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Die drei Hellwang-Kinder

Die drei Hellwang-Kinder

Titel: Die drei Hellwang-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Fräulein Zögling und auch im Badezimmer nichts entdecken, was diesen schrecklichen Schrei und die Hilferufe gerechtfertigt hätte. »So reden Sie doch!« fuhr er sie an, »Mein Gott, ich dachte, Sie ständen in Flammen...«
    »Ich dachte im ersten Augenblick, es wäre eine Säure«, schluchzte Fräulein Zögling mit einer Bewegung, als habe sie die Absicht, sich an Hellwangs Brust zu werfen, »aber es ist nur ein gemeiner, nichtswürdiger Streich!«
    Hellwang starrte sie an, er verstand kein Wort und ließ es sich auch deutlich anmerken, daß er kein Wort verstand; und wenn Männer mit gescheiten Gesichtern einmal dumm dreinschauen, dann sehen sie zumeist auch gleich so dumm aus, daß es schon erschreckend ist. Aber ehe er dazu kam, sich zu fassen und weitere Fragen zu stellen, reckte Fräulein Zögling den Arm mit einer anklagenden Gebärde gegen Kathi aus, die hinter Hellwang in das Badezimmer eingedrungen war, und schrie: »Das ist Ihr letzter Streich, Sie gemeines, unverschämtes Frauenzimmer, Sie!« Und es sah ganz so aus, als wolle sie gegen Kathi losgehen.
    »Sie ist narrisch geworden...« stammelte Kathi bestürzt und erschüttert, und es war ihr völlig Ernst damit, daß das Fräulein plötzlich den Verstand verloren haben müsse, »sie ist bestimmt narrisch geworden, Herr Doktor — da hilft nur eins — Gabersee! Gleich Gabersee anläuten!«
    Fräulein Zögling zitterte am ganzen Leibe, ihre Stimme überschlug sich: »Wollen Sie es etwa auch noch zu leugnen versuchen, Sie — Sie...«
    »Beherrschen Sie sich!« fiel Hellwang ein, ehe die fürchterlichen Worte ausgesprochen waren, die dem Fräulein auf der Zunge schwebten, »erklären Sie mir lieber, was hier überhaupt geschehen ist!«
    »Mein Haar!« jammerte Fräulein Zögling und zerrte an den verklebten Strähnen, die ihr wirr in die Stirn hingen. Hellwang konnte an ihnen nichts Besonderes entdecken, er fand nur, daß Fräulein Zögling nicht gerade vorteilhaft aussah.
    »Was ist mit Ihrem Haar?« fragte er zornig. Das Blut stieg ihm zu Kopfe. War das eine Art, wegen nichts und wieder nichts das ganze Haus in Schrecken zu versetzen und womöglich noch die Nachbarschaft zu alarmieren?
    »Ich benutze ein Haarwasser«, Fräulein Zögling deutete mit flatternden Händen auf das Glasbrett unter dem Spiegel, auf dem zwischen den Zahnputzgläsern der Familie die Flasche mit dem Bildnis der blonden Loreley stand, »es ist ein Spezialmittel zur Pflege blonder Haare. Und die unverschämte, niederträchtige Person hat es ausgeschüttet und dafür eine schmierige, klebrige Flüssigkeit in die Flasche getan«
    »Ha?!« rief Kathi empört, »was soll ich getan haben? Das sagen Sie noch einmal, Sie Trutschen, Sie grausige... «
    »Maul halten!« brüllte Hellwang sie an.
    »Tun Sie nur nicht so, als ob Sie nicht davon wüßten, Sie gemeines Stück!« schrie das Fräulein und fuchtelte mit den Fäusten vor Kathis Gesicht, »dieses Mal hilft Ihnen kein Lügen und Verstellen! Diese Niedertracht wird Ihnen teuer zu stehen kommen. Ich werde Sie bei der Polizei anzeigen! Ich werde gegen Sie Strafantrag stellen! Was Sie mir angetan haben, das ist Körperverletzung! Das ist...«
    »Ruhe!!!« donnerte Hellwang dazwischen. Er war gerade dabei, die leicht opalisierende Flüssigkeit in der Untertasse zu untersuchen. »Das ist Lack!« stellte er fest, »das ist ohne Zweifel farbloser Lack, der gleiche Lack, mit dem ich vor wenigen Tagen meine Angelgerten eingelassen habe.« Für einen Augenblick war er nahe daran, in ein Gelächter auszubrechen, das völlig fehl am Platze gewesen wäre. Es gelang ihm, sich zu beherrschen.
    »Wie bekommt man das Zeug aus den Haaren?« ächzte Fräulein Zögling und verdrehte die Augen, als wäre sie einer Ohnmacht nah.
    »Mit Spiritus, nur mit Spiritus«, murmelte er durch die Zähne und wagte Fräulein Zögling nicht anzusehen, um nicht zu platzen. Er stellte die Untertasse auf das Glasbrett zurück. Sein Blick fiel auf die Flasche mit der Loreley und dem Forsteleven. »Diese Flasche stand doch nicht immer hier?« fragte er. Kathi kicherte bös durch die Nase.
    »Nein«, antwortete Fräulein Zögling, »ich habe sie stets bei meinen Toilettesachen in einem Schubfach der kleinen Kommode verwahrt.«
    Kathi kicherte zum zweitenmal. »Toilettensache, hi hi...«
    »Und wie kommen Sie zu der Vermutung, Kathi könne Ihnen diesen bösen Streich gespielt haben?« fragte Hellwang.
    »Sehr richtig!« fiel Kathi hohntriefend ein, »dees möcht i aa gern

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