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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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    Lager zu mit der bekannten Geschwindigkeit der Bewohner seiner Heimat. Aber so rasch er auch lief, so hatte doch der, der zuerst geschossen, Zeit gefunden, sein Gewehr wieder zu laden, und er feuerte ihm einen zweiten Schuß nach, der diesmal so gut gezielt war, daß die Kugel durch seinen Hut drang und diesen zehn Schritte von ihm schleuderte. Da d’Artagnan keinen anderen Hut besaß, so hob er diesen im Laufen vom Boden auf und langte bleich und atemlos in seinem Quartier an. Hier blieb er, ohne jemandem ein Wort zu sagen, und dachte über das Vorgefallene nach.
    Vergebens suchte er sich die Züge oder die Tracht der Mörder ins Gedächtnis zu rufen, er hatte sich zu rasch entfernen müssen, um Genaueres wahrnehmen zu können.
    »Ah, meine armen Freunde«, murmelte er, »wo seid ihr? Wie fehlt ihr mir!«
    D’Artagnan verbrachte eine schlimme Nacht. Drei- oder viermal erwachte er plötzlich, weil er sich einbildete, man nähere sich seinem Bett, um ihn zu erdolchen. Aber der Tag erschien und fand ihn unversehrt. Er verhehlte sich jedoch nicht, daß aufgeschoben nicht aufgehoben sei. Er blieb den ganzen Tag in seinem Quartier, wobei er sich vor sich selbst mit dem schlechten Wetter entschuldigte. Am zweiten Tag um neun Uhr wurde Marsch geblasen. Der Herzog von Orléans besuchte die Posten. Die Leibwachen eilten zu den Waffen, und d’Artagnan nahm seinen Platz unter seinen Kameraden ein. Monsieur zog an der Front der Truppen vorüber, dann näherten sich ihm alle höheren Offiziere, darunter auch Monsieur des Essarts. Bald kam es d’Artagnan vor, als ob ihn Monsieur des Essarts durch ein Zeichen zu sich bescheide. Er wartete auf eine
    Wiederholung, aus Furcht, er könnte sich täuschen, als ihm aber Monsieur des Essarts noch einmal winkte, verließ er die Reihen und trat vor, um den Befehl entgegenzunehmen.
    »Monsieur verlangt Freiwillige zu einer gefährlichen Sendung, die aber den Ausführenden Ehre bringt, und ich habe 90
    Euch ein Zeichen gemacht, damit Ihr Euch bereit haltet.«
    »Ich danke, Monsieur«, antwortete d’Artagnan, dem nichts erwünschter war, als sich unter den Augen des Generalleutnants auszuzeichnen.
    Von La Rochelle aus war nämlich in der Nacht ein Ausfall gemacht und eine Bastei wiedergewonnen worden, deren sich zwei Tage vorher die Königlichen bemächtigt hatten. Es handelte sich nun darum, zu erkunden, wie die Bastei bewacht werde. Nach einigen Augenblicken erhob Monsieur die Stimme und rief: »Ich brauche drei oder vier Freiwillige unter Führung eines bewährten Mannes.«
    »Was den bewährten Mann betrifft, so habe ich diesen bei der Hand«, erwiderte Monsieur des Essarts und deutete auf d’Artagnan, »und an Freiwilligen wird es nicht fehlen.«
    »Vier Freiwillige, um sich mit mir töten zu lassen«, rief d’Artagnan, den Degen erhebend.
    Zwei seiner Kameraden von der Garde stürzten sogleich hervor, zwei Soldaten gesellten sich zu ihm, und die gewünschte Zahl war voll.
    Man wußte nicht, ob die Bastei nach der Einnahme geräumt, oder ob eine Truppe darin zurückgelassen worden war, und es galt zunächst, sich hierüber Gewißheit zu ve rschaffen.
    D’Artagnan rückte mit seinen vier Gefährten vor und folgte dem Laufgraben. Die Gardisten marschierten knapp neben ihm, und die Soldaten dahinter. So gelangten sie, sich deckend, bis auf hundert Schritte zur Bastei. Als sich d’Artagnan umwandte, sah er, daß die Soldaten verschwunden waren. Er glaubte, sie seien aus Furcht zurückgeblieben, und rückte weiter vor. An der Wendung der äußersten Grabenmauer waren sie nur noch ungefähr sechzig Schritte von der Bastei entfernt, und da man immer noch nichts sah, hielt man die Bastei tatsächlich für unbesetzt. Während sie aber noch beratschlagten, ob sie weitergehen sollten, wurde plötzlich eine Rauchwolke sichtbar, und ein Dutzend Kugeln zischten um d’Artagnan und seine 91
    Gefährten.
    Sie wußten nun, was sie wissen wollten: die Bastei wurde bewacht, ein längerer Aufenthalt an diesem gefährlichen Ort wäre sinnlos und unklug gewesen. D’Artagnan und die beiden Gardisten kehrten um, um ihren Rückzug zu bewerkstelligen.
    Als sie die Ecke des Laufgrabens erreichten, der ihnen als Wall dienen sollte, stürzte einer von den Gardisten, eine Kugel hatte ihm die Brust durchbohrt; der andere war wohlbehalten und setzte seinen Lauf nach dem Lager fort.
    D’Artagnan wollte seinen Gefährten nicht so verlassen und beugte sich über ihn herab, um ihn aufzuheben. Aber in diesem

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