläßlicher junger Mann mit einem zurücktretenden Kinn, einem weichlichen Mund und wissenden Augen, verneigte sich und sagte, es sei ihm eine große Ehre. Dann erkundigte er sich, ob sie zur Zeit der großen Schlachten in Brüssel gewesen sei, und erwähnte, daß er damals im Sinn gehabt habe, sich als Freiwilliger zu melden. »Aber immer kam etwas

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