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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Freude schwebte nun um seine Lippen; die Königin hatte ihre diamantenen Nestelstifte nicht an sich.
    Auf einmal zeigte sich der König mit dem Kardinal an einer von den Türen des Saales. Der Kardinal sprach mit ihm ganz still, und der König war sehr blaß. Der König schritt durch das Gedränge; er trug keine Maske, und kaum waren die Bänder seines Wamses festgeknüpft. Er ging auf die Königin zu und sagte zu ihr mit bewegter Stimme: »Madame, sagen Sie mir doch gefälligst, warum tragen Sie Ihre diamantenen Nestelstifte nicht, die ich doch so gern gesehen hätte?« Die Königin wandte sich umher und sah hinter sich den Kardinal, wie er schadenfroh lächelte. »Sire,« antwortete die Königin mit bebender Stimme, »ich fürchte, daß mir damit unter diesem großen Menschengewühl ein Unglück zustoßen möchte.«
    »Sie haben unrecht, Madame; wenn ich Ihnen damit ein Geschenk machte, so tat ich es, daß Sie sich mit demselben schmücken sollten. Ich sage also, daß Sie unrecht taten.« Die Stimme des Königs bebte vor Zorn; jeder sah und hörte mit Verwunderung und niemand wußte, was vorging. »Sire,« versetzte die Königin, »ich kann sie vom Louvre holen lassen, wo sie sind, und so werden die Wünsche Ew. Majestät befriedigt sein.«
    »Tun Sie das, Madame, tun Sie das, und so schnell als möglich, denn das Ballett fängt in einer Stunde an.« Die Königin verneigte sich zum Zeichen ihrer Ergebenheit und ließ sich von ihren Damen in ihr Kabinett begleiten. Auch der König kehrte wieder zurück nach dem seinigen.
    Der König ging zuerst aus seinem Kabinett. Er trug ein überaus gefälliges Jagdgewand, und Monsieur und die andern Großen waren wie er gekleidet. Dieser Anzug stand auch dem König am besten, und in dieser Tracht schien er fürwahr der erste Edelmann seines Reiches zu sein. Der Kardinal näherte sich dem König und überreichte ihm ein Kistchen; der König schloß es auf und fand darin zwei diamantene Nestelstifte. »Was soll das heißen?« fragte er den Kardinal. »Nichts,« entgegnete dieser, »nur sage ich, wenn die Königin Nestelstifte trägt, woran ich zweifle, Sire, so zählen Sie dieselben, und finden Sie deren nur zehn, so fragen Sie Ihre Majestät, wer ihr wohl diese zwei Nestelstifte hier weggenommen haben könne?« Der König blickte den Kardinal gleichsam fragend an, allein er hatte nicht Zeit, ihn wirklich zu fragen, denn ein Schrei der Verwunderung drang aus dem Munde aller. Wenn der König der erste Edelmann seines Reiches zu sein schien, so war die Königin offenbar die reizendste Frau in Frankreich. In der Tat stand ihr der Anzug einer Jägerin allerliebst; sie trug einen Felberhut mit blauen Federn, ein durch diamantene Agraffen befestigtes Oberkleid von perlenfarbigem Samt und ein blauseidenes Unterkleid, durchaus mit Silber gestickt. Auf ihrer linken Schulter schimmerten die Nestelstifte und wurden von einer Schleife getragen, welche die Farbe der Federn und desUnterkleides trugen. Der König zitterte vor Freude, der Kardinal voll Ingrimm, doch standen sie zu entfernt von der Königin, um die Nestelstifte zählen zu können; die Königin hatte sie an sich, nur fragte es sich noch, ob es zehn oder zwölf seien.
    In diesem Moment erschallten die Geigen zum Zeichen, daß das Ballett beginne. Der König trat zur Frau Präsidentin, mit der er tanzen sollte, und Seine Hoheit Monsieur näherte sich der Königin, um mit ihr zu tanzen. Man stellte sich in Reih und Glied, und das Ballett fing an. Der König figurierte der Königin gegenüber, und so oft er an ihr vorüberglitt, verschlang er ihre Nestelstifte mit den Augen, konnte sie jedoch nicht abzählen. Kalter Schweiß stand dem Kardinal auf der Stirn. Das Ballett dauerte eine Stunde, es hatte sechzehn Gänge. Als es zu Ende war, geleitete jeder unter dem Beifallsklatschen der ganzen Versammlung seine Dame auf ihren Platz. Allein der König nützte sein Vorrecht, und ließ seine Dame da stehen, wo sie sich eben befand, und schritt lebhaft gegen die Königin vor. Er sprach zu ihr: »Madame, ich danke Ihnen, daß Sie sich meinen Wünschen so willfährig gezeigt haben, allein ich glaube, es fehlen Ihnen zwei Nestelstifte, die ich Ihnen hier überbringe.« Bei diesen Worten übergab er der Königin die zwei Nestelstifte, die ihm der Kardinal gebracht hatte. »Wie doch, Sire,« rief die Königin, die Erstaunte spielend, »Sie geben mir noch zwei, Sie schenken mir somit vierzehn?« Der König zählte in der Tat, und es fanden sich die

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