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Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Titel: Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bolz
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seine Freunde und der Schmerz darüber, sie wieder verloren zu haben, wie kleine Flüsse dahinflossen, die alle in einen großen Strom mündeten. Er wusste auf einmal, dass er sich auf dem Höhepunkt seines Lebens befand. Nicht nur das, jeder Schritt seines Weges war ein Schritt auf dieses Ziel zu gewesen. Er hatte nur nicht gewusst, dass das schon immer das Ziel gewesen war. Warum hatte er niemals auch nur die kleinste Ahnung gehabt, dass er eines Tages all diese Einschränkungen hinter sich lassen konnte? Konnte er es vielleicht wirklich?
    Er war plötzlich müde. „Ich bin mir nicht so sicher, ob ich das schaffe. Ich bin alt und die Kraft, die ich dazu bräuchte, können vielleicht jüngere Hüpfer aufbringen, aber kein altes Kriegspferd wie ich.“
    Und damit schloss er die Tür, die Wind geöffnet hatte. Der Schmerz des Bedauerns war leichter zu ertragen als der Gedanke daran, seine Grenzen auch nur infrage zu stellen. Es würde niemals passieren. Und damit basta.

 
     
     
    *  *  *
     
    Es begann am nächsten Tag kurz vor der Morgendämmerung. Krieg war gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht. Er verspürte ein flüchtiges Gefühl von Freude, als er zu sich kam. Es verblasste, als er die Augen öffnete. Der Himmel über ihm war klar. Wind schlief neben ihm, ihr elfenbeinernes Fell glänzte im Licht des Halbmondes, der tief am Horizont stand. Plötzlich schreckte sie hoch. Sie sprang auf, als schüttelte sie einen Traum ab.
    „Das Licht!“ Ihr Gedanke klang gehetzt. „Komm!“
    Sie stürmte los. Krieg hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen. Ihre anmutigen Schritte und ihre halb ausgebreiteten Flügel zogen ihn in ihren Bann und einen Moment lang überkam ihn der Wunsch, so zu sein wie sie. Der Wunsch nach Freiheit spornte ihn an, er holte sie ein und Seite an Seite rasten sie durch das mondlichtdurchflutete Tal auf die Klippe zu.
    Schließlich wurden sie langsamer und erreichten den Abgrund. Wind starrte unverwandt hinunter.
    „Wonach suchst du?“, fragte Krieg.
    „Warte“, antwortete sie. „Ich kann nicht glauben, dass ich das erleben darf.“
    Plötzlich durchfuhr sie ein eisiger Windstoß, der aus den Tiefen des Abgrunds kam. Es schien, als ob der Wind von oben antwortete und eine weitere Böe erreichte sie, diesmal aus dem Land hinter ihnen.
    „Es passiert tatsächlich!“ Wind konnte ihre Freude nicht zurückhalten.
    „Was denn?“, fragte Krieg.
    „Schau nur!“
    In diesem Moment begann in den Tiefen unter ihnen etwas zu glühen. Der Nebel, der das Höhlentor fast vollständig bedeckte, wurde von unten mit goldenem Licht durchflutet. Es war ein herrlicher Anblick. Dann bewegten sich der Nebel und die Wolken in der Mitte des großen Tals nach außen. Kleine Lichtstrahlen brachen durch den Nebel, bis sie zu einem einzigen, großen Strahl wurden, der bis hoch hinauf in den Nachthimmel reichte. Als Krieg zu Wind hinübersah, konnte er ihr Gesicht sehen, in dem sich das Licht spiegelte. Da wurde ihm klar, dass sie gleich Zeugen eines außerordentlichen Geschehens sein würden, etwas, das er niemals richtig verstehen würde.
    „Das Leuchtfeuer wurde aktiviert. Das Himmelsvolk wird abermals aufsteigen. Ich dachte, ich erlebe das nie wieder.“ Wind begann zu weinen.
    Eine Weile geschah nichts. Und dann sah er es. Es waren eher Schatten als klare Umrisse, aber es schienen Menschen zu sein, Dutzende von ihnen. Jeder von ihnen schien auf einem Balken zu sitzen, der durch dünne Fäden mit einer großen Kugel verbunden war, die aussah wie aus Glas. Sie trieben langsam aufwärts in Richtung Himmel, inmitten des Lichtstrahls.
    „Das ist mein Volk.“
    „Dein Volk?“, wiederholte Krieg.
    „Glaubst du mir wenn ich dir sage, dass vor vielen Jahrhunderten in einer Stadt unten in der Tiefe das Volk der Pegasus und die Himmelsmenschen gleichberechtigt zusammenlebten?“
    Beide sahen zu, wie die Figuren hinauf in den Nachthimmel schwebten, bis sie nicht mehr zu erkennen waren.
    „Krieg, ich will nicht, dass du länger im Ungewissen über das Schicksal deiner Freunde bist. Etwas passiert dort unten, das ich noch nicht ganz verstanden habe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es etwas mit eurer Ankunft zu tun hat.“
    „Unserer Ankunft?“, fragte Krieg.
    „Ja. Und das Seltsame dabei ist, dass keiner von euch in irgendeiner Prophezeiung erwähnt wird oder in einer Schrift, nicht einmal in alten Erzählungen. Ihr hättet eigentlich nicht passieren sollen, einander nicht finden sollen, doch das habt

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