Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
retirierte langsam nach dem
    -70-
    Palais des Herrn de la Tremouille zu, wo ein Verwandter von ihm in Dienst war. D'Artagnan, ohne zu wissen, daß sein Gegner schwer verwundet war, bedrängte ihn weiter, statt ihm mit einem Hieb den Garaus zu machen. Da kamen infolge des
    Waffengeklirrs, das zum Ballhaus hinaufgedrungen war, zwei Gardisten herausgerannt und fielen über d'Artagnan her; ebenso schnell hatten aber auch Athos, Porthos und Aramis Wind von dem Auftritt bekommen und befreiten ihren jungen Freund aus der Klemme. Jetzt sank Bernajoux zu Boden, und die beiden Gardisten, nun zwei gegen vier, schrien um Hilfe; aber auch die Musketiere alarmierten ihre Kameraden, so daß binnen wenigen Augenblicken ein förmliches Gefecht im Gange war. Trotzdem die Gardisten in der Überzahl waren, da aus dem Palais Tremouille fortwährend neue Hilfe kam, behielten die
    Musketiere die Oberhand, und schon kam unter ihnen, um weiteren Zuzug aus dem Palais zu verhindern, die Rede auf, es in Brand zu stecken, als es glücklicherweise vom nahen Gilesturme elf Uhr schlug. Die drei Musketiere, wie auch begreiflicherweise d'Artagnan, gedachten der Audienz beim König. Da sie um alles in der Welt nicht auf die Teilnahme an diesem schönen Streich wider den verhaßten Feind verzichten wollten, suchten sie die Kameraden zu beschwichtigen, was ihnen auch so weit gelang, daß sich diese damit begnügten, das Tor mit Steinen zu bombardieren, um alsbald abzuziehen, als sie sahen, daß es zu standhaft war, um dadurch Schaden zu nehmen.
    Athos, Porthos und Aramis waren mit d'Artagnan bereits auf dem Wege zu Herrn von Tréville, der von dem neuen
    Handgemenge schon Kunde hatte und sie mit dem Ruf:
    »Vorwärts in den Louvre!« mit sich fortriß, um dem König früher als der Kardinal die Kunde davon zu melden.
    Zu seinem nicht geringen Verdruß bekam er aber am Tor den Bescheid, der König habe sich heute morgen in aller Frühe nach Saint-Germain zur Hirschjagd begeben. Im ersten Augenblick wollte er seinen Ohren nicht trauen und fragte, während sein
    -71-
    Gesicht sich in düstere Falten legte, ob der König diese Absicht schon gestern gehabt habe. »Nein, Exzellenz«, erwiderte der Lakai, »heute morgen meldete der Oberjäger, daß ein Hirsch ins Jagdrevier gewechselt habe, und Majestät wollten sich das Vergnügen nicht entgehen lassen, sondern brachen gleich nach dem Frühstück auf.« – »War der Kardinal bei Majestät?« fragte Herr von Tréville. – »Ich vermute, denn ich sah früh bei Seiner Eminenz anspannen und hörte, sie fahre gleichfalls nach Saint-Germain.« – »Also doch früher aufgestanden als wir«, dachte Herr von Tréville, »nun, ich werde ja Majestät heute abend sprechen; Ihnen aber, meine Herren«, wandte er sich an seine Begleiter, »rate ich, nach Hause zu gehen und weitere Befehle von mir abzuwarten.«
    In sein Palais zurückgekehrt, meinte jedoch Herr von Tréville, daß es besser für ihn sein dürfte, zuerst Beschwerde zu führen.
    Er forderte also Herrn de la Tremouille auf, die Leibwache des Kardinals aus seinem Hause zu entfernen und seinen Leuten die Frechheit ihres Angriffs gegen die Musketiere energisch zu verweisen. Tremouille erwiderte aber, er sei bereits über den Fall unterrichtet. Es sei weder an Herrn von Tréville noch an seinen Musketieren, Klage zu erheben, als an ihm, denn seine Leute seien angegriffen worden, und es sei auch unter den Musketieren die Rede gewesen, ihm das Palais über dem Kopf anzubrennen. Da nun Herr von Tréville einsah, daß es auf schriftlichem Wege kaum möglich sein werde, den Streit schnell aus der Welt zu schaffen, entschloß er sich zu dem einfacheren Weg, Herrn von Tremouille einen Besuch zu machen...
    Zwischen den beiden hohen Herren bestand zwar kein intimeres Freundschaftsverhältnis, aber sie waren beide redliche Charaktere. Tremouille war als Protestant selten bei Hofe, gehörte keiner der in Paris am Ruder befindlichen Parteien an und hielt in seinem gesellschaftlichen Umgang im allgemeinen auf Ungezwungenheit. Immerhin fiel Herrn von Tréville sofort eine gewisse Kälte auf, als die ersten Worte gewechselt wurden.
    -72-
    »Wir meinen, beide Ursache zur Klage gegeneinander zu
    haben, Herr de la Tremouille«, begann Tréville, »und mein Besuch bezweckt weiter nichts als eine gütliche Beilegung.« –
    »Das erkenne ich dankbar an, mein Herr«, versetzte Tremouille,
    »bemerke aber, daß ich über den Vorgang genau informiert bin, und daß das Unrecht auf

Weitere Kostenlose Bücher