Die drei Musketiere
nicht daran glauben
konnte, was er von der Wirtin und von Bazin schon gehört hatte.
Seine Augen wanderten verwundert von einer der drei Personen, die er vor sich hatte, zur andern.
»Nun wünscht«, nahm Aramis wieder das Wort, indem er in seinem Sessel die männliche graziöse Pose annahm, als hätte er sich in einem Chorstuhl befunden, und wohlgefällig seine weiße, weiche Hand, die an eine Frauenhand erinnerte,
betrachtete, »nun wünscht, wie Sie eben hörten, mein lieber d'Artagnan, der Herr Pater, meine These solle dogmatisch sein, während ich vorhatte, sie ideal zu halten. Darum hat er mir das folgende Thema genannt, das noch nicht behandelt worden sei und worin ich allerdings Stoff zu herrlichen Entwicklungen finde: Utraque manus in benedicendo clericis inferioribus necessaria est.«
D'Artagnan zuckte bei diesem lateinischen Zitat so wenig mit der Wimper wie Herrn von Tréville gegenüber, als dieser ihn vor den Ränken des Kardinals gewarnt hatte.
»Diese lateinischen Worte bedeuten, in unsere Sprache
übertragen«, nahm Aramis wieder das Wort, um ihm die Sache zu erleichtern: »Dem Geistlichen der unteren Grade sind beide Hände unentbehrlich, wenn er den Segen spendet.« – »Ein großartiges Thema!« rief der Jesuit. – »Großartig und dogmatisch!« wiederholte der Geistliche, der, im Lateinischen ungefähr so gut bewandert wie d'Artagnan, ängstlich den Jesuitenpater im Auge hielt, um Schritt mit ihm zu halten und seine Worte wie ein Echo zu wiederholen.
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D'Artagnan verzog angesichts der Begeisterung der beiden schwarzen Herren keine Miene.
»Jawohl, ein großartiges Thema! prorsus admirabile!« rief Aramis, »das aber ein tiefes Studium der Kirchenväter und der Heiligen Schrift erfordert. Nun habe ich diesen gelehrten Herren in aller Demut bekannt, daß ich über dem Dienst in der Kompanie und beim König das geistliche Studium
notwendigerweise vernachlässigen mußte. Leichter wird es mir nun bei einem Thema meiner Wahl fallen, das zu diesen
strengen theologischen Fragen sich etwa verhält wie die Moral zur Metaphysik in der Philosophie.«
D'Artagnan wurde die Geschichte schrecklich langweilig und dem Geistlichen auch. – »Betrachten Sie dieses Exordium!« rief der Jesuit. – »Exordium!« wiederholte der Pfarrer, um etwas zu sagen. – »quemadmodum intercoelorum immensitatem.« –
Aramis warf einen Seitenblick auf d'Artagnan und sah, daß sein Freund gähnte, daß sich ihm fast die Kinnladen verrenkten. –
»Ich denke, Herr Pater«, sagte er zu dem Jesuiten, »wir reden lieber in unserer Landessprache, da sie Herr d'Artagnan doch besser verstehen dürfte.« – »Ja, ich bin von dem Ritt abgespannt«, sagte d'Artagnan, »und habe alles Latein lä ngst vergessen.« – »Mir auch recht«, versetzte der Jesuit, ein wenig aus dem Konzept geraten, während der Pfarrer, um einen Zentner erleichtert, auf d'Artagnan einen dankerfüllten Blick warf, »nun denn, wie würden Sie sich zu der Aufgabe stellen?«
»Moses, Gottes Diener... ist nur Diener, verstehen Sie wohl!
Moses segnete mit den Händen; er hob die beiden Arme auf, dieweil die Hebräer ihre Feinde schlugen; mithin segnete er mit den beiden Händen. Übrigens steht auch im Evangelium:
Imponite manus, nicht manum; leget die Hände auf, und nicht: die Hand!« – »Leget die Hände auf«, wiederholte der Pfarrer, die Gebärde nachahmend. – »Der heilige Petrus dagegen, dessen Nachfolger die Päpste sind«, fuhr der Jesuit fort, »spricht: porrige digitos! Reichet die Finger! Verstehen Sie nun?« –
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»Gewiß«, antwortete Aramis, sich von Herzen freuend, »aber die Sache ist heikel.« – »Die Finger!« rief der Jesuit wieder;
»der heilige Petrus segnete mit den Fingern. Der Papst segnet auch mit den Fingern. Und mit wieviel Fingern segne t er? Mit drei Fingern: einen für den Vater, einen für den Sohn, einen für den Heiligen Geist.«
Alle Anwesenden bekreuzigten sich; d'Artagnan meinte,
dieses Beispiel nachahmen zu sollen.
»Der Papst ist der Nachfolger des heiligen Petrus und stellt die drei göttlichen Mächte dar; die übrigen, ordines inferiores der kirchlichen Hierarchie, segnen durch den Namen der heiligen Erzengel und Engel. Die untersten Geistlichen, wie unsere Diakone und Sakristane, segnen mit den Weihwedeln, die eine unendliche Zahl weihender Finger versinnbildlichen.
Hier kommen wir nun zu dem vereinfachten Thema:
Argumentum, omni denudatum ornamento. Damit würde ich«, fuhr der
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