Die drei Musketiere
Feind. Die
Musketiere salutierten mit den Degen und schoben sie in die Scheiden. D'Artagnan machte es ebenso; dann trug er mit Biscarat, dem einzigen, der noch auf den Beinen war, Jussac, Cahusac und denjenigen von Aramis' Gegnern, der bloß
verwundet war, unter die Klo sterhalle. Der vierte war, wie schon
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gesagt, tot. Hierauf läuteten sie, um sodann als Sieger, zu viert über fünf, die Schritte nach dem Palais des Herrn von Tréville zu lenken, Arm in Arm, die ganze Straßenbreite einnehmend, jeden Musketier, der ihnen in den Weg kam, mit sich nehmend, so daß sie schließlich einen richtigen Triumphzug bildeten.
D'Artagnan hüpfte das Herz im Leibe, als er zwischen Athos und Porthos, sie sanft unterfassend, einherschritt.
»Bin ich auch noch nicht Musketier«, sagte er zu seinen neuen Freunden, als sie die Schwelle von Trévilles Palais
überschritten, »so werde ich doch wenigstens als Anwärter aufgenommen, nicht wahr?«
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König Ludwig der Dreizehnte
Der Fall erregte großes Aufsehen. Herr von Tréville schimpfte laut auf seine Musketiere und gratulierte ihnen heimlich; da er aber keine Zeit verlieren durfte, dem König darüber Meldung zu machen, begab er sich schleunig in den Louvre, kam aber doch zu spät, denn der König konferierte bereits mit dem Kardinal, und Tréville bekam Bescheid, jetzt nicht eintreten zu dürfen...
Abends fand sich Tréville zum Spiel bei Majestät ein; Majestät gewannen, und da Majestät sehr habgierig waren, waren sie in ausgezeichneter Stimmung. Kein Wunder, daß Majestät schon von weitem Tréville zuriefen: »Bitte, herein, Kapitän, daß ich Ihnen tüchtig den Pelz wasche! Sie wissen doch, daß Seine Eminenz sich über Ihre Musketiere bei mir beschwert hat, und zwar mit solchem Eifer, daß sie jetzt krank darniederliegt?... Ha!
Es sind aber auch vermaledeite Hundsfötter, Ihre Musketiere, die richtigen Galgenvögel!« – »Nein, Sire«, erwiderte Tréville, der sofort erkannte, wie sich die Sache gestalten würde; »nein, ganz im Gegenteil, Sire! Meine Musketiere sind die
gutmütigsten Köpfe, sanft wie Lämmer, die keinen anderen Wunsch im Herzen tragen – darauf lege ich die Hand ins Feuer
–, als mit ihrem Degen einzig und allein Euer Majestät zu dienen. Was soll man da sagen? Die Garden Seiner Eminenz suchen in einem fort Streit mit ihnen, und die armen jungen Leute sind doch, schon aus Korpsgeist, zur Verteidigung gezwungen.«
»Da höre einer diesen Tréville!« rief der König; »sollte man nicht glauben, er spräche von einer religiösen Gemeinschaft?
Fürwahr, Kapitän, ich möchte Ihnen Ihr Patent nehmen und es dem Fräulein von Chemerault geben, der ich eine Abtei
versprochen habe! Aber denken Sie ja nicht, daß ich Ihnen aufs bloße Wort glaube. Man heißt mich Ludwig den Gerechten, Tréville, und sofort wollen wir sehen, im Augenblick!« – »Oh, Sire, eben weil ich auf diese Gerechtigkeit baue, harre ich mit
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Geduld und Ruhe Eurer Majestät gütiger Entscheidung.«
Da der König zu verlieren anfing, was er gewonnen hatte, war er nicht ungehalten, daß sich ihm ein Vorwand bot, das Spiel zu unterbrechen. Er stand auf, schob das vor ihm liegende, zumeist gewonnene Geld in seine Tasche und wandte sich an den
anwesenden Herrn von Vieuville mit der Aufforderung, sich an seinen Platz zu setzen. »Ich habe in einer wichtigen
Angelegenheit mit Herrn von Tréville zu konferieren. Vieuville, ich hatte achtzig Louis daliegen. Setzen Sie den gleichen Betrag, damit keiner von denen, die verloren haben, sich beklagen können. Die Gerechtigkeit vor allem!« Dann wandte er sich zu Herrn von Tréville und zog ihn in eine Nische... »Ei, ei, mein Herr«, fuhr er fort, »Sie behaupten also, die Garden Seiner Eminenz hätten mit Ihren Musketieren Händel angefangen?« –
»Jawohl, Sire, wie immer.« – »Und wie hat sich der Fall zugetragen bitte? Sie wissen doch, Kapitän, eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede!«
»Du lieber Gott, auf die einfachste Weise von der Welt! Drei meiner besten Soldaten, Eurer Majestät den Namen nach
bekannt, von Eurer Majestät mehr denn einmal gelobt, Athos, Porthos, Aramis, hatten mit einem jungen Gascogner, den ich am selben Morgen an sie empfohlen, eine kleine Lustpartie veranstaltet, nach Saint-Germain, glaube ich, und hatten beim Karmeliterkloster Station gemacht, als es den Herren Jussac und Cahusac beliebte, mit Biscarat und zwei anderen Gardisten sie dort anzurempeln. Daß die Herren in so
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