Die drei Musketiere 2
begeben?«
»In diesem Augenblick, das heißt, sobald Ihr meine
Instruktionen habt. Zwei Männer, die Ihr vor der Tür findet, werden Euch als Geleit dienen!«
»Gut, Monseigneur. Nun aber die Sendung, mit der Ihr mich beauftragen werdet.«
Es herrschte einen Augenblick tiefes Stillschweigen. Athos benutzte diesen Augenblick, um seine Freunde aufzufordern, die Tür von innen zu schließen und sich zu ihm zu setzen, um das seltsame Gespräch mit anzuhören. Die beiden Musketiere brachten drei Stühle herbei. Alle setzten sich, steckten die Köpfe zusammen und lauschten mit gespannter Aufmerksamkeit.
»Ihr begebt Euch nach London«, fuhr der Kardinal nun fort,
»Ihr sucht Buckingham in meinem Namen auf und sagt ihm, ich wisse von allen Vorbereitungen, die er treffe, aber sie machten mir keine Sorgen, denn bei der ersten Bewegung, die er wagen würde, würde ich die Königin ins Verderben stürzen.«
»Wird er glauben, daß Eure Eminenz imstande ist, diese Drohung wahrzumachen?« – »Ja, ich habe Beweise dafür. Ihr könnt ihm sagen, daß ich den Bericht des Bois-Robert und des Marquis de Beautru über die Zusammenkunft des Herzogs mit der Königin bei Madame Connétable an dem Abend, da letztere einen Maskenball gab, veröffentlichen würde. Ihr könnt ihm 111
sagen, damit er ja nicht zweifle, daß er in dem Kostüm eines Großmoguls dort gewesen ist, und daß er dieses Kostüm, das der Chevalier de Guise tragen sollte, von letzterem um dreitausend Pistolen gekauft hat. – Sagt ihm ferner, daß ich Montaigu festhalte, Montaigu sei in der Bastille. Man habe allerdings keinen Brief bei ihm gefunden, aber die Folter könne ihn dazu bringen, alles zu gestehen, was er weiß – und selbst … das, was er nicht weiß.«
»Wenn sich der Herzog trotz all dieser Gründe nicht ergibt und Frankreich weiter bedroht?«
»Der Herzog ist verliebt wie ein Narr, oder vielmehr wie ein Dummkopf«, erwiderte Richelieu bitter. – »Aber wenn er dennoch fest bleibt?«
»Wenn er fest bleibt …«, sagte der Kardinal, »… das ist nicht wahrscheinlich.« – »Es ist möglich.« – »Wenn er fest bleibt …«
Seine Eminenz machte eine Pause und fuhr fort, »wenn er fest bleibt, so hoffe ich auf eines jener Ereignisse, die die Gestalt der Staaten verändern.«
»Wenn Seine Eminenz die Güte haben wollte, mir aus der Geschichte einige solche Ereignisse anzuführen«, sagte Mylady,
»so würde ich vielleicht dieses Vertrauen auf die Zukunft teilen.«
»Nun wohl, ein Beispiel. Als im Jahre 1610 König Heinrich IV. glorreichen Andenkens zugleich einen Einfall in Flandern und Italien machte, um Österreich von zwei Seiten anzugreifen
– nun geschah es da nicht, daß ein Ereignis Österreich rettete?
Warum sollte der König von Frankreich nicht dasselbe Glück haben wie der Kaiser?« – »Eure Eminenz beliebt von dem Messerstich in der Rue de la Feronnerie zu sprechen?«
»So ist es«, erwiderte der Kardinal trocken.
»Und nun«, sagte Mylady, »da ich die Instruktionen Eurer Eminenz in bezug auf Eure Feinde erhalten habe, so wird mir Monseigneur erlauben, ihm ein paar Worte über die meinigen zu 112
sagen.« – »Ihr habt also Feinde?« – »Ja, Monseigneur, vor allem eine kleine Intrigantin namens Bonacieux.« – »Sie ist im Gefängnis von Nantes.« – »Das heißt, sie war dort; aber die Königin hat sich von dem König einen Befehl zu verschaffen gewußt, mit dessen Hilfe sie sie in ein Kloster bringen ließ.« –
»Und welches Kloster?« – »Ich weiß es nicht! Das Geheimnis ist wohl bewahrt.« – »Ich werde es erfahren.« – »Und Eure Eminenz wird mir sagen, in welchem Kloster sich diese Frau befindet?« – »Ich sehe keinen Grund, dies nicht zu tun.« – »Gut.
Nun habe ich noch einen anderen Feind, der mir viel furchtbarer ist als Madame Bonacieux.« – »Und wen?« – »Ihren
Liebhaber.« – »Wie heißt er? « – » Oh! Eure Eminenz kennt ihn wohl«, rief Mylady voll Zorn, »er ist unser beider böser Genius.
Es ist derselbe, der bei einem Zusammentreffen mit den Leibwachen Eurer Eminenz den Sieg zugunsten der Musketiere des Königs entschieden hat, derselbe, der dem Comte de Wardes, Eurem Boten, vier Degenstiche versetzte, und uns dadurch die Geschichte mit den Nestelstiften verdarb, derselbe, der mir, weil er weiß, daß ich ihm Madame Bonacieux entführte, den Tod geschworen hat.«
»Ah«, sagte der Kardinal, »ich weiß schon, wen ihr meint.« –
»Ich meine den elenden
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