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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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einzulassen. Die Rede kam natürlich auf die Einsperrung des armen Mannes. Herr Bonacieux, der es nicht wußte, daß d'Artagnan sein Gespräch mit dem Manne von Meung behorcht hatte, erzählte seinem Mietsmann die Verfolgungen dieses Ungeheuers, das Herr von Laßmann sei, den er immer nur einen Henker nannte, und dehnte sich ins Lange und Breite aus über die Bastille, die Riegel, die Türen, die Luftlöcher, die Gitter und Folterbänke. D'Artagnan hörte ihm mit beispielloser Geduld zu und sprach dann, als er zu Ende war: »Und wissen Sie, was mit Madame Bonacieux geschehen ist? Ist sie entführt worden?«
    »Ah,« rief Herr Bonacieux, »Sie haben sich Wohl gehütet, mir das zu sagen, und auch meine Frau schwur mir bei den Göttern, daß sie nichts davon wußte.« Dann fuhr er in einem überaus gutmütigen Tone fort: »Und was ist dennin dieser letzten Zeit mit Ihnen vorgegangen? Ich habe weder Sie gesehen noch Ihre Freunde, und Sie haben gewiß den vielen Staub, den Planchet gestern von Ihren Stiefeln klopfte, nicht auf dem Pflaster von Paris gesammelt.«
    »Sie haben recht, mein lieber Herr Bonacieux! meine Freunde und ich haben eine kleine Reise gemacht.«
    »Weit von hier?«
    »Ach, Gott! nein, bloß vierzig Meilen von hier; wir geleiteten Athos in die Bäder von Forges, wo meine Freunde bei ihm blieben.«
    »Und Sie sind zurückgekommen, nicht wahr?« fragte Bonacieux und gab sich eine höchst witzige Miene. »Ein so hübscher Junker, wie Sie sind, bekommt keinen langen Urlaub von seiner Geliebten, nicht wahr, und man hat uns schon ungeduldig in Paris zurückerwartet?«
    »Meiner Treu,« entgegnete der junge Mann lachend, »ich bekenne Ihnen das um so lieber, mein werter Herr Bonacieux, als ich sehe, daß man vor Ihnen nichts verheimlichen kann. Ja, man hat mich erwartet, und zwar sehr sehnlichst, dafür kann ich stehen.« Eine leichte Wolke schwebte über Bonacieux' Stirn, doch so leicht, daß sie d'Artagnan gar nicht bemerkte. »Und wir werden für unsern Eifer belohnt werden?« fuhr der Krämer mit einer leichten Bewegung der Stimme fort, eine Bewegung, die d'Artagnan ebensowenig als jene Wolke bemerkte, die einen Augenblick zuvor die Stirn des würdigen Mannes umschleierte. »O, schweigen Sie doch!« rief d'Artagnan lachend. »Nein,« antwortete Bonacieux, »ich sage Ihnen dies bloß, um zu erfahren, ob wir spät zurückkehren werden.«
    »Warum diese Frage, mein lieber Wirt?« versetzte d'Artagnan, »sind Sie vielleicht willens, auf mich zu warten?«
    »Nein, aber seit meiner Einkerkerung und jenem Diebstahl, der bei mir begangen worden ist, erschrecke ich, so oft ich eine Tür aufgehen höre, und zumal des Nachts. Nun, ich bin ja kein Krieger!«
    »Nun, erschrecken Sie nicht, wenn ich erst um ein Uhr, um zwei Uhr oder um drei Uhr früh zurückkomme; erschrecken Sie nicht, wenn ich ganz ausbleibe.« Diesmal erblaßte Bonacieux dergestalt, daß d'Artagnan nicht umhin konnte, es zu bemerken, und ihn zu fragen, was ihm fehle. »Nichts,« erwiderte Bonacieux, »nichts. Erst seit meinen Unfällen bin ich Schwachheiten unterworfen, die mich oft auf einmal überfallen, und eben durchrieselte mich wieder ein Schauder. Achten Sie nicht darauf und beschäftigen Sie sich bloß mit dem Gedanken an Ihr Glück.«
    »Dann bin ich auch beschäftigt, da ich glücklich bin.«
    »Noch nicht, warten Sie also. Sie sagten ja, diesen Abend...«
    »Nun, dieser Abend wird kommen, so Gott will: und Sie harren wohl darauf ebenso sehnsuchtsvoll wie ich? Vielleicht wird Madame Bonacieux ihrem Gemahl einen Besuch abstatten.«
    »Madame Bonacieux ist für diesen Abend nicht frei,« entgegnete der Gemahl sehr ernst; »ihr Dienst hält sie im Louvre zurück.«
    »Um so schlimmer für Sie, mein lieber Wirt! um so schlimmer; wenn ich glücklich bin,möchte ich, daß es alle Welt wäre; doch scheint das nicht möglich zu sein.« Der junge Mann entfernte sich, laut lachend über den Scherz, den er seiner Meinung nach allein verstanden hatte. »Unterhalten Sie sich gut,« rief ihm Bonacieux nach mit ersterbender Stimme.
    Er begab sich nach dem Hotel des Herrn von Tréville; sein Besuch war tags zuvor sehr kurz, wie man sich erinnern wird, und führte zu ganz geringer Erklärung. Er traf Herrn von Tréville in der Freude seines Herzens. Der König und die Königin waren auf dem Ball höchst huldreich gegen ihn, doch war der Kardinal in einer ganz verdrießlichen Stimmung. Um ein Uhr früh begab er sich weg, unter dem Vorwand einer

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