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Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Titel: Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bolz
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Wenn sie hier und da einige Stunden rasteten, hielten sie abwechselnd Wache. Während Joshua den Schlaf seines Gefährten bewachte, dachte er entsetzt zurück an die Zeit, die sie in dem Labyrinth verbracht hatten. Wie mächtig die „bösen“ Gedanken des Wolfs ihm vorgekommen waren. Nun konnte er nicht einmal mehr behaupten, dass sie tatsächlich wahr gewesen waren. Er beschloss in diesem Moment, nie mehr an dem Wolf zu zweifeln.

 
     
     
    Kapitel 11 – Ruinen
     
     
    Allmählich begann es zu dämmern, und als sie schließlich durch das Licht hindurchsehen konnten, stellten sie fest, dass sie die Hügel hinter sich gelassen hatten und sich nun in einem Wald befanden. Große Bäume hoben sich dunkel vor einem ruhigen grauen Himmel ab. Hatte sich der Glaskanal vorher durch Hügel gewunden, folgte er nun einer geraden Linie tief in den Wald hinein. Je weiter sie gingen, desto ruhiger schien es zu werden. Das Zwitschern der Vögel um sie herum wurde leiser, bis nichts mehr zu hören war als ihre eigenen Schritte auf dem Steinpfad. Auf einmal machte der Kanal eine plötzliche, scharfe Biegung nach links und verschwand zwischen den Bäumen. Ohne Vorwarnung versiegte plötzlich der Glanz, den das flüssige Glas ausgestrahlt hatte. Einen Moment lang dachte Joshua entsetzt, die Kreaturen der Nacht, die sie begleitet hatten, würden nun kommen und sie holen. Aber sie waren verschwunden. Joshua und Grau konnten nur mutmaßen, dass das schwache Tageslicht bereits ausreichte, um sie dorthin zurückzutreiben, von wo sie gekommen waren. Einige Schritte entfernt kam von rechts ein weiterer Kanal aus dem Dickicht. Dieser war leer. Er machte eine scharfe Biegung vor ihnen und führte weiter geradeaus.
    „Wahrscheinlich kommt der Kanal, der in den Wald führt, irgendwie auf der anderen Seite wieder heraus“, dachte Joshua. „Es könnte ein bisschen dauern, bis die Flüssigkeit nachkommt.“
    „Sollen wir ihm folgen?“, fragte Grau.
    „Ich denke, wir sollten geradeaus gehen und nachsehen, wohin er führt“, dachte Joshua.
    „Einverstanden“, antwortete der Wolf.
    Nun, da sie nicht mehr den Steinpfad benutzen mussten, gingen sie auf Piniennadeln, die ihre Schritte so sehr dämpften, dass man fast gar nichts hörte. Joshua fand es gruselig und gleichzeitig auf seltsame Weise tröstlich.
    Sie durchquerten nun etwas, das aussah wie ü berreste alter Gebäude, die schon lange dem Verfall ausgesetzt und überwuchert waren. Einige hatten seltsame Formen und manche schienen willkürlich mit anderen verbunden zu sein. Je weiter sie gingen, desto sicherer wurden sie, dass hier einmal Gebäude gestanden hatten – Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende musste das her sein. Joshua hatte das deutliche Gefühl, dass sie sich auf heiligem Boden befanden, auf dem geweihten Boden einer uralten Zivilisation, von der nur diese Überreste geblieben waren. Sie kamen an einen Punkt, an dem sie in der Ferne etwas sehen konnten, das das Zentrum der Stadt gewesen sein musste. Die Ruinen beschrieben einen Halbkreis zu beiden Seiten des Kanals und ließen einen großen, runden Bereich in der Mitte offen. Zuerst konnte Joshua nicht erkennen was es war, doch als sie näher kamen, sahen sie einen großen Krater in der Mitte. Er hatte einen Durchmesser von ungefähr fünfzig Metern und gerade Wände, die denen ähnelten, die das Höhlentor umschlossen. Sie verschwanden tief unten im Nichts. Der Kanal teilte sich hier, führte auf beiden Seiten um den Krater herum und schloss den Kreis auf der anderen Seite.
    Langsam gingen Joshua und Grau am Rand des Kraters entlang.
    „Das mag jetzt seltsam klingen“, dachte Joshua zu dem Wolf, „aber ist es möglich, dass wir gerade genau in der Mitte des Höhlentors sind?“
    „Wie kommst du darauf?“, fragte Grau zurück.
    „Als wir von dem Plateau gefallen sind, habe ich ganz kurz diese seltsamen Muster gesehen, die in die Mitte führten. Das müssen die Ruinen der alten Stadt gewesen sein, in der wir uns befinden.“
    „Joshua, ich wollte eigentlich nichts sagen, aber das hier kommt mir alles sehr bekannt vor. Es ist, als wäre ich in längst vergangenen Zeiten schon einmal hier gewesen. Es muss eine der Erinnerungen des Adlers gewesen sein, die ich aufgeschnappt habe, als wir geflogen sind, denn ich bin noch niemals wirklich hier gewesen.“
    „Oder vielleicht doch“, dachte Joshua mehr zu sich als zu dem Wolf. Der ganze Ort war von einer seltsamen Beschaffenheit. Als wäre er durchdrungen von etwas,

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