Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
das Gefängnis ausgekundschaftet hatte, worin die arme Madame Bonacieux ihre Ergebenheit abbüßen mußte, und daß sie dieselbe aus diesem Gefängnis befreite. Nun war ihm der Brief, den er von der jungen Frau erhielt, und ihre Fahrt auf der Straße von Chaillot, die ihm wie eine Erscheinung vorkam, erklärlich geworden. »Vorwärts,« sprach er, »ich will dich nicht verlassen. Stütze dich auf mich, und laß uns in das Lager zurückkehren.«
    »Ja,« entgegnete der Verwundete, der kaum an so viel Großmut glauben konnte; »doch geschieht das nicht, um mich henken zu lassen?«
    »Ich gebe dir mein Wort, und schenke dir zum zweitenmal das Leben.« Der Verwundete fiel auf seine Knie, und küßte seinem Retter abermals die Füße. Allein d'Artagnan. der sich nicht gern mehr lange in der Nähe des Feindes aufhalten wollte, kürzte selbst diese Dankbezeigungen ab. In das Lager zurückgekehrt, gab er an, daß sein Gefährte den Degenstich bei einem Ausfall erhalten habe. Er erzählte den Tod des andern Soldaten, und die Gefahren, die sie bestanden haben. Sein Bericht erwarb ihm einen wahrhaften Triumph. Die ganze Armee sprach einen ganzen Tag lang von dieser Expedition, und Monsieur ließ ihm dafür seine Zufriedenheit bezeigen.

Das Gasthaus »Zum roten Taubenschlag«
    Der König war kaum im Lager angekommen, so wollte er schon, da er große Eile hatte, sich dem Feinde gegenüberstellen, und da er den Haß des Kardinals wider Buckingham teilte, alle Anstalten treffen, einmal, um die Engländer von der Insel Ré zu vertreiben, und dann, um die Belagerung von La Rochelle tatkräftig zu beleben. Der Wohnsitz des Monsieur war in Dompierre, jener des Königs bald in Estré, bald in la Jarrie. Der Wohnsitz des Kardinals war auf den Dünen bei der Brücke la Pierre, in einem einfachen Haus ohne Verschanzung. Auf diese Art überwachte Monsieur Herrn Bassompierre, der König den Herzog von Angoulême und der Kardinal Herrn von Schomberg. Als Herr von Toiras melden ließ, daß sich im feindlichen Lager alles zu einem neuen Sturm anschicke, so dachte der König, man müsse der ganzen Sache ein Ende machen, und erteilte die nötigen Befehle zu einem entscheidenden Schlag. Wir nahmen uns nicht vor, ein Tagebuch der Belagerung zu verfassen, und so bemerken wir nur mit zwei Worten, daß das Unternehmen zur großen Zufriedenheit des Königs und zum großen Ruhm für den Kardinal ausgefallen ist. Die Engländer wurden Fuß für Fuß zurückgeworfen, bei jedem Handgemenge überwältigt und gezwungen, sich nach demVerlust von zweitausend Toten wieder einzuschiffen; unter diesen Toten befanden sich fünf Oberste, drei Oberstleutnants, zweihundertfünfzig Kapitäne und zwanzig Edelleute von hohem Rang; außerdem verloren die Engländer viele Geschütze und sechzig Fahnen; diese letzteren brachte Claude von Saint-Simon nach Paris, wo sie unter großem Gepränge in den Hallen von Notre-Dame aufgehängt wurden. Es blieb nun dem Kardinal anheimgestellt, die Belagerung fortzusetzen, ohne daß er wenigstens für die Gegenwart etwas von den Engländern zu fürchten hatte. Doch war die Ruhe, wie gesagt, nur eine augenblickliche. Man hatte einen Abgeordneten des Herzogs von Buckingham, namens Montaigu, eingefangen, und damit einen Beweis von einem Bündnis zwischen dem Reiche, Spanien, England und Lothringen bekommen. Dieses Bündnis war gegen Frankreich gerichtet. Überdies hatte man im Quartier des Herzogs von Buckingham, das er mit großer Eilfertigkeit verlassen mußte, Papiere vorgefunden, die dieses Bündnis bekräftigten, wie der Herr Kardinal in seinen Memoiren versichert, und die Frau von Chevreuse in ein übles Licht stellten.
    Die Musketiere hatten bei der Belagerung nur wenig zu tun, waren auch nicht streng gehalten und führten ein fröhliches Leben. Dies war vorzüglich unsern drei Freunden um so leichter, als sie von Herrn von Tréville, mit dem sie befreundet waren, ohne Schwierigkeit die Erlaubnis bekamen, länger ausbleiben und nach dem Schluß des Lagers außen verweilen zu dürfen. Als sie eines Abends d'Artagnan nicht begleiten konnten, da er den Dienst in den Laufgräben hatte, so kehrten Athos, Porthos und Aramis auf ihren Schlachtpferden, in ihre Kriegsmäntel gehüllt, eine Hand auf dem Kolben ihrer Pistole, zurück aus einer Schenke, »Zum roten Taubenschlag« genannt, die Athos zwei Tage vorher auf dem Wege nach Jarrie bemerkt hatte. Sie ritten auf der Straße, die zum Lager führte, und waren da aus Furcht vor einem

Weitere Kostenlose Bücher